In ganz Europa liegen die Sozialdemokraten am Boden. In ganz Europa? Nein, in einem Land im Norden leisten sie Widerstand: in Dänemark.

KopenhagenIn Deutschland guckt kaum ein Sozialdemokrat aktuell gerne auf Wahlergebnisse. In Dänemark sieht das ganz anders aus. Die Sozialdemokraten sind nach ersten Prognosen stärkste Kraft bei der Parlamentswahl geworden.

Die Partei um die Vorsitzende Mette Frederiksen Prognose des dänischen Rundfunks DR von 20 Uhr auf 25,3 Prozent der Wählerstimmen. Die liberale Partei Venstre von Regierungschef Lars Løkke Rasmussen lag demnach 4,4 Prozentpunkte hinter den Sozialdemokraten. Venstre bedeutet im Dänischen „links“, jedoch ist die Venstre eine liberal-konservative Partei und somit nicht mit der deutschen Partei Die Linke zu vergleichen.

Deutliche Verluste muss wohl die Dänische Volkspartei hinnehmen. Die rechtspopulistische Partei hat bisher die Regierung von Rasmussen geduldet bzw. bei bestimmten Abstimmungen im Parlament unterstützt. Die Volkspartei kommt wohl nur noch auf 9,8 Prozent – bei der Parlamentswahl 2015 waren es noch 21,1 Prozent. Der DR warnte, dass sich an den Werten im Laufe des Abends noch einiges ändern könne.

Die Werte deckten sich allerdings in etwa mit einer Prognose des Fernsehsenders TV2, in der die Sozialdemokraten einen Vorsprung vor Venstre von 5,5 Prozentpunkten hatten. Bei der Europawahl vor anderthalb Wochen hatten Prognosen erst die Sozialdemokraten knapp vorn gesehen, am Ende wurde dann aber doch Venstre stärkste dänische Kraft.

Auf etwa neun kommt wohl die Radikale Venstre, die sozialliberale Partei Dänemarks. Prominenteste Vertreterin ist die EU-Wettbewerbskommissarin: Wird Margrethe Vestager die erste Frau an der EU-Spitze?

Ein vorläufiges Endergebnis der Parlamentswahl sollte in der Nacht zum Donnerstag feststehen. Umfragen hatten die Sozialdemokraten schon seit Wochen recht deutlich vorne gesehen. Angesichts seines Umfragerückstandes hatte Lars Løkke Rasmussen unmittelbar vor der Wahl die Idee aufgebracht, eine Regierungskoalition der Mitte – und damit über die traditionellen Bündnisblöcke hinweg – zu bilden. Frederiksen wies diese Möglichkeit am Wahltag zurück.

Sie strebt eine Minderheitsregierung an, die bei den meisten Themen mit dem linksgerichteten Lager, dem sogenannten roten Block, zusammenarbeitet. Bei der Einwanderung, bei der die Sozialdemokraten eine striktere Linie verfolgen, will Frederiksen dagegen auf Unterstützung aus dem bürgerlich-liberalen Lager setzen. (dpa/ac)