Berlin. Die Bundespolizei untersucht einen Anschlag mit einem Stahlseil auf eine ICE-Strecke. Sind Dschihadisten-Gruppen dafür verantwortlich?

Die Deutsche Bahn und die Bundespolizei haben nach den Erkenntnissen unserer Redaktion bereits vor einer Woche bundesweit die Überwachung des Zugverkehrs verstärkt. Das betrifft insbesondere die Hochgeschwindigkeitsstrecken, einige Tunnelbereiche und Großbahnhöfe.

Der Grund dafür ist ein möglicher Anschlag, der sich bereits am 7. Oktober auf dem ICE-Streckenabschnitt zwischen Nürnberg und München ereignete. Er schlug fehl und fiel zunächst nicht auf. Bis heute ist vieles an dem Vorfall unklar. War es die Tat eines Wahnsinnigen? Ein dummer Scherz? Gibt es einen extremistischen oder gar terroristischen Hintergrund? Stünde dies zweifelsfrei fest, dann hätte der Karlsruher Generalbundesanwalt wohl längst die Ermittlungen an sich gezogen.

Der oder die Täter hatte(n) auf der Höhe von Allersberg in Mittelfranken ein Stahlseil über die Schienen gespannt, das an einer Holzkonstruktion befestigt war. Der ICE sollte dagegen fahren und entgleisen. Der Zug raste aber darüber hinweg. Vermutlich war das knapp einen Zentimeter dicke Seil zu dünn – sonst hätte ein Unglück viele Verletzte oder gar Tote verursacht.

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Die Fahrgäste bekamen von dem Vorfall wohl nichts mit. Der Lokführer hörte zwar ein Geräusch. Den am Zug entstandenen Schaden bemerkte und meldete der Mann aber erst, als er am Endbahnhof in München den Triebwagen kontrollierte. Die Bahn vermutete eine harmlose Ursache. Als sie jedoch an der Strecke einen Stromausfall feststellte und Kettenreste sowie Stahl- und Holzteile gefunden wurden, alarmierte sie am 25. Oktober die Bundes- und Bahnpolizei.

Einen Tag später wurden entlang der Strecke arabische Textblätter mit einem Symbol des „Islamischen Staates“ (IS) gefunden, die durchnässt waren und vom Wind teils kilometerweit weggefegt worden waren.

Das sind die vier ICE-Generationen

Mit den ICE begann fahrplanmäßig am 2. Juni 1991 die Ära der Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland. Wir zeigen die vier Generationen. Der begeisterte Eisenbahn-Fan Günther Voß steht am 2. Juni 1991 in Seesen (Niedersachsen) neben einem ICE der ersten Generation. Voß hat für den ersten fahrplanmäßigen Start des Inter City Express von Hamburg nach München 148 Fahrgastplätze gebucht und davon 146 zum Selbstkostenpreis angeboten. Zwei besondere Plätze nahmen er und seine Frau ein. Nach Schnupperfahrten mit den im Vergleich zu damaligen Bahnen futuristisch wirkenden Intercity-Express-Zügen begann am 2. Juni 1991 der Verkehr nach Fahrplan. Voß machte als selbsterklärter Bahntester Furore und wurde zum oft interviewten Ansprechpartner für Medien. 2013 startete er mit 74 Jahren nach eigenem Bekunden aber seinen letzten Test.
Mit den ICE begann fahrplanmäßig am 2. Juni 1991 die Ära der Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland. Wir zeigen die vier Generationen. Der begeisterte Eisenbahn-Fan Günther Voß steht am 2. Juni 1991 in Seesen (Niedersachsen) neben einem ICE der ersten Generation. Voß hat für den ersten fahrplanmäßigen Start des Inter City Express von Hamburg nach München 148 Fahrgastplätze gebucht und davon 146 zum Selbstkostenpreis angeboten. Zwei besondere Plätze nahmen er und seine Frau ein. Nach Schnupperfahrten mit den im Vergleich zu damaligen Bahnen futuristisch wirkenden Intercity-Express-Zügen begann am 2. Juni 1991 der Verkehr nach Fahrplan. Voß machte als selbsterklärter Bahntester Furore und wurde zum oft interviewten Ansprechpartner für Medien. 2013 startete er mit 74 Jahren nach eigenem Bekunden aber seinen letzten Test. © dpa Picture-Alliance | Hans Henning Fränkel
Mittlerweile hat die Bahn 271 der Züge in ihrer Flotte. Im Jahr 2015 waren Fahrgäste 80 Millionen Mal mit dem ICE unterwegs und reisten durchschnittlich 318 Kilometer weit. Die ICE-Familie besteht bislang aus vier Generationen. Die ICE 1 der ersten Generation fahren maximal 280 Kilometer pro Stunde. Die 59 Züge haben jeweils zwei Triebköpfe sowie zwölf Mittelwagen und sind 358 Meter lang.
Mittlerweile hat die Bahn 271 der Züge in ihrer Flotte. Im Jahr 2015 waren Fahrgäste 80 Millionen Mal mit dem ICE unterwegs und reisten durchschnittlich 318 Kilometer weit. Die ICE-Familie besteht bislang aus vier Generationen. Die ICE 1 der ersten Generation fahren maximal 280 Kilometer pro Stunde. Die 59 Züge haben jeweils zwei Triebköpfe sowie zwölf Mittelwagen und sind 358 Meter lang. © imago | STAR-MEDIA
Die ICE 2 sind seit 1996 in Betrieb und ebenfalls für Tempo 280 zugelassen. Im Fuhrpark sind 44 Züge, von denen sich je zwei zusammenkuppeln lassen. Alle wurden nach Angaben der Bahn bis zum Jahr 2013 modernisiert. Die Zuglänge beträgt 205 Meter.
Die ICE 2 sind seit 1996 in Betrieb und ebenfalls für Tempo 280 zugelassen. Im Fuhrpark sind 44 Züge, von denen sich je zwei zusammenkuppeln lassen. Alle wurden nach Angaben der Bahn bis zum Jahr 2013 modernisiert. Die Zuglänge beträgt 205 Meter. © ICE2 | Jet-Foto Krahnert
Der ICE T mit Neigetechnik ist seit 1999 in Betrieb und erreicht Tempo 230. Der Mechanismus, der die Triebfahrzeuge bei Kurvenfahrten in Schräglage bringt, ...
Der ICE T mit Neigetechnik ist seit 1999 in Betrieb und erreicht Tempo 230. Der Mechanismus, der die Triebfahrzeuge bei Kurvenfahrten in Schräglage bringt, ... © Deutsche Bahn AG | Uwe Miehte
... ist aber mittlerweile in allen Zügen wegen technischer Probleme abgeschaltet.
... ist aber mittlerweile in allen Zügen wegen technischer Probleme abgeschaltet. © Deutsche Bahn AG | Uwe Miethe
Die ICE 3 kamen zur Weltausstellung Expo 2000 im niedersächsischen Hannover in die Flotte. Die schnellsten Züge der Republik sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 330 Kilometern pro Stunde zugelassen.
Die ICE 3 kamen zur Weltausstellung Expo 2000 im niedersächsischen Hannover in die Flotte. Die schnellsten Züge der Republik sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 330 Kilometern pro Stunde zugelassen. © Deutsche Bahn AG | Deutsche Bahn AG
In Deutschland brettern sie mit bis zu Tempo 300 über die Gleise. Die Bahn hat inzwischen 79 dieser Züge – mit einer Zuglänge von 200 Metern.
In Deutschland brettern sie mit bis zu Tempo 300 über die Gleise. Die Bahn hat inzwischen 79 dieser Züge – mit einer Zuglänge von 200 Metern. © Deutsche Bahn AG | Deutsche Bahn AG
Rund drei Monate nach dem 25. Geburtstag des ICE stellte die Deutsche Bahn und Vorstandsvorsitzender, Rüdiger Grube, am 14. September 2016 die vierte Generation des Hochgeschwindigkeitszugs vor. Am 10. Dezember 2017 startete der ICE 4 mit einer Zuglänge von 346 Metern nach einer einjährigen Testphase in den Regelbetrieb.
Rund drei Monate nach dem 25. Geburtstag des ICE stellte die Deutsche Bahn und Vorstandsvorsitzender, Rüdiger Grube, am 14. September 2016 die vierte Generation des Hochgeschwindigkeitszugs vor. Am 10. Dezember 2017 startete der ICE 4 mit einer Zuglänge von 346 Metern nach einer einjährigen Testphase in den Regelbetrieb. © dpa | Soeren Stache
Mit 250 km/h Spitzengeschwindigkeit ist die neueste Generation langsamer als ihr Vorgänger, verbraucht aber weniger Energie und beschleunigt schneller. Gründe sind eine verbesserte Aerodynamik und ein geringeres Gewicht. Der Antrieb ist auf sechs Wagen verteilt. Fällt eines der sechs Systeme aus, kann das Flaggschiff des DB Fernverkehrs trotzdem weiterfahren. Der ICE 4 ist auf den Strecken Hamburg – München und Hamburg – Stuttgart unterwegs.
Mit 250 km/h Spitzengeschwindigkeit ist die neueste Generation langsamer als ihr Vorgänger, verbraucht aber weniger Energie und beschleunigt schneller. Gründe sind eine verbesserte Aerodynamik und ein geringeres Gewicht. Der Antrieb ist auf sechs Wagen verteilt. Fällt eines der sechs Systeme aus, kann das Flaggschiff des DB Fernverkehrs trotzdem weiterfahren. Der ICE 4 ist auf den Strecken Hamburg – München und Hamburg – Stuttgart unterwegs. © Deutsche Bahn AG | SIEMENS
Vergleich der fünf Generationen der Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn.
Vergleich der fünf Generationen der Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH
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Dschihadistische Gruppen haben es auf Bahnstrecken abgesehen

Die Drohbriefe waren in arabischer Sprache verfasst. Sinngemäß steht darin, dass man Anschläge auf die Bahn verüben werde, solange die EU den Kalifats-„Staat“ angreife. Für das Schreiben wurden dem Vernehmen nach Satzschablonen aus dem Internet benutzt. Es ist unklar, ob man die Texte auf den IS zurückführen kann.

Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, halten Ermittler dies für sehr unwahrscheinlich. Denkbar ist aber, dass andere Extremisten die Tat den Islamisten in die Schuhe schieben wollten. Die Terrorgruppe Al-Kaida hatte im Sommer 2017 in einer Online-Publikation zu Bahnanschlägen aufgerufen und erklärt, wie man Züge zum Entgleisen bringt.

Eine Sprecherin des Bundeskriminalamts erklärte damals, „Anschläge auf den Zugverkehr durch Sabotage der Eisenbahnschienen scheinen in den Gedankenspielen dschihadistischer Gruppierungen einen immer größeren Platz einzunehmen.“ Das Schienennetz ist groß, schwer überwachbar und daher ein leichtes Ziel.

Der Vorfall in Mittelfranken wurde zunächst regional gemeldet; verbunden mit einem Zeugenaufruf des Landeskriminalamtes. Inzwischen sind die Experten vom Eisenbahnbundesamt und Ermittler aus vielen Sicherheitsbehörden mit dem Fall befasst.