Berlin. Mariana Harder-Kühnel ist für die AfD erneut bei der Wahl zur Bundestags-Vizepräsidentin durchgefallen – sie verpasste die Mehrheit.

Erneute Niederlage: Die AfD-Abgeordnete Mariana Harder-Kühnel hat bei der Wahl zur Bundestags-Vizepräsidentin in einem ersten Wahlgang nicht die erforderliche Mehrheit erhalten. Sie bekam am Donnerstag nur 223 von 654 abgegeben Stimmen.

387 Abgeordnete votierten gegen sie. Die Sitzung des Bundestags wurde nach Bekanntgabe des Ergebnisses unterbrochen. Ob es zu weiteren Wahlgängen kommt, war zunächst unklar. Die SPD hatte zuvor angekündigt, gegen Harder-Kühnel zu stimmen. Die CSU hatte ihren Abgeordneten die Abstimmung freigegeben.

Mit Albrecht Glaser erster Kandidat durchgefallen

Damit ist auch mehr als ein Jahr nach der Bundestagswahl der sechste Stellvertreter von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) noch nicht gewählt. In Albrecht Glaser war ein erster AfD-Kandidat bereits vor längerer Zeit in drei Wahlgängen durchgefallen.

Die Rechtsanwältin, die eher zu den gemäßigten Mitgliedern der AfD-Fraktion gehört, war auf dem Spitzenplatz der hessischen Landesliste in den Bundestag eingezogen. Sie vertritt den Wahlkreis Main-Kinzig – Wetterau II – Schotten. Die 44-Jährige ist bisher eine der Schriftführerinnen im Bundestag und ordentliches Mitglied im Familien-Ausschuss. Stellvertretendes Mitglied ist sie bisher zudem im Ausschuss für Inneres und Heimat.

Das sind die Gesichter der AfD

Bernd Lucke gründete im Februar 2013 die Alternative für Deutschland. Er wurde ihr erster Vorsitzender und das Gesicht der Partei. Zu Beginn stand vor allem die Kritik am Euro im Mittelpunkt.
Bernd Lucke gründete im Februar 2013 die Alternative für Deutschland. Er wurde ihr erster Vorsitzender und das Gesicht der Partei. Zu Beginn stand vor allem die Kritik am Euro im Mittelpunkt. © Getty Images | Volker Hartmann
Das Zerwürfnis: Im Juli 2015 auf dem AfD-Parteitag in Essen kam es zum Bruch zwischen Parteichef Bernd Lucke und der Co-Vorsitzenden Frauke Petry. Lucke verließ danach die Partei und gründete die neue Partei „Alfa“. Petry führt seitdem die AfD.
Das Zerwürfnis: Im Juli 2015 auf dem AfD-Parteitag in Essen kam es zum Bruch zwischen Parteichef Bernd Lucke und der Co-Vorsitzenden Frauke Petry. Lucke verließ danach die Partei und gründete die neue Partei „Alfa“. Petry führt seitdem die AfD. © Getty Images | Volker Hartmann
Bei dem Streit zwischen Bernd Lucke und Frauke Petry ging es nicht nur um die Macht in der AfD, sondern auch um deren Kurs. Unter Petry verlagerte sich der Schwerpunkt schnell in Richtung Anti-Islam-Partei.
Bei dem Streit zwischen Bernd Lucke und Frauke Petry ging es nicht nur um die Macht in der AfD, sondern auch um deren Kurs. Unter Petry verlagerte sich der Schwerpunkt schnell in Richtung Anti-Islam-Partei. © Getty Images | Volker Hartmann
Alexander Gauland, ein ehemaliger Journalist, steht heute für das national-konservative Gesicht der AfD. Er ist Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag von Brandenburg.
Alexander Gauland, ein ehemaliger Journalist, steht heute für das national-konservative Gesicht der AfD. Er ist Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag von Brandenburg. © dpa | Ralf Hirschberger
Thüringens AfD-Chef Björn Höcke gehört zu den absoluten Hardlinern der AfD. Sein Auftritt bei Günther Jauch in der ARD, als er eine Deutschlandfahne aus der Jacke zog, sorgte für reichlich Schlagzeilen.
Thüringens AfD-Chef Björn Höcke gehört zu den absoluten Hardlinern der AfD. Sein Auftritt bei Günther Jauch in der ARD, als er eine Deutschlandfahne aus der Jacke zog, sorgte für reichlich Schlagzeilen. © dpa | Martin Schutt
Björn Höcke provozierte mit einer Rede über die „Reproduktionslehre“ in Afrika scharfe Kritik aus den anderen Parteien.
Björn Höcke provozierte mit einer Rede über die „Reproduktionslehre“ in Afrika scharfe Kritik aus den anderen Parteien. © imago stock&people | Stefan Zeitz
Beatrix von Storch sorgte mit bizarren Talkshow-Auftritten im Fernsehen und mit ihrer Wortmeldung zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge an der Grenze für Aufregung. Die Europa-Abgeordnete der AfD wurde im April 2016 aus der europaskeptischen EKR-Fraktion im EU-Parlament ausgeschlossen.
Beatrix von Storch sorgte mit bizarren Talkshow-Auftritten im Fernsehen und mit ihrer Wortmeldung zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge an der Grenze für Aufregung. Die Europa-Abgeordnete der AfD wurde im April 2016 aus der europaskeptischen EKR-Fraktion im EU-Parlament ausgeschlossen. © imago | Müller Stauffenberg
AfD-Chefin Frauke Petry (m.) ist in der Partei nicht unumstritten. Das gilt auch für Markus Pretzell (r.), Landesparteichef in NRW und Europa-Abgeordneter. Petry und Pretzell sind privat liiert.
AfD-Chefin Frauke Petry (m.) ist in der Partei nicht unumstritten. Das gilt auch für Markus Pretzell (r.), Landesparteichef in NRW und Europa-Abgeordneter. Petry und Pretzell sind privat liiert. © dpa | Urs Flueeler
Die AfD hat rund 20.000 Mitglieder. Die Flüchtlingskrise brachte ihr großen Zulauf, sie zog 2016 in die Landtage von Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ein.
Die AfD hat rund 20.000 Mitglieder. Die Flüchtlingskrise brachte ihr großen Zulauf, sie zog 2016 in die Landtage von Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ein. © Getty Images | Carsten Koall
In bundesweiten Umfragen liegt die Partei eineinhalb Jahren vor der Bundestagswahl 2017 zwischen zehn und zwölf Prozent.
In bundesweiten Umfragen liegt die Partei eineinhalb Jahren vor der Bundestagswahl 2017 zwischen zehn und zwölf Prozent. © imago stock&people | Bild13
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Harder-Kühnel ist für weitere Wahlgänge bereit

Trotz ihrer Niederlage in der Abstimmung um das Amt der Bundestagsvizepräsidentin steht die AfD-Abgeordnete Mariana Harder-Kühnel für weitere Wahlgänge zur Verfügung. „Es hat jetzt im ersten Wahlgang nicht ganz gereicht, aber wir haben ja noch mindestens zwei Wahlgänge vor uns“, sagte Mariana Harder-Kühnel. „Ich denke, dass ich letztendlich auch gewählt werde.“

Ein zweiter Wahlgang solle im Dezember sein, einen dritten dürfte es gegebenenfalls im Januar geben, kündigte AfD-Chef Alexander Gauland an. «Gegen meine Person wurden im Vorfeld der Wahl keinerlei Bedenken geltend gemacht», sagte Harder-Kühnel. Es gehe viel mehr darum, dass man überhaupt niemanden aus der AfD wählen wolle. Sie bot den anderen Parteien direkte Gespräche an, um Zweifel aus dem Weg zu räumen.

Der Bundestag hatte in seiner konstituierenden Sitzung am 24. Oktober 2017 beschlossen, dass jede Fraktion einen Bundestagsvizepräsidenten oder eine Bundestagsvizepräsidentin stellen kann. (dpa/les)