Luxemburg. Kein Land ist europafreundlicher als Luxemburg. Eine Reise zu den Musterschülern der EU, die per Gesetz zur Wahl verpflichtet sind.

Wenn Europa ruft, sind die Vorzeige-Europäer zur Stelle. Im luxemburgischen Echternach drängen sich gut tausend Menschen ins Kulturzentrum, der große Konzertsaal ist längst überfüllt, nebenan wird das Spektakel auf Monitoren übertragen. „Wie können wir noch mehr für Europa werben?“, fragt ein junger Mann in den Saal. „Was ist gefährlicher für Europa, Rechtspopulismus oder Protektionismus?“, sorgt sich ein anderer. „Müssen die Briten wirklich mitwählen, was bedeutet das für die EU?“, will eine ältere Frau wissen.

Ein Heimspiel für Jean-Claude Juncker, den EU-Kommissionspräsidenten, der hier kurz vor der Grenze zu Deutschland mit den Bürgern seines Heimatlandes diskutiert. Oder besser: Ein paar entspannte Stunden unter Europafreunden verbringt. Er tadelt unter Beifall die britische Regierung, den italienischen Vizepremier Matteo Salvini, die Deutschen wegen Verstößen gegen den Stabilitätspakt und die Franzosen wegen der Rüstungsexporte. Hier im Zentrum Europas gibt es während der zweistündigen Debatte kein Wort der Kritik an der EU, nur die Sorge um europamüde Nachbarn.