Berlin. Kinderteller sind meist ungesund. Ernährungsministerin Julia Klöckner kämpft nun dagegen. Eine Idee: Ein Gütesiegel für Speisekarten.

Die Kinder in Deutschland sind im Durchschnitt zu dick. Die Ursachen? Vielfältig: Fettiges Essen, zu viel – oft versteckter – Zucker in Lebensmitteln und Eltern, die einer ausgewogenen Ernährung zu wenig Aufmerksamkeit zukommen lassen. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) will nun, dass Restaurants gesündere Kinderteller anbieten.

Oft halten Restaurants eher ernährungsproblematische Kinder-Menüs bereit – frittierte Fleischstücke mit Pommes, Nudeln mit fetter Soße, wenig Gemüse.

Der Politikerin gehe es darum, auch an Schrauben zu drehen, die nicht so offensichtlich, aber wichtig seien: Sicherlich ist die Gastronomie ein kleiner Teil in der Gesamternährung“, sagte Klöckner am Dienstag bei einem Treffen mit Ernährungsexperten und Vertretern der Gastronomie. Aber eben einer von vielen, um gegen ernährungsbedingte Krankheiten vorzugehen.

Gütesiegel für Kinderspeisekarten angedacht

Das Treffen in Berlin, an dem unter anderem Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) teilgenommen hatten, war laut Klöckner der Auftakt zu weiteren Gesprächen zu dem Thema.

Eine Idee, um Restaurants zu einer gesünderen Kinderspeisekarte zu motivieren, sei etwa eine Art Siegel. Auch eine Broschüre für Gastronomen, die es bereits gibt, soll mit einem entsprechenden Schwerpunkt auf gesunde Kinder-Angebote aktualisiert werden,

Studie der Universität Heidelberg zeigte prekäre Situation

Julia Klöckner (CDU), Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft.
Julia Klöckner (CDU), Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft. © dpa | Kay Nietfeld

Klöckner reagiert damit auf die Ergebnisse einer Studie der Universität Heidelberg. Sie hatte im Februar ergeben, dass vier von fünf untersuchten Speisen auf Kinderkarten in Restaurants schlecht für den Körper sind. 70 Prozent der Essen seien die immer gleichen Gerichte, an denen nichts gesundes zu finden sei.

Rund vier von fünf der knapp 2000 untersuchten Speisen seien aus ernährungswissenschaftlicher Sicht schlecht für den Körper, hieß es in der Studie. Die meisten enthielten zu viel Fett und Kalorien, wenig Nährstoffe und oft rotes Fleisch. 54 Prozent der untersuchten Essen enthielten Pommes.

Dehoga will alte Empfehlungen überarbeiten

Vollkornprodukte? Fehlanzeige. In der Gastrobranche kam das nicht gut an. Nach dem 90-minütigen Gespräch am Dienstag blieben die Ergebnisse allerdings überschaubar. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga will seine acht Jahre alten Empfehlungen überarbeiten, wie man Kinder bewirten soll und kann.

Wissenschaftler wollen sich zudem genauer anschauen, was Kinder eigentlich essen wollen, wenn die Eltern nicht dabei sind, und was Eltern für richtig halten. Außerdem soll es weitere Gespräche geben - noch in diesem Jahr, sagte Klöckner. Auch ein Wettbewerb und eine Art Siegel für Restaurants und Gaststätten, deren Kinder-Angebot vorbildlich ist, sind im Gespräch.

Sven Schneider, Studienverantwortlicher an der Universität Heidelberg, sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (Bezahlangebot), das beste seien noch Spagetti mit Tomatensoße, „weil man Tomatensauce mit viel gutem Willen noch als Gemüse bewerten kann“.

Mehr zur Studie: Ungesünder slas McDonalds: Kritik an Gerichten für Kinder

Klöckner: Keine Verpflichtungen – aber wenigstens Austausch

Was es nicht geben wird, sind neue Vorschriften für Köche und Gastwirte. „Wir wären nicht in einer Demokratie, wenn wir jetzt gesetzlich die Art der Speisekarten vorschreiben würden“, stellte Klöckner klar. Eines immerhin hat Klöckner schon erreicht: Experten und Branchenverband zeigten sich versöhnt.

Übergewicht habe natürlich verschiedene Ursachen, sagte Studienautor Schneider, ein Experte für Kindergesundheit. Michael Krawinkel von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gestand zu, dass ein Besuch im Restaurant nicht Alltag sei, sondern der Genuss im Vordergrund stehe.

Dehoga-Präsident Guido Zöllick seinerseits zeigte sich einsichtig: Die Studie habe Dinge zutage gefördert, die die Anbieterseite „gar nicht so gesehen“ habe oder sehen wolle. Es gebe aber „sehr viele“ Unternehmen, die eine „sehr ausgewogene Kinderkarte“ hätten.

Klöckner hatte bereits nach Veröffentlichung der Studie Anfang Februar umgehend auf Twitter angekündigt, sich mit dem Thema direkt auseinandersetzen zu wollen. (ses/dpa)

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