Gabriel bestätigt Pläne, bei Bundestagswahl nicht anzutreten
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Von Armin Maus und Jürgen Stricker
Berlin. Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel will nicht mehr für den Bundestag kandidieren. Der Entschluss soll schon länger stehen.
Sigmar Gabriel hat angekündigt, nicht mehr für den deutschen Bundestag kandidieren zu wollen. Das bestätigte der ehemalige SPD-Chef der „Braunschweiger Zeitung“.
„Was stimmt ist, dass ich vor einigen Wochen gegenüber den drei Unterbezirksvorsitzenden meines Wahlkreises erklärt habe, bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr anzutreten“, sagte Gabriel. Er wolle den Kollegen rechtzeitig die Gelegenheit geben, sich nach 30 Jahren – 15 im Landtag und 15 im Bundestag – sich neu aufzustellen.
Michael Letter, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Salzgitter, hatte zuvor bereits die Berichterstattung des „Tagesspiegel“ bestätigt. „Vor etwa zwei Wochen hat Herr Gabriel im persönlichen Gespräch Marcus Bosse, Petra Emmerich-Kopatsch und mich darüber informiert, dass er nicht wieder für den Bundestag kandidieren wird“, sagte Letter der „Braunschweiger Zeitung“.
Bosse ist Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Wolfenbüttel, Emmerich-Kopatsch Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Goslar.
Sigmar Gabriel wollte wohl erst Europawahl abwarten
Ein möglicher Nachfolger für Gabriel ist aktuell nicht in Sicht. Die drei Unterbezirksvorsitzenden müssten sich mit Blick auf einen Nachfolger jetzt gemeinsam überlegen, „wie wir das Nominierungsverfahren für die nächste Bundestagswahl gestalten.“ Voraussichtlich sei die nächste Wahl ja erst 2021, insofern habe man hoffentlich genügend Zeit, so Letter.
Es hieß, Gabriel sei schon länger fest entschlossen gewesen, seine politische Laufbahn endgültig zu beenden, berichtete der „Tagesspiegel am Sonntag“. Gabriel habe diese Entscheidung aber vor der Europawahl nicht öffentlich machen wollen, um keine zusätzliche Unruhe in den Wahlkampf zu bringen.
Sigmar Gabriel: Zu viel Theater in Berlin?
Die Partei am Ort solle aber genug Zeit haben, eine neue Kandidatin oder einen neuen Kandidaten zu finden. Gabriel selbst wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.
Der „Tagesspiegel“ zitierte einen Teilnehmer der Unterredung mit den Worten: „Wir bedauern das sehr, weil es schwer werden wird, seine Ergebnisse zu halten. Aber man kann schon verstehen, dass er sich das Theater in Berlin nicht länger antun will.“
Die Vorsitzenden der SPD seit 1946
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Sigmar Gabriel hatte immer das Direktmandat erhalten
Sigmar Gabriel war bisher SPD-Direktkandidat für den Bundestagswahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel. In seiner Region hatte der Politiker in 30 Jahren immer das Direktmandat erhalten. Selbst bei dem für seine Partei sehr schlechten Bundestagswahlergebnis von 20 Prozent erreichte er in seinem Wahlkreis immer noch 43 Prozent der Stimmen.
Gabriel ist Autor der Holtzbrinck-Gruppe, zu der auch der „Tagesspiegel“ gehört. Er war bis 2017 Vorsitzender der SPD.