Berlin. Metropolen müssen neue Wege gehen, um sich gegen Hitze und Regen zu wappnen. Ideen dafür gibt es genug, man muss sie endlich umsetzen.

Alte Strategien funktionieren nicht mehr. Den Satz hat man schon so oft gehört, insbesondere von Risikoforschern und Sachversicherern, die sich um die Zukunft unserer Städte Gedanken machen. Manchmal aber muss man nur auf YouTube klicken, um sich vor Augen zu führen, dass da tatsächlich etwas aus dem Ruder läuft.

Als Berlin im Sommer 2017 nach extremen Niederschlägen voll Wasser lief, sahen sich viele Tausend Menschen immer und immer wieder die hochgeladenen Handyvideos an: Die Fußgängerin mit Schirm, die wegen der Fluten in ein Loch stapfte und plötzlich untertauchte. Die Wassermassen, die den Treppenabgang des U-Bahnhofs herunterschwappten.

Viele Städte in Deutschland erleben stärker als früher diese Regenmassen, bei denen die Kanäle nicht mehr ausreichen, um sie aufzufangen. Der Grund liegt nicht allein am Klima, das extremer wird. Es liegt daran, dass wir selbst es sind, die die Klimafolgen verstärken: Wir haben die Städte zugepflastert.

In Zahlen: So trägt jeder Einzelne von uns zum Klimawandel bei

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    Forscher fordern: Baut Schwammstädte!

    Der Vorschlag von Bundesumweltministerin Svenja Schulze, mehr Grün in die Städte zu holen, ist nicht neu, doch er ist richtiger und wichtiger denn je. Versicherer und Wasserwirtschaft weisen darauf hin, dass jeder Tropfen Wasser, der nicht in die Kanalisation fließt, die Abwassersysteme entlastet. Jede zusätzliche Grünfläche in Städten bietet die Möglichkeit, dass Wasser versickern kann. Andernfalls würde es sich seinen Weg bahnen.

    Natürlich ist es nicht möglich, inmitten von Metropolen wie Berlin oder in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet riesige Flächen anzulegen, die Regenwasser speichern können. Doch es gibt Antworten von Städteplanern: Warum nicht Dächer begrünen? Warum Parkplätze der Supermärkte zubetonieren, wenn man wasserdurchlässige Rasengittersteine nehmen kann? Als Gegenmittel für Starkregen haben Forscher einen Begriff erfunden: Baut Schwammstädte!

    Begrünte Fassaden kühlen Umgebungsluft herunter

    Berlin, Hamburg, München, das Ruhrgebiet: Noch immer gehört Nachverdichtung zum Alltagsbild der Ballungsräume. Das Zupflastern der Städte ist letztlich auch Reaktion darauf, dass Wohnraum knapp ist und die Mieten steigen, dass Industrie und Gewerbe Platz brauchen. So aber werden Baulücken geschlossen, die immer auch wichtige Frischluftschneisen in einer Stadt sind.

    Städte, die einen hohen Anteil an versiegelter Fläche aufweisen, könnten zu Hitzeinseln werden. Auch hier kann mehr Grün eine Antwort sein: Begrünte Fassaden an Gebäuden nehmen nicht nur Regenwasser auf, an ihnen verdunstet später die Feuchtigkeit, wodurch die Umgebungsluft heruntergekühlt wird. Stadtplaner jedenfalls sehen darin ein großes Potenzial.

    Ideen gibt es genug – man muss sie endlich umsetzen

    Urbanes Grün ist vor allem aber auch das: Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Aus Studien weiß man, dass Natur im Siedlungsbrei der Vorstädte und Speckgürtel verschwindet. In Hochhausschluchten, Stadtparks oder in alten Industrieanlagen siedeln sich Vögel wie Habichte oder Sperlinge an. Fledermäuse oder Mauersegler nisten an Gebäuden – falls sie denn Nischen oder Ritzen finden.

    Jeder Baum, jedes Stückchen Rasen also wertet die Städte auf, macht sie lebenswerter, lebendiger – womit sie im Wettbewerb mit anderen Kommunen punkten. Forscher des Fraunhofer-Instituts haben vor einigen Jahren ihre Vision für die Städte der Zukunft skizziert. Mit vertikalen Gärten, die an Hochhäusern wachsen. Mit Dachgärten, in denen Lebensmittel angebaut werden. Städte mit weniger Autos, Abgasen und Lärm. Grün und doch urban. Wenn also alte Strategien nicht mehr funktionieren: Setzt die neuen Ideen um.