Gao. Kanzlerin Merkel hat in Mali deutsche Bundeswehrsoldaten besucht. Den Stationierten spricht sie Mut zu und dankt für den Einsatz.

Das Camp Castor in der malischen Wüste, nahe der Stadt Gao am Niger gelegen, unterscheidet sich stark von einem deutschen Truppenübungsplatz: Sahara-Sand, wohin man schaut, Temperaturen über 45 Grad.

Am frühen Donnerstagnachmittag landete Merkel mit dem Truppentransportflugzeug A400M. Im Camp Castor in Gao ist der Großteil des deutschen Minusma-Kontingents stationiert. Die UN-Truppe ist etwa 15.000 Mann stark, Deutschland stellt knapp 850 Soldaten. Minusma soll Waffenruhevereinbarungen zwischen Rebellen und Regierung unterstützen. Der Norden Malis war 2012 nach einem Militärputsch vorübergehend in die Hände islamistischer und anderer Rebellengruppen geraten.

Die Stabilisierungsmission ist für die Bundeswehr knapp hinter Afghanistan der zweitgrößte Auslandseinsatz. Er gilt als ihr gefährlichster. Es kommt immer wieder zu Zwischenfällen und Anschlägen. Anders als sonst sind auf dieser Reise auch nicht nur die Personenschützer der Kanzlerin dabei. Eine Handvoll Spezialkräfte der Bundeswehr für besondere Auslandseinsätze reist mit.

Kampf gegen Terroristen als Stabilisator für Europa

Merkel hatte es am Mittwochabend in Burkina Faso klar formuliert. Der Kampf gegen den islamistischen Terrorismus in der Region gehe nicht nur die Truppe der G5 (Burkina Faso, Niger, Mali, Mauretanien und Tschad) etwas an, die mit bis zu 5000 Soldaten gegen Al-Kaida-Gruppen und Extremisten des „Islamischen Staats“ (IS) kämpft.

„Die Terroristen sind schnell und deshalb müssen wir schneller werden, damit wir sie auch wirklich bezwingen können“, sagte sie nach einem Treffen mit den G5-Präsidenten. Der Kampf gegen die Terroristen in Afrika sei auch ein Stabilisator für die Lage in Europa.

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Wie mühsam eine Stabilisierungsmission in der Region ist, bekam die Kanzlerin eindrücklich vor Augen geführt. Die Sonne brannte am Donnerstag erbarmungslos. „Ich möchte Ihnen danken für den Einsatz, der ist schon speziell“, sagte die Kanzlerin an die Adresse der Soldaten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht mit Bundeswehrsoldaten des deutschen Einsatzkontingents Minusma.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht mit Bundeswehrsoldaten des deutschen Einsatzkontingents Minusma. © dpa | Michael Kappeler

Sie nannte die äußeren Bedingungen, die Sicherheitslage. Für diese Mission bedürfe es Anpassungsvermögen und Willen. „Die Mission ist schwierig und sie ist die gefährlichste der Bundeswehr. Ganz Deutschland blickt mit Respekt auf Ihre Leistung“, schrieb sie den Soldaten ins Gästebuch.

Merkel: Es braucht „politische Lösungen für Libyen“

Merkel erwähnte beim Briefing im Camp Castor auch die instabile Lage in Libyen, die in der Sahelzone derzeit als größtes Problem angesehen wird. Der Waffen- und Drogenschmuggel stellt die angrenzenden Länder vor riesen Herausforderungen. Die Menschen hier werden „auch mit deutschen und französischen Waffen ermordet“, sagte am Morgen ein Student der Uni in der Hauptstadt Burkina Fasos, Ouagadougou, an die Adresse Merkels. „Was tun Sie dagegen?“

Es brauche eine „politische Lösung für Libyen“, betonte die Kanzlerin. Sie versprach einen Beitrag dafür zu leisten, dass „Italien und Frankreich sich einigen und die EU nicht gespalten auftritt“. In Libyen konkurrieren zwei Regierungen und Milizen um die Macht. Truppen von General Chalifa Haftar hatten kürzlich eine Offensive auf Tripolis begonnen, wo die international anerkannte Regierung von Fajis al-Sarradsch ihren Sitz hat. Haftar gibt den Angriff als Offensive gegen Terrororganisationen aus. Unterstützt wird er von Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Saudi-Arabien, Russland und auch Frankreich.

Das Kabinett stimmte jüngst einer Verlängerung des Einsatzes zu, der Bundestag stimmt im Mai ab. Die Meinung der Politik, aber auch der Soldaten hier im Camp: Ohne den Einsatz der UN-Truppe, auch der Bundeswehr, wäre alles viel schlimmer. Das Ziel ist, für eine stabile Waffenruhe zu sorgen, vielleicht sogar für Frieden – doch dafür braucht es einen langen Atem. (Kerstin Münstermann)