Brüssel. Viele deutsche Studenten haben mithilfe des Erasmus-Programms schon im Ausland studiert. Nun will Brüssel es sogar noch ausweiten.

Zum Lernen ins Ausland: Rund 1,5 Millionen junge Deutsche haben schon mithilfe des europäischen Erasmus-Förderprogramms vorübergehend im EU-Ausland studiert, ihre Berufsausbildung fortgesetzt oder sich in Freiwilligendiensten engagiert. Europaweit waren es sogar rund zehn Millionen Teilnehmer innerhalb von 30 Jahren. Jetzt sollen es noch deutlich mehr werden: Die Bildungsminister der EU-Mitgliedstaaten gaben am Montag die Zustimmung zu einem Vorschlag der Kommission, das Erasmus-Programm massiv auszuweiten.

30 Milliarden Euro sollen laut Kommissionsvorschlag von 2021 bis 2027 bereitstehen, doppelt so viel wie bisher, die Teilnehmerzahl soll sich sogar verdreifachen – das steht allerdings noch unter Vorbehalt von Haushaltsbeschlüssen. „Ein Meilenstein“, sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) in Brüssel. „Es wird immer wichtiger, in mehreren Sprachen und Kulturen unterwegs zu sein.“

Erste Austausch-Generation mittlerweile in Spitzenämtern

Der amtierende Vorsitzende der Minister-Runde, Österreichs Bildungsminister Heinz Faßmann, nannte das Erasmus-Programm eine „europäische Erfolgsgeschichte“. Es stärke nicht nur die individuelle Qualifikation, sondern auch die europäische Identität. In Deutschland erhalten Studenten zwischen 200 und 300 Euro pro Monat als Zuschuss für den EU-Auslandsaufenthalt, der im Schnitt sechs Monate dauert. Für Praktika gibt es deutlich mehr. Mit der Programm-Aufstockung ist das Ziel verbunden, künftig mehr Auszubildende für einen Auslandsaufenthalt zu erwärmen.

EU-Kommissar Johannes Hahn verwies darauf, dass inzwischen die erste Austausch-Generation in Spitzenposten angekommen sei. Drei EU-Kommissare – Federica Mogherini, Jyrki Katainen und Carlos Moades – seien Erasmus-Studenten gewesen. „Es entwickelt sich europäischer Spirit“, sagte Hahn. Nach Angaben von Bildungsministerin Karliczek ändert sich für Erasmus-Aufenthalte in Großbritannien während der Brexit-Übergangszeit bis 2022 nichts – danach strebt die EU ein Abkommen an, das die Fortsetzung des Programms im Vereinigten Königreich weiter ermöglichen soll.