Berlin. US-Außenminister Pompeo kommt doch nicht – mal wieder. Der Politiker sagte wenige Stunden vor einem Treffen in Berlin seinen Besuch ab.

Es sollte der erste Besuch in Deutschland seit seinem Amtsantritt vor etwa einem Jahr sein: Für Dienstag hatte sich US-Außenminister Mike Pompeo angesagt. Doch aus dem Besuch wird nichts. Wenige Stunden vor dem angedachten Termin sagte Pompeo ab.

Dringende Angelegenheiten machten eine Reise nach Deutschland unmöglich, hieß es zunächst. Später wurde bekannt, dass Pompeo in der irakischen Hauptstadt Bagdad eingetroffen sei. Dort seien Gespräche mit Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi und Außenminister Mohammed Ali al-Hakim angesetzt, hieß es am Dienstag aus irakischen Regierungskreisen.

Der Deutschland-Besuch soll den Angaben eines Sprechers der US-Botschaft zufolge bald nachgeholt werde.

Pompeo ist in Europa – kommt aber nicht nach Deutschland

In einem Telefonat mit seinem deutschen Kollegen Heiko Maas bekundete Pompeo sein Bedauern über die kurzfristige Absage. Beide Seiten hätten vereinbart, schnell einen neuen Termin zu finden, teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts später mit. Maas habe sein Verständnis für die Terminverschiebung ausgedrückt.

Weitere Erläuterungen für die Absage gab es nicht. Am Montag hatte der US-Außenminister an einem Treffen des Arktischen Rats in Finnland teilgenommen. Seine Termine in London am Mittwoch hat Pompeo bisher noch nicht abgesagt.

Pompeo war mit Merkel und Maas verabredet

In Berlin sollte Pompeo auf seinen Amtskollegen Heiko Maas und die Bundeskanzlerin treffen. Es sollte bei den Gesprächen wohl vor allem um das Verhältnis zu Russland, China und dem Iran gehen, aber auch um den Machtkampf in Venezuela, zudem wird die Lage in Syrien und der Ukraine-Konflikt eine Rolle spielen. Das sagte Maas vor den Gesprächen in einem Interview.

Die deutsch-amerikanischen Beziehungen sind seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump Anfang 2017 angespannt. Bisher war Pompeo noch nicht in Deutschland, aber in 38 anderen Ländern.

Pompeo und Maas erstmals bei gemeinsamer Pressekonferenz

Heiko Maas (SPD) zeigte Verständnis für Pompeos Absage.
Heiko Maas (SPD) zeigte Verständnis für Pompeos Absage. © dpa | Paul Zinken

Maas hatte vor der Absage Pompeos dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt, praktisch alle internationalen Großthemen und Konflikte ließen sich nur im Dialog mit Amerika lösen. „Wir brauchen den engen Draht nach Washington“, sagte der SPD-Politiker. „Deshalb haben wir ein vitales Interesse daran, bei den dringenden internationalen Fragen eng mit den Amerikanern zusammenzuarbeiten und die europäische Position zu vertreten.“

Das deutsch-amerikanische Verhältnis ist aus vielerlei Gründen angespannt. Die US-Regierung etwa wirft dem Nato-Partner Deutschland mangelnde Militärausgaben vor, zudem gibt es wiederholte Kritik am deutsch-russischen Pipeline-Projekt Nord Stream 2 und droht mit Strafzöllen wegen des deutschen Handelsüberschusses. (dpa/sdo)