Berlin. Geistliche aus dem Ausland, die in Deutschland arbeiten wollen, sollen Deutschkenntnisse nachweisen. So plant es das Innenministerium.

Imame und andere Geistliche, die zum Arbeiten aus dem Ausland nach Deutschland kommen ollen, sollen künftig Deutschkenntnisse nachweisen müssen. Eine entsprechende Änderung der Einreisevoraussetzungen sei momentan in der Vorbereitung, teilte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums der Deutschen Presse-Agentur mit.

Wie genau sich die Bestimmungen ändern sollen, sei noch nicht klar. „Es geht jetzt darum, welches Sprachniveau nachgewiesen werden muss“, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Bislang ist der Nachweis von deutschen Sprachkenntnissen keine Einreisevoraussetzung.

Innenministerium: Geistliche sind für Migranten Vorbilder und Berater

Man erwarte wegen der gestiegenen Zahl von Zuwanderern, dass der Bedarf an religiöser Betreuung von Ausländern wachsen werde, teilte das Ministerium weiter mit. Damit die Geistlichen auch ihr „Vorbild- und Beraterfunktion“ wahrnehmen könnten, seien Sprachkenntnisse erforderlich.

Den Geistlichen käme eine Stellung zu, „die für ein friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen sowie für eine erfolgreiche Integration insbesondere auch neu Zugewanderter in Deutschland entscheidend“ sei. Die Prediger könnten ihre „integrative Wirkung“ besser entfalten, „wenn sie die deutsche Sprache sprechen und mit Deutschland und seiner Kultur vertraut sind“.

CDU-Politiker forderte Visum für Prediger, das an Deutschkenntnisse gekoppelt ist

Forderungen nach Deutschkenntnissen vor allem bei islamischen Geistlichen aus dem Ausland hatte es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Zuletzt hatte der Chef der Unions-Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann (CDU), sich für die Einführung eines Visums für religiöse Prediger ausgesprochen, das an Deutschkenntnisse gekoppelt sein solle.

CDU-Vorstandsmitglied Carsten Linnemann hatte ein Visum für religiöse Prediger gefordert, das an Deutschkenntnisse gekoppelt ist.
CDU-Vorstandsmitglied Carsten Linnemann hatte ein Visum für religiöse Prediger gefordert, das an Deutschkenntnisse gekoppelt ist. © dpa | Michael Kappeler

Die Zahl der Imame in Deutschland ist nicht genau bekannt, eine Statistik dazu gibt es nicht. Linnemann hatte von 2000 Imamen in Deutschland gesprochen, die „kein oder kaum Deutsch“ könnten.

1049 islamische Religionsbedienstete (Stand Januar 2019) seien in Gemeinden des türkischen Islam-Dachverbands Ditib in Deutschland tätig, davon 149 weibliche, teilte das Ministerium unter Berufung auf Ditib mit. Diese verfügten in der Regel über einen befristeten Aufenthaltstitel und kehrten nach etwa vier Jahren oder früher in die Türkei zurück.

Die Ditib, die die größte Islam-Organisation in Deutschland ist, steht wegen ihrer Nähe zur Regierung in Ankara und ihrer Abhängigkeit von der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet seit einigen Jahren in der Kritik.

Merkel will mehr Imame in Deutschland ausbilden lassen

Die Diyanet entsendet für die etwa 960 Ditib-Moscheegemeinden Imame nach Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich Ende 2018 dafür ausgesprochen, dass Deutschland mehr islamische Prediger selbst ausbilden sollte. Innenminister Horst Seehofer (CSU) hatte auf der 4. Islam-Konferenz im November in Berlin von den islamischen Gemeinden in Deutschland gefordert, sich schrittweise von ausländischen Geldgebern frei zu machen und auch die Ausbildung von Predigern weitgehend selbst zu stemmen.

Der Nachweis ausreichender Deutschkenntnisse könnte laut Ministerium nach der Änderung nicht nur von Imamen, sondern auch katholischen Priestern aus Drittstaaten verlangt werden. Inwieweit das Vorhaben in der großen Koalition abgestimmt ist, blieb am Montag offen. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist nichts zu diesem Thema formuliert.

(dpa/epd/ba)