Khartum. Nach drei Jahrzehnten an der Macht ist Sudans Präsident Omar al-Bashir abgesetzt worden. Das Militär hat nun die Macht übernommen.

Dem Sudan stehen politisch unruhige Zeiten bevor: In dem zentralafrikanischen Staat ist es zu einem Militärputsch gegen Präsident Omar al-Bashir gekommen.

Nach monatelangen Protesten zwang die Armee das seit 30 Jahren autokratisch regierende Staatsoberhaupt am Donnerstag zum Rücktritt. Die Streitkräfte übernehmen nach Angaben des Verteidigungsministers Awad Ibn Auf die Macht im Land.

Es werde eine vom Militär geführte Übergangszeit von zwei Jahren geben, sagte er am Donnerstag in einer TV-Ansprache. Sudans Langzeitmachthaber Omar al-Baschir sei festgenommen worden.

Sudan: Politische Gefangene sollen freigelassen werden

In der Hauptstadt Khartum feierten Tausende Demonstranten den Sturz Bashirs und forderten eine Regierung aus Zivilisten. Bashir war wegen Menschenrechtsverletzungen bei einem Aufstand in der Region Darfur, bei dem seit dem Jahr 2003 schätzungsweise 300.000 Menschen starben, vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag angeklagt worden.

Der Geheimdienst kündigte der amtlichen Nachrichtenagentur Suna zufolge die Freilassung aller politischen Gefangenen an. Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr aus Regierungskreisen, dass der 75-jährige Bashir abgesetzt sei und in seiner Residenz unter Bewachung stehe. Ein Minister der Provinz Nord-Darfur bestätigte den Rücktritt.

„Er ist gestürzt, wir haben gewonnen“

Das Hauptgebäude von Bashirs Islamischer Bewegung, aus der sich die regierende Nationale Kongresspartei rekrutiert, wurde von den Streitkräften gestürmt, wie ein Reuters-Reporter berichtete. Um das Verteidigungsministerium, auf dessen Gelände sich Bashirs Residenz befindet, und an Verkehrsknotenpunkten der Hauptstadt formierten sich Soldaten.

Vor dem Ministerium und in den Straßen versammelten sich Tausende Regierungsgegner, die skandierten: „Er ist gestürzt, wir haben gewonnen.“ Die führende Protestgruppe SPA erklärte, sie wolle mit dem Militär über die Machtübergabe verhandeln. „Wir werden nur eine zivile Übergangsregierung akzeptieren“, sagte ein hochrangiges SPA-Mitglied Reuters.

Teurere Lebensmittel waren Auslöser der Proteste

Die Proteste dauern seit Dezember an. Auslöser waren Preiserhöhungen für Nahrungsmittel und andere Waren des Grundbedarfs. Seit der ölreiche Süden des Landes 2011 die Unabhängigkeit erlangte, rutschte Sudan in eine Wirtschaftskrise.

Am Wochenende kam es zur Eskalation, als Tausende Demonstranten nahe des Verteidigungsministeriums ein Lager aufschlugen. Es folgten Zusammenstöße zwischen Soldaten, die Demonstranten schützten, und Bashirs Geheimdienst- und Sicherheitskräften. Dabei starben nach Behördenangaben elf Menschen, darunter sechs Soldaten.

Bashir selbst übernahm 1989 die Macht mittels Putsch

Oppositionsvertreter hatten die Armee um Unterstützung gebeten. Der frühere Fallschirmjäger Bashir hatte 1989 in einem unblutigen Putsch die Macht übernommen. Es gelang ihm, seitdem an der Macht zu bleiben trotz mehrerer innenpolitischer Krisen und Versuchen westlicher Staaten, ihn zu schwächen.

Der Sudan war seit 1993 immer wieder für längere Phasen außenpolitisch isoliert, nachdem die USA Bashirs Regierung auf ihre Liste von Terrorunterstützern gesetzt hatten, weil sie islamistischen Kämpfern Unterschlupf biete. (rtr)