Berlin/München. Die AfD zieht erstmals in den bayerischen Landtag ein. Sie ist nicht so stark wie gedacht – und präsentiert sich als konsequentere CSU.

Kein Jubel, eher wohlwollender Applaus. So ist die Stimmung der AfD-Anhänger Punkt 18 Uhr im Landgasthof im bayerischen Mamming. Die AfD marschiert mit radikalen Parolen weiter durch die Institutionen der deutschen Demokratie – und verfehlte doch ihr Ziel.

Was 2014 in Ostdeutschland begann, ist mit Bayern aus Sicht der Partei vollbracht: Sie ist bundesweit etabliert, sitzt jetzt in nahezu allen Landesparlamenten. AfD-Bundesparteichef Alexander Gauland zeigte sich am Abend zufrieden und sagte, „mittelfristig“ müsse die Partei auch regieren.

Anders als in anderen Bundesländern war die Konkurrenz im Süden besonders stark, neben AfD kämpften rechts von der Mitte CSU, FDP und Freie Wähler um Stimmen. Die CSU hatte im Wahlkampf immer wieder scharfe, teilweise AfD-gleiche Töne angeschlagen. CSU-Spitzenkandidat Markus Söder sprach von „Asyltourismus“. Schaden konnte er der AfD damit nicht. Und doch erreichten die Rechtspopulisten nicht ihr Wunschergebnis. Die Partei wollte in Bayern zweitstärkste Kraft werden, wurde nun aber deutlich von den Grünen überholt und am Ende nur viertstärkste Kraft.

Die AfD präsentiert sich in Bayern als konsequentere CSU: „Die AfD hält, was die CSU verspricht“, hatte die Partei schon vor der Bundestagswahl plakatiert, setzte auch jetzt auf ihre Kernthemen Migration und Islam. Doch während bundesweit der Rechtsschwenk von Innenminister Horst Seehofer (CSU) und der unionsinterne Streit der AfD in den Umfragen immer neue Höhenflüge bereiteten, konnten sie in Bayern weniger profitieren.

Jubel und Schrecken: Gesichter des Wahlabends in Bayern

Überglückliche bayerische Spitzenkandidaten der Grünen: Ludwig Hartmann und Katharina Schulze. Eingerahmt Anton Hofreiter (links) und Robert Habeck (rechts). Die Grünen werden zweitstärkste Kraft in Bayern.
Überglückliche bayerische Spitzenkandidaten der Grünen: Ludwig Hartmann und Katharina Schulze. Eingerahmt Anton Hofreiter (links) und Robert Habeck (rechts). Die Grünen werden zweitstärkste Kraft in Bayern. © dpa | Sven Hoppe
Der Grünen Bundesvorsitzende Robert Habeck (links) und der bayerische Spitzenkandidat Ludwig Hartmann beim Stage Diving auf der Wahlparty.
Der Grünen Bundesvorsitzende Robert Habeck (links) und der bayerische Spitzenkandidat Ludwig Hartmann beim Stage Diving auf der Wahlparty. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Klarer Verlierer: Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern. Seine Partei CSU verliert die absolute Mehrheit im Parlament.
Klarer Verlierer: Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern. Seine Partei CSU verliert die absolute Mehrheit im Parlament. © dpa | Michel Kappeler
Dementsprechend ist auch die Stimmung der CSU-Anhänger.
Dementsprechend ist auch die Stimmung der CSU-Anhänger. © dpa | Michel Kappeler
Ernste Gesichter auch in Berlin: Annegret Kramp-Karrenbauer, Generalsekretärin der CDU nach den ersten Hochrechnungen der Landtagswahl in Bayern. Das Ergebnis in Bayern könnte auch Auswirkungen auf die Bundespolitik haben.
Ernste Gesichter auch in Berlin: Annegret Kramp-Karrenbauer, Generalsekretärin der CDU nach den ersten Hochrechnungen der Landtagswahl in Bayern. Das Ergebnis in Bayern könnte auch Auswirkungen auf die Bundespolitik haben. © dpa | Gregor Fischer
Abgestraft wurde auch die SPD. Die Partei von Spitzenkandidatin Natascha Kohnen rutschte in den einstelligen Bereich, laut Hochrechnungen weniger als 10 Prozent.
Abgestraft wurde auch die SPD. Die Partei von Spitzenkandidatin Natascha Kohnen rutschte in den einstelligen Bereich, laut Hochrechnungen weniger als 10 Prozent. © dpa | Daniel Karmann
Da hilft nur Alkohol. Ein SPD-Mitglied schaut sich die Prognose an.
Da hilft nur Alkohol. Ein SPD-Mitglied schaut sich die Prognose an. © dpa | Daniel Karmann
Fassungslosigkeit bei SPD-Anhängern.
Fassungslosigkeit bei SPD-Anhängern. © dpa | Angelika Warmuth
Die AfD kommt wohl auf über 10 Prozent, hatte sich jedoch mehr erhofft. Alice Weidel (links), Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Katrin Ebner-Steiner, stellvertretende AfD-Landesvorsitzende (Mitte), und Stephan Protschka (rechts), Bundestagsabgeordneter und niederbayrischer Bezirksvorsitzender der AfD.
Die AfD kommt wohl auf über 10 Prozent, hatte sich jedoch mehr erhofft. Alice Weidel (links), Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Katrin Ebner-Steiner, stellvertretende AfD-Landesvorsitzende (Mitte), und Stephan Protschka (rechts), Bundestagsabgeordneter und niederbayrischer Bezirksvorsitzender der AfD. © dpa | Armin Weigel
Zufrieden dagegen können die Freien Wähler sein. Sie erreichten wohl um die 11 Prozent. Möglicherweise werden sie Koalitionspartner der CSU in Bayern.
Zufrieden dagegen können die Freien Wähler sein. Sie erreichten wohl um die 11 Prozent. Möglicherweise werden sie Koalitionspartner der CSU in Bayern. © dpa | Lino Mirgeler
Die FDP muss um ihren Einzug zittern.
Die FDP muss um ihren Einzug zittern. © dpa | Tobias Hase
Klar verpasst hat Die Linke den Einzug. Hier sind die Spitzenkandidaten Eva Bulling-Schröter (links) und Ates Gürpinar zu sehen, nachdem sie um 18 Uhr die Prognose von 3,2 Prozent erhalten haben.
Klar verpasst hat Die Linke den Einzug. Hier sind die Spitzenkandidaten Eva Bulling-Schröter (links) und Ates Gürpinar zu sehen, nachdem sie um 18 Uhr die Prognose von 3,2 Prozent erhalten haben. © dpa | Stefan Puchner
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Bei der Bundestagswahl 2017 hatten 12,4 Prozent der Bayern für die Rechtspopulisten gestimmt, der Freistaat lag damit im bundesweiten Schnitt. Doch im Vorfeld der Landtagswahl war die AfD im Süden zerstritten, nicht einmal auf einen gemeinsamen Spitzenkandidaten konnte sich die Partei einigen. Auch wer die neue Fraktion im Landtag anführen soll, ist unklar. (cu,tma,tki)