Berlin. Der BDI nennt Macrons Kritik am deutschen Wirtschaftmodell „kontraproduktiv“. Deutschland und Frankreich müssten kooperieren.

Der Industrieverband BDI hat die Kritik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron am deutschen Wirtschaftsmodell zurückgewiesen und vor einem zunehmenden Bedeutungsverlust Europas gewarnt. „Deutschland und Frankreich müssen gemeinsam vorangehen, statt mit dem Finger auf den jeweils anderen zu zeigen“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang unserer Redaktion. „Nur so wird es gelingen, Europa so zu stärken, wie es dringend erforderlich ist.“

Europa dürfe „nicht weiter an Bedeutung und Einfluss verlieren“, warnte Lang. „Seit der Jahrtausendwende gingen die Weltmarktanteile der EU an den Exporten des verarbeitenden Gewerbes um gut fünf Prozentpunkte zurück. Derweil stiegen die chinesischen Anteile um mehr als zwölf Prozentpunkte. Es ist höchste Zeit, den Abwärtstrend umzukehren.“ Dafür müsse sich die EU nach den Europawahlen mit aller Kraft einsetzen.

Lang: Macrons Kritik „kontraproduktiv“ und unzutreffend

Macrons Kritik sei „kontraproduktiv und in der Sache nicht zutreffend“, so der Hauptgeschäftsführer. „Deutschland ist die stärkste Volkswirtschaft auf unserem Kontinent.“ Allerdings müssten „ungesunde Ungleichgewichte im Euroraum konsequent abgebaut werden“. Hier habe auch die Bundesregierung etliche Aufgaben zu erledigen, „etwa durch einen massiven Ausbau von Investitionen“.

Lang forderte die EU auf, ihre Industrien konsequenter als bislang zu stärken. „Europa muss den Binnenmarkt vertiefen, besonders für Dienstleistungen, Energie und Digitales. Durch die Fragmentierung des Binnenmarkts gehen bis zu einer Billion Euro in den kommenden Jahren verloren“, sagte er. Digitale Geschäftsmodelle seien auf einen integrierten digitalen Binnenmarkt mit derzeit mehr als 500 Millionen Menschen angewiesen. (gau)