Berlin. In Deutschland gibt es immer noch sogenannte Konversionstherapien, die Homosexuelle „heilen“ sollen. Die Grünen fordern ein Verbot.

Ängste, soziale Isolation, Depressionen bis hin zu Suizidalität – das sind die Folgen von sogenannten Konversions- oder Reparationstherapien, wie sie die Bundesregierung schon im Jahr 2008 in einer Antwort auf eine Anfrage aufzählt. Es sind „Pseudotherapien“, die darauf abzielen, schwule und lesbische Menschen von ihrer sexuellen Orientierung zu „heilen“.

In der Fachwelt werden sie abgelehnt, der Weltärztebund nennt die „Therapien“ eine „ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit und Menschenrechte“ der Behandelten. Trotzdem sind die Angebote in Deutschland legal. Wenn es nach den Grünen im Bundestag geht, soll sich das nun ändern, zumindest, wenn Minderjährige betroffen sind.

Ein Gesetzentwurf der Fraktion, der unserer Redaktion vorliegt, sieht für gewerbsmäßige Anbieter von Konversionstherapien für Minderjährige Geldbußen bis zu 2500 Euro vor. Zudem, fordern die Grünen in einem Antrag, soll die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in einer Kampagne über die Gefahr solcher Angebote auf- klären.

Grüne: „Scharlatanerie“ soll beendet werden

Der Gemeinsame Bundesausschuss, das Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte und Krankenkassen, soll sicherstellen, dass Konversionstherapien nicht unter dem Deckmantel anderer Leistungen als Kassenleistungen abgerechnet werden.

„Es ist ein Skandal, dass im Jahr 2019 Pseudotherapien, die darauf abzielen, die sexuelle Orientierung zu ändern, immer noch in Deutschland stattfinden“, sagt dazu Ulle Schauws, frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. „Es ist unfassbar, dass Lesben und Schwule wegen ihrer Liebe ‚geheilt‘ werden sollen.“ Diese „Scharlatanerie“ solle nun beendet werden.

Die Grünen wollen damit auch Druck aufbauen auf Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Der hatte sich vor einigen Wochen in der Tageszeitung „taz“ selbst für ein Verbot der Therapien ausgesprochen und ankündigt, bis zum Sommer einen Vorschlag für eine Regelung vorzulegen. „Wenn es Minister Spahn ernst ist, soll er unserem Gesetzentwurf zustimmen“, sagt Schauws.

Der Druck auf Spahn, aktiv zu werden, war zuletzt gestiegen: Eine Online-Petition, die ein Verbot der Konversionstherapien fordert, hat mehr als 80.000 Unterstützer. Mit Schleswig-Holstein, Bremen und Hessen wollen auch drei Bundesländer sich für ein Verbot einsetzen.