Berlin. Der grüne Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer kritisiert den Umgang seiner Partei mit AfD-Wählern. Vor allem eine Sache stört ihn.

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat seine Partei aufgerufen, auf AfD-Wähler zuzugehen. „Die Sprachlosigkeit zwischen der AfD und den Grünen ist vielleicht das größte politische Problem in unserem Land in diesem Jahr“, sagte Palmer der „Bild am Sonntag“.

„Wir als Partei mit staatspolitischer Verantwortung müssten uns überwinden und einen integrativen Ansatz versuchen, der auch im AfD-Wähler erstmal den Demokraten sieht und nicht den Nazi.“

Boris Palmer: „Nazis raus“ nur gegen echte Nazis

Den Begriff „Nazi“ findet Palmer ohnehin problematisch. Man könne nicht „15 Prozent der Baden-Württemberger und 25 Prozent der Sachsen als Nazis bezeichnen, weil sie AfD wählen.“ Bekehrt werde damit niemand, sagte Palmer. Parolen wie „Nazis raus“ seien nur gegen tatsächliche Nazis anzuwenden.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. © dpa | Gregor Fischer

Von der AfD erhoffe er sich dagegen gar nichts, sagte Palmer weiter: „Die hat ein Interesse daran, dass diese Spaltung immer weitergeht, so gewinnt sie ihre Wähler.“

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    Probleme mit Minderheiten nicht ignorieren

    Palmer warf der eigenen Partei des weiteren vor, bestimmte Probleme aus ideologischen Gründen zu ignorieren: „Meine Partei hat einen idealistischen Überschuss. Sie neigt dazu, Probleme dann nicht zu sehen, wenn sie von Gruppen ausgehen, die als benachteiligt oder schutzbedürftig gelten.“

    Seine Partei täte gut daran, anzuerkennen, dass es etwa mit Flüchtlingen oder beim Thema Inklusion in den Kommunen Probleme gebe, sagte Palmer.

    Boris Palmer ist für seine provokanten Äußerungen bekannt. „Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands“, sagte Boris Palmer in einem Interview mit unserer Redaktion. Zuvor hatte in seiner Heimat Tübingen eine Auseinandersetzung mit einem Studenten für Wirbel gesorgt. (dpa)