Stockholm. Die Sozialdemokraten haben die Parlamentswahlen in Schweden gewonnen. Doch dem Land steht eine schwierige Regierungsbildung bevor.

Schweden rückt nach den Parlamentswahlen politisch weiter nach rechts: Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten holten am Sonntag laut den vorläufigen Wahlergebnissen 17,6 Prozent der Stimmen – und sind nun drittstärkste Kraft im Reichstag hinter den Sozialdemokraten (28,3 Prozent) und den Konservativen (19,8 Prozent).

Die Parteien stehen nun vor einer schwierigen Regierungsbildung. Das rot-grüne Bündnis unter Führung der Sozialdemokraten verfehlte mit 40,6 Prozent der Stimmen eine stabile Mehrheit, das liberal-konservative Lager dürfte 40,3 Prozent erreichen.

Beobachter erwarten, dass die Regierungsbildung, die in Schweden normalerweise nach durchschnittlich sechs Tagen erledigt ist, Wochen dauern könnte. Am Montag legen die großen Parteien dafür in ersten Gesprächen die Grundsteine. Welche Partei den Auftrag zur Regierungsbildung bekommt, entscheiden Reichstag und Reichstagspräsident erst am 24. September.

Große Parteien schließen Koalition mit Rechtspopulisten aus

Als Wahlsieger sehen sich insbesondere die Schwedendemokraten, die ihren Stimmenanteil deutlich steigerten. Bei der Wahl vor vier Jahren waren es noch 12,9 Prozent gewesen. Allerdings verfehlte Parteichef Jimmie Akesson das selbstgesteckte Ziel von mindestens 20 Prozent. „Wir werden großen Einfluss gewinnen auf das, was in Schweden in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren passieren wird“, sagte Akesson.

Allerdings haben alle Parteien in den beiden großen Blöcken eine Koalition mit den Schwedendemokraten ausgeschlossen. Diese streben einen Austritt des Landes aus der EU an und eine Einwanderungssperre.

Mehrere leitende Sozialdemokraten, darunter Regierungschef Stefan Löfven, forderten dennoch, das Blockdenken aufzugeben und die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit von rot-grünen und liberal-konservativen zu erkennen.

Rund 7,5 Millionen Schweden waren aufgerufen, über die Verteilung von 349 Sitzen im schwedischen Reichstag abstimmen. Bis Montag konnten noch Wahlscheine von Briefwählern bei den Behördeneintreffen. Das Ergebnis kann auch als ein weiterer Test für die Europawahl im Mai gewertet werden. (dpa/rtr)