BErlin. Innenminister Seehofer will den Datendiebstahl umfassend aufklären. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Strobl fordert mehr Bildung.

Das Landeskriminalamt NRW wusste am Donnerstag Bescheid, das Bundeskriminalamt (BKA) und das Bundeskanzleramt wurden in der Nacht zu Freitag informiert. Nur Innenminister Horst Seehofer (CSU) erfuhr offenbar erst am nächsten Morgen, dass nicht-öffentliche, zum Teil sehr private Daten von hunderten Politikern und Prominenten über Wochen von Unbekannten auf Twitter veröffentlicht wurden. „Vorher: Null“, sagte Seehofer der „Süddeutschen Zeitung“.

Seither habe es bereits eine ganze Serie von ihm initiierter Gespräche dazu gegeben. Am Montag soll eine Unterredung mit Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), und Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts (BKA) folgen.

Scharfe Kritik an BSI-Chef Schönbohm

Er rechne damit, „spätestens Mitte der Woche ausführlich zu informieren“, erklärte Seehofer. Er wolle die Bevölkerung „nur mit belastbaren Fakten und nicht mit Vermutungen“ versorgen. „Die Öffentlichkeit wird alles erfahren, was ich weiß“, sagte Seehofer der Zeitung. Die Forderung aus anderen Parteien, er müsse sich um die Aufklärung kümmern, wies Seehofer als überflüssig zurück: „Das ist eine Selbstverständlichkeit, aber es entspricht auch meinem Amtsverständnis, erst die Erkenntnisse zu sammeln und die Verantwortlichen anzuhören.“

Zur Frage, wann genau das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das für den Schutz der IT-Systeme des Staates, aber für die Informationssicherzeit von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zuständig ist, Bescheid wusste, gab es am Wochenende unterschiedliche Angaben. Das trug Schönbohm scharfe Kritik ein.

Ermittlungen nach Veröffentlichung von Prominenten-Daten

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    Mittlerweile wird das Ausmaß des Schadens klarer. Wie die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, seien von fast 1000 Fällen etwa 50 „schwerwiegender“. Bei etwa 940 von 994 Personen, die in den Datensätzen auftauchen, gehe es dagegen lediglich um die Veröffentlichung von Kontaktdaten, hieß es am Sonntag.

    Thomas Strobl fordert mehr Datenschutz-Lehre an Schulen

    In etwa 50 Fällen waren aber auch sensiblere Daten wie Fotos, Namen von Familienmitgliedern und Korrespondenzen betroffen. Diese Fälle seien nun besonders im Fokus der Ermittlungen. Die Grünen-Politiker Robert Habeck und Konstantin von Notz, zwei der Hauptbetroffenen, haben Strafanzeige gegen unbekannt erstattet.

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    Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl ruft dazu auf, den Schutz sensibler Daten verstärkt an Schulen und in Unternehmen zu lehren. „IT-Sicherheit ist nicht alleine ein Thema für Spezialisten. Jeder hat hier eine Mitverantwortung“, sagte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende unserer Redaktion. „Das Wissen um Grundlagen der IT-Sicherheit gehört auch in unsere Schulen, in unsere Behörden und Betriebe – hier ist noch viel zu tun.“ Wie wichtig ein sensibler Umgang mit Daten und die Auswahl der richtigen Technologien und Dienste sei, habe der aktuelle Vorfall gezeigt.