Berlin/München. Lesung bei einem Buchhändler, der rechte Literatur anbietet? Für Autorin Margarete Stokowski geht das nicht. Der Händler wehrt sich.

Soll und darf eine Buchhandlung Bände rechter Autoren im Verkaufsregal stehen haben? Die Autorin, Journalistin und Feministin Margarete Stokowski („Untenrum frei“) findet: nein! Sie sagte aus diesem Grund eine Lesung in einer Münchner Buchhandlung ab.

„Ich sehe nicht, wie man als Buchhändler einerseits gegen Rechts sein will und dann gleichzeitig den Erfolg der Rechten in diesem Land unterstützt, indem man ihre Schriften aktiv anbietet und durch Verkäufe fördert“, schreibt die 32-Jährige in einer Stellungnahme auf der Homepage ihres Verlags Rowohlt.

Stokowski fürchtet „Normalisierung rechten Denkens“

Was war passiert? Stokowski wollte eigentlich am 28. November in der Buchhandlung Lehmkuhl in München-Schwabing aus einem ihrer Bücher lesen. Aber: „Anfang Oktober erzählte mir jemand, dass es bei Lehmkuhl auch ein Regal mit Büchern von rechten und rechtsextremen Autor*innen und aus dem Antaios-Verlag gibt“, so Stokowski.

Im Antaios-Verlag erscheinen Bücher wie das rechtsextreme Werk „Finis Germania“ des 2016 verstorbenen Historikers Rolf Peter Sieferle, das es im vergangenen Jahr sogar auf die „Spiegel“-Bestsellerliste der Sachbücher schaffte. Auf Betreiben der Chefredaktion des Magazins wurde der Titel daraufhin aus der Liste genommen.

Nach einem Email-Austausch mit dem Buchhändler, so Margarete Stokowski, habe sie beschlossen, ihre Lesung zu streichen. Ihre Begründung: Wer rechte Literatur in die Regale stelle und zum Verkauf anbiete, der betreibe nicht nur „die Normalisierung rechten Denkens“, sondern sorge auch für „finanzielle Gewinne für diese Autor*innen und Verlage“. Also: keine Lesung.

Buchhändler kontert: Brauchen offene Debatten

Der Buchhändler hielt dagegen. Sein Geschäft sei „ein linksliberaler Veranstaltungsort“. Gleichwohl halte er „die Auseinandersetzung mit den Rechten für eine der wesentlichen politischen Herausforderungen der Gegenwart“, schreibt Geschäftsführer Michael Lemling in einer Stellungnahme auf seiner Homepage. Die Beschäftigung mit rechter Literatur sei „Aufklärung im O-Ton“.

Lemling schreibt weiter, mit einem Seitenhieb auf Stokowski: „Was wir mehr denn je brauchen sind offene und streitbare Debatten über die kontroversen politischen Themen unserer Gegenwart. Schade, dass Margarete Stokowski es vorzieht, lieber in ihrer eigenen Echokammer zu verbleiben.“

Die Autorin überzeugte die Haltung des Buchhändlers nicht. In einer Email an Lemling, die sie ebenfalls öffentlich machte, endet sie: „Ich sage die Lesung ab und werde in München woanders lesen.“ (W.B.)