Leipzig. Die Arbeit von Medienvertretern wird immer schwieriger. Besonders viele Attacken gab es rund um die gewaltsamen Proteste in Chemnitz.

Journalisten in Deutschland leben mehr und mehr gefährlich: Die Zahl der gewaltsamen Angriffe ist deutlich gestiegen. Das berichtet der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) und zitiert aus einer aktuellen Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig.

Vor allem im Umfeld der gewaltsamen Proteste in Chemnitz Ende August wurden viele Journalisten an ihrer Arbeit gehindert, bedroht oder gar angegriffen. So ereigneten sich innerhalb eines Monats in der sächsischen Stadt zehn Angriffe – neun davon an nur einem Tag. Bundeskanzlerin Merkel war im November nach den Ausschreitungen in Sachsen nach Chemnitz gereist.

Aufmärsche von Neonazis waren im vergangenen Jahr ohnehin größer geworden.

Mehrzahl der Übergriffe haben politisch rechten Hintergrund

Die meisten der gezählten Angriffe haben einen politisch rechten Hintergrund; nur vier vom ECPMF gezählten Attacken passierten aus anderen Gründen. In 20 von den 22 Fällen mit rechtem Hintergrund fanden sie auf oder im Umfeld von politischen Versammlungen statt.

In einem weiteren Fall wurde ein Journalist von linken Umweltaktivisten während der Hambacher Forst-Proteste angegriffen, in den drei anderen Fällen ist ein politischer Hintergrund nicht eindeutig, aber auch nicht auszuschließen.

Gewaltsame Übergriffe auf Journalisten – das Wichtigste in Kürze

• das Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) zählt die Übergriffe seit 2015

• die Zahl der Attacken nahm 2018 wieder zu

• das ECPMF zählte im Jahr 2018 insgesamt 26 Angriffe

• 22 der Attacken hatten einen politisch rechten Hintergrund

• die Mehrheit geschah in Sachsen

Angriffe auf Journalisten gingen 2016 und 2017 zurück

Das ECPMF erhebt seit 2015 entsprechende Daten. Damals wurden 43 physische Übergriffe registriert, im Folgejahr ging die Zahl auf 19 zurück. 2017 dokumentierte das ECPMF noch acht Angriffe.

„Dass die Fallzahlen 2016 und 2017 zurückgegangen sind, war nur scheinbar ein Grund zur Beruhigung. 2018 mussten wir sehen, dass die „Lügenpresse“-Hetze nach wie vor eine große Gefahr für Journalisten darstellt», sagte die Autorin des Reports, Pauline Betche. (sdo/dpa)