Essen. In WhatsApp-Chats des AfD-Bundestagsabgeordneten Stefan Keuter tauchen mehrmals Nazi-Memes auf. Eine Erklärung dafür hat Keuter nicht.

Mit Tabubrüchen von ganz rechts außen hatte Stefan Keuter noch nie Probleme: Der AfD-Bundestagsabgeordnete aus dem Essener Süden verteidigte rassistische Ausfälle und völkische Denke in den eigenen Reihen genauso wie „potenziellen ,Nazisprech’“ in der politischen Debatte – und posierte wie zum Beweis auch schon mal neben Akif Pirincci, kurz nachdem der in Dresden über KZs schwadronierte.

Das sei sein Einsatz für Meinungsfreiheit, betont Keuter stets, und da passt ins Bild, dass der 46-jährige Ex-Unternehmer über Nazi-Bildchen offenbar nicht nur lachen kann, sondern sie auch über den Sofortnachrichten-Dienst WhatsApp verbreitet. Entsprechende Chats liegen der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ („WAZ“) vor.

Stefan Keuter postete eine Toilette mit Hakenkreuz-Muster

„Das schnellste deutsche Asylverfahren, lehnt bis zu 1400 Anträge in der Minute ab““: Solche Bilder verschickte der AfD-Abgeordnete.
„Das schnellste deutsche Asylverfahren, lehnt bis zu 1400 Anträge in der Minute ab““: Solche Bilder verschickte der AfD-Abgeordnete.

Ein Wehrmachts-Soldat am Maschinengewehr etwa, und darunter der Spruch: „Das schnellste deutsche Asylverfahren, lehnt bis zu 1400 Anträge in der Minute ab!“ Eine im Hakenkreuz-Muster geflieste Toilette oder eine Hitler-Weihnachtspyramide („Erste Weihnachtsdeko steht“), ein zum Panzer umgebauter Rasenmäher und eine Soldaten-Parade aus Nazi-Tagen mit dem Hinweis „Der Deutsche rutscht nicht, er marschiert ins neue Jahr“. Oder Kinder an einer Flak-Stellung und dazu der Spruch, damals hätte man „Ballerspiele noch an der frischen Luft gespielt“.

Entsprechende Chats liegen der Redaktion vor, doch gingen diese sogenannten „Memes“ offenbar nicht an alle AfD-Kollegen. „Bei uns hat er diese Bildchen nicht verschickt“, beteuert Günter Weiß, Vorsitzender der Partei in Essen auf Anfrage, „wir wollen ja gerade diese Richtung nicht vertreten und sozusagen ,negativ profitieren’ von sowas.“ Oder wie der Bundesvorsitzende Alexander Gauland Mitte Oktober beim Thüringen-Parteitag der AfD sagte: „Wer Nazi-Schweinkram teilt, hat in der Partei nichts verloren!“

Ex-Mitarbeiter bestreitet Erklärung Keuters

Diese Bild teilter Stefan Keuter über WhatsApp.
Diese Bild teilter Stefan Keuter über WhatsApp.

Und so windet sich Stefan Keuter. Dem Magazin „Stern“ und dem Recherzentrum Correctiv gegenüber soll er zunächst signalisiert haben, der Versand der Bildchen sei ihm „nicht erinnerlich“ – um sich später dahingehend zu korrigieren, dass er die Bildchen an seinen Ex-Mitarbeiter verschickt, um derlei Treiben zu dokumentieren.

Zur Dokumentation? „Das ist Quatsch und gelogen“, betont auf Anfrage der Mitarbeiter, der bis vor wenigen Wochen noch Keuters Berliner Abgeordneten-Büro leitete. Dies gehe auch eindeutig aus den Chats hervor. Stefan Keuter selbst mochte sich gegenüber dieser Redaktion nicht äußern.

• Dieser Artikel erschien zuerst auf www.waz.de.