Berlin. Nordkorea hat seine Mitarbeiter aus einem Verbindungsbüro mit Südkorea zurückgezogen. Dies ist eine weitere Enttäuschung für Seoul.

Nordkorea hat am Freitag seine Mitarbeiter abrupt aus dem Verbindungsbüro abgezogen, das es zusammen mit Südkorea betreibt. Das teilte das südkoreanische Ministerium für Wiedervereinigung mit. Die Entscheidung fällt drei Wochen nach dem misslungenen Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un in Hanoi.

Es ist nicht klar, ob der Rückzug vorübergehend oder dauerhaft ist. Das nordkoreanische Büropersonal sagte, der Rückzug sei „von höheren Behörden“ befohlen worden. Seoul bedauert die nordkoreanische Entscheidung.

Der Rückzug ist wahrscheinlich eine Antwort auf die mangelnden Fortschritte im diplomatischen Bereich. Pjöngjang möchte, dass ein Großteil der Sanktionen gegen das Land aufgehoben wird. Die Vereinigten Staaten sind nur dazu bereit, wenn Nordkorea sein Atomprogramm aufgibt. Pjöngjang ist bereit, eine kerntechnische Anlage zu schließen, zögert jedoch, das vorhandene Atomwaffen- und Raketenarsenal aufzugeben.

Die USA und Südkorea wollen nicht dasselbe

In der Zwischenzeit würde Südkorea gerne Unternehmer nach Nordkorea schicken, um gemeinsame Wirtschaftsprojekte zu starten, was beiden Koreas zugutekommen kann. Dies ist jedoch aufgrund der bestehenden UN-Sanktionen, die hauptsächlich auf Drängen der USA eingeführt wurden, unmöglich. Mit dem Rückzug könnte Pjöngjang hoffen, den Druck auf Seoul zu erhöhen, was die USA zu mehr Flexibilität drängen könnte.

Der Rückzug ist daher eine weitere Niederlage für den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in, der die diplomatische Annäherung an Nordkorea in den letzten Jahren stark gefördert hat. Moon stellte sich oft als Vermittler zwischen Trump und Kim dar. Die nordkoreanischen staatlichen Medien kritisierten letzteres am Freitag: „Wie können die südkoreanischen Behörden die Rolle des Vermittlers spielen, wenn sie ohne die Zustimmung der USA nichts tun können?“, trompetete die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA.

Weitere Probleme in Südkorea

Die diplomatische Sackgasse ist auch ein Dämpfer, weil Moon mit anderen Problemen in Südkorea kämpft, insbesondere mit wirtschaftlichen. Es gibt hohe Arbeitslosigkeit und Alterung. Das Land ist auch von sexuellen Skandalen um K-Pop-Prominente erschüttert.

Das Verbindungsbüro wurde im September 2018 im Rahmen der diplomatischen Annäherung zwischen Nord- und Südkorea eröffnet. 2018 nahm Nordkorea an den Olympischen Winterspielen in Südkorea teil und die Zahl der Grenzposten zwischen den Ländern wurde abgebaut. Moon hatte auch drei Gipfel mit Kim Jong-un.

Hintergrund: Warum der Trump-Kim-Gipfel keinen Durchbruch brachte