Berlin. Die EU hat niedrigere CO2-Grenzwerte für Autos beschlossen. Dabei wäre mehr Vertrauen in die Erfindungskraft der Industrie angezeigt.

Kaiser Wilhelm II. galt nicht gerade als Visionär und brillanter Vordenker. Sollte er mit seinem viel zitierten und noch mehr belächelten Satz „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung“ doch noch recht behalten?

Zumindest scheinen sich in EU-Gremien etliche kaisertreue Royalisten zu tummeln, die der Autoindustrie, so wie wir sie jetzt kennen, den Garaus machen wollen. In immer kürzeren Abständen werden ohne wissenschaftliche Grundlage Grenzwerte definiert, für deren Einhaltung es derzeit keine technische Lösung gibt.

Allheilmittel Elektromobilität

Mal sind es Stickoxid-Werte, die gegen den Diesel sprechen, jetzt wieder Kohlendioxid-Grenzen, die den Benzinern das Überleben schwer machen. Ziel ist es, ganz aus der Verbrennungstechnologie auszusteigen. Aber wie und was dann?

Als Allheilmittel gilt derzeit landläufig die Elektromobilität. Aber hatte nicht schon 2012 ein Verkehrsminister Peter Ramsauer eine Million E-Autos bis 2020 auf deutschen Straßen und ein Hochlaufen des Marktes für derlei Gefährte ab 2015 prophezeit?

Was 2015 betrifft, kann mit Sicherheit gesagt werden, dass er falsch lag – und das Millionenziel für 2020 ist ein gutes Jahr vor Ablauf der Frist so weit entfernt, dass auch dieses getrost als gescheiterte Illusion gelten kann.

Das Problem war immer der Energiespeicher

Woran liegt das? Das Konzept eines batteriegetriebenen Wagens stammt aus Frankreich und ist vier Jahre älter als der 1885 vorgestellte Motorwagen von Carl Benz. Wenn sich eine Idee auch nach fast 140 Jahren nicht durchsetzen konnte, kann das nicht nur an der Ignoranz von Kundschaft und Herstellern liegen.

Das Problem war von Anfang an der Energiespeicher – und der ist es auch heute noch: Reichweite gering, Preis hoch. Und niemand soll glauben, dass die millionenfache Herstellung und Entsorgung moderner Akkus umweltschonend wären. Auch die Rohstoffe dafür sind endlich. Davon abgesehen kommt auch der Strom für E-Autos nicht einfach aus der Steckdose.

Deutsche Umwelthilfe fordert Tempo 120 auf Autobahnen

weitere Videos

    Forschung auch ohne politischen Druck

    Der Autoverkehr wird sich ändern. Vermutlich wird sich das gesamte Konzept Individualverkehr mit eigenem Wagen vor der Tür schon bald überholt haben. Natürlich werden auch neue Antriebe erfunden werden. Nur politisch beschließen lassen die sich nicht so einfach.

    Das wird die Aufgabe von Wissenschaft und Industrie bleiben, die entgegen kapitalismuskritischer Agitation auch ohne politischen Druck forschen. Schon allein deshalb, weil sich mit funktionierenden bahnbrechenden Innovationen jede Menge Geld verdienen lässt.

    Kein Grund für Weltuntergangsfantasien

    Nebenbei hat auch niemand etwas gegen saubere Luft und eine möglichst intakte Umwelt. Hier gibt es immer Handlungsbedarf, allerdings aber auch keinen Grund für Weltuntergangsfantasien. Die Belastung der Luft mit Schadstoffen hat nach Angaben des Umweltbundesamtes in den vergangenen 25 Jahren deutlich abgenommen. Was noch deutlich schneller gesunken ist, sind die frei gegriffenen Grenzwerte der Polit-Bürokratie.

    P.S. Auch Pferde wären heute nicht mehr genehmigungsfähig, wenn es um Massenverkehr und Umwelt geht: Um 1900 gab es in London 300.000 Pferde. Jedes davon produziert am Tag 15 Kilogramm Kot und zehn Liter Harn. Die Exkremente ernährten unzählige Insekten und verpesteten die Luft – vor allem mit Reizstoffen wie Ammoniak.

    Das Auto galt denn damals auch nicht nur als technischer, sondern auch als Sicherheits- und Gesundheitsfortschritt. Also belächeln wir Kaiser Wilhelm weiter – vertrauen auf den Innovationsgeist von Wissenschaft und Technik und hoffen auf weitsichtige Politiker.