Washington. Die Beichte von Michael Cohen wird das Vertrauen in Trump weiter erodieren lassen. Der Präsident belügt Amerika nach Strich und Faden.

In Vietnam schaute am Mittwoch so gut wie niemand auf Donald Trumps zweites Atom-Techtelmechtel mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un. Alle Augen waren auf das verheerende Scherbengericht gelenkt, dass Michael Cohen im Kongress in Washington über sein ehemaliges Idol hielt.

Trumps Ex-„Fixer“ in allen Lebenslagen hat nicht weniger unternommen als die Total-Demontage eines Mannes, den mehr als die Hälfte der Amerikaner seit seinem Amtsantritt im Januar 2017 für einen zynischen Streich der Geschichte hält.

Donald Trump ist eine komplett verkorkste Gestalt

Mögen die Details, die Cohen präsentierte, auch keine grundstürzenden Neuigkeiten enthalten haben: Der öffentlichen Wirkung der zwischen Pathos und Reue oszillierenden Worte eines Mannes, der selbst verschuldet fast alles verloren hat und für seine Schandtaten zugunsten Trumps drei Jahre lang hinter Gittern verschwinden wird, kann sich das tief gespaltene Land kaum entziehen.

In allen relevanten Punkten war Cohens Botschaft eine, die das Vertrauen in den ersten Mann im Staate weiter erodieren lassen wird: Donald Trump ist eine komplett verkorkste Gestalt, die Amerika nach Strich und Faden belügt, wenn es ihm nützt. Den Wahrheitsgehalt der Beichte pauschal auf Null zu reduzieren und den Charakter Cohens zu zerpflücken, wie es die als blindwütige Prätorianer für Trump im Ausschuss aufgetretenen Republikaner taten, ist verdächtig.

Das Verhalten der Republikaner ist höchst bedenklich

An keiner Stelle hat die Regierungspartei in der Sache thematisiert, was Cohen vom Stapel ließ. Was im Umkehrschluss zum Beispiel bedeutet: Die Partei, die Amerikas Präsidenten ergeben folgt wie ein Hund dem Schäfer, hat kein Problem damit, dass Trump eine Sex-Affäre mit einem Porno-Star kurz vor der Wahl mittels Bakschisch verschwinden ließ und darüber noch heute die Unwahrheit sagt.

Ist das noch ehrbarer Konservativismus – oder kann das weg? Michael Cohen darf durch d i e s e n Auftritt nicht auf Strafmilderung hoffen. Eher schon durch Informationen, die der Ex-Anwalt Sonderermittler Robert Mueller und der Staatsanwaltschaft in New York gegeben hat – und die am Mittwoch sorgsam von der Öffentlichkeit abgeschirmt wurden.

Hintergrund: Von Betrug bis Schweigegeld: Ex-Anwalt Cohen belastet Trump

Bis dahin steht Amerika vor einer Wahl, die entlang der parteipolitischen Gräben beantwortet wird: Wem glaubt man eher? Einem rechtskräftig verurteilten Lügner und Betrüger, der seine Verfehlungen einräumt und die Strafe dafür antritt? Oder dem Mann, der diesen Lügner und Betrüger ein Jahrzehnt lang zu seinem wichtigsten Handlanger machte? Donald Trump.