Ahlen. Erst im August war Jakiv Palij von den USA nach Deutschland ausgeliefert worden. Nun starb der NS-Helfer im Alter von 95 Jahren.

Er war Aufseher in einem NS-Arbeitslager in Polen, lebte nach der Nazi-Zeit jahrelang in den USA und wurde erst vor wenigen Monaten nach Deutschland abgeschoben. Nun ist Jakiv Palij tot.

Er starb am Mittwoch im Alter von 95 Jahren in einem Altenheim im münsterländischen Ahlen. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, der evangelische Pressedienst bestätigt das.

Nach Angaben der US-Regierung wurde Palij im SS-Ausbildungslager Trawniki im besetzten Polen ausgebildet und arbeitete im benachbarten NS-Arbeitslager als bewaffneter Aufseher. Aus Gerichtsunterlagen gehe hervor, dass in Trawniki ausgebildete Männer an der „Aktion Reinhard“ zur Ermordung der Juden in Polen beteiligt gewesen sind.

Als Aufseher habe er die Flucht jüdischer Gefangener verhindert und somit eine entscheidende Rolle dabei gespielt, dass dort am 3. November 1943 etwa 6000 Juden erschossen wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte Palij in die USA, wurde 1957 amerikanischer Staatsbürger.

Jakiv Palij August 2018 nach Deutschland abgeschoben

Wegen falscher Angaben zu seiner Beteiligung an NS-Kriegsverbrechen wurde ihm 2003 die US-Staatsbürgerschaft jedoch wieder entzogen, 2004 ordneten die US-Behörden seine Abschiebung an. Doch dazu kam es lang nicht.

Palij galt als staatenlos. Deutschland und die USA hatten jahrelang um den Umgang mit Palij gerungen. Im August vergangenen Jahres wurde er schließlich nach Deutschland abgeschoben.

Strafrechtliche Ermittlungen liefen gegen Palij bei seiner Überstellung nicht. Zwar hatte die Staatsanwaltschaft Würzburg in der Vergangenheit gegen Palij ermittelt, diese Ermittlungen waren aber aus Mangel an Beweisen eingestellt worden, wie die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg erklärte. (epd/dso)