Berlin. Die AfD liegt mit ihrer Aktivität auf Facebook weit vor den anderen Parteien. So eine amerikanische Studie. Das sind die Gründe.

Mehr als 4000 Foto-Posts in der Woche und 1500 Facebook-Accounts – keine deutsche Partei ist auf Facebook so präsent wie die AfD. Das ergab eine Untersuchung des amerikanischen Medienwissenschaftlers Trevor Davis von der George-Washington-Universität, die das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ ausgewertet hat.

Dem Bericht zufolge stammen 85 Prozent aller weiterverbreiteten Beiträge deutscher Parteien auf Facebook von der AfD.

Union, SPD, Grüne, FDP und Linke teilen sich die restlichen 15 Prozent der Facebook-“Shares“. Rund 2 bis 3 Prozent gehen an die Volksparteien SPD und CDU/CSU.

Zum ersten Mal eine Übersicht über Facebook-Profile der Parteien

Die Daten geben zum ersten Mal eine Übersicht, wie viele Facebook-Accounts die politischen Parteien in Deutschland betreiben. Auch hier lässt die AfD mit 1500 Seiten die anderen Parteien hinter sich. Nach ihr folgen die SPD mit 1400 und die Union mit 1000 Seiten.

Nationalisten üben Schulterschluss

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    Nach Davis’ Analyse setzte die AfD in jüngerer Zeit über ihre Accounts durchschnittlich mehr als 4000 Foto-Posts in der Woche ab, während andere Oppositionsparteien wie die Linke oder die FDP oft nur mehrere Hundert dieser Posts pro Woche veröffentlichen.

    Onlineaktivität der AfD könnte Meinungsbild stark beeinflussen

    „Das hat das Niveau einer US-Präsidentschaftskampagne im Endspurt“, sagt Davis im Gespräch mit dem „Spiegel“.

    „Das ist gigantisch und macht mir wirklich Angst.“ Davis fürchtet, dass die AfD in den Umfragen vor der Europawahl massiv unterschätzt werden könnte.

    „Die Hyperaktivität der AfD-Seiten allein würde ausreichen, um den Onlinediskurs und das Meinungsbild zu beeinflussen“, warnt auch die Extremismusforscherin Julia Ebner vom Londoner Institute for Strategic Dialogue.

    AfD: Ein Monopol auf Online-Stimmungsmache

    „In Kombination mit der besonders starken Verwendung von Bildern, die Wut erzeugen, und Schmutzkampagnen gegen politische Gegner gelingt es der Partei, beinahe ein Monopol auf Online-Stimmungsmache aufzubauen“, sagt Ebner. Solche Negativkampagnen könnten insbesondere das Verhalten unentschlossener Wähler beeinflussen.

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    Facebook gibt an, gegen Verstöße vorzugehen. Eine Sprecherin sagte, dass ein Team von Spezialisten Hinweisen auf missbräuchliche Verhaltensweisen nachgehe. „Wenn wir Verstöße gegen unsere Regeln feststellen, gehen wir konsequent dagegen vor“.

    Die Kommunikation über soziale Medien ist besonders vor Wahlen wichtig, um Wähler zu erreichen. Ende Mai ist die Europawahl, in Deutschland stehen viele Parteien und ihre Spitzenkandidaten zur Wahl. Die Bürger können im Wahllokal ihre Stimme abgeben - oder auch per Briefwahl. In einigen Ländern ist auch eine Online-Wahl möglich. Eine aktuelle Studie der Bertelsmannstiftung hat herausgefunden, dass jeder Zehnte bei der Europawahl rechts wählen will. (msb)