Der Journalist Adil Demirci wird seit mehr als einem Jahr in der Türkei festgehalten. Nun darf offenbar nach Deutschland ausreisen.

Köln, IstanbulDer seit mehr als zwölf Monaten in Istanbul festsitzende Journalist Adil Demirci darf offenbar aus der Türkei ausreisen. Das bestätigte jedenfalls der Kölner Bundestagsabgeordnete Rolf Mützenich (SPD) am Samstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) und berief sich dabei auf Informationen aus dem Auswärtigen Amt.

Mützenich, kommissarischer Chef der SPD-Bundestagsfraktion, hatte sich zunächst im «Kölner Stadt-Anzeiger» über die Ausreise Demircis geäußert. Demircis Mutter war dem Zeitungsbericht zufolge am vergangenen Mittwoch in Köln an den Folgen ihrer Krebserkrankung gestorben.

Da ihr schlechter Gesundheitszustand schon lange bekannt war, hatten Demircis Anwälte vor der jüngsten Verhandlung Ende April eine Aufhebung der Ausreisesperre beantragt.

Adil Demirci weist Vorwürfe zurück

Im April 2018 war Demirci in Istanbul festgenommen worden. Er wird beschuldigt, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein. Seit Mitte Februar befand sich der Sozialwissenschaftler auf freiem Fuß, durfte die Türkei aber nicht verlassen.

Demonstranten fordern in Köln die Freilassung des Journalisten Adil Demirci.
Demonstranten fordern in Köln die Freilassung des Journalisten Adil Demirci. © dpa | Christoph HardtGeisler-Fotopres

Demirci hat die von der Türkei gegen ihn erhobenen Vorwürfe, er sei Mitglied der verbotenen Marxistisch-Leninistischen Partei (MLKP), mehrfach zurückgewiesen. „Ich bin nicht Mitglied dieser Partei und war es nie“, hatte der Journalist im zuletzt April der Zeitung gesagt.

An Versammlungen nahmen Tausende teil

Der freie Mitarbeiter der linken türkischen Nachrichtenagentur Etha hatte laut Medienberichten bereits zum Prozessauftakt zwar eingeräumt, als Journalist an Beerdigungen von Kämpfern gegen die terroristische Organisation «Islamischer Staat» (IS) teilgenommen zu haben.

Gegenüber dem «Kölner Stadt-Anzeiger» betonte er aber: «Ich hatte auch nicht, wie mir vorgeworfen wurde, bei den Beerdigungen ein Megafon oder eine Fahne in der Hand, das kann man auch auf den Fotos erkennen.» An den von der Polizei erlaubten Versammlungen hätten Tausende Menschen teilgenommen. Es habe keinen Grund gegeben, ihn zu inhaftieren.