Berlin. Dem BKA wurden 2017 mehr als doppelt so viele Fälle von Kinderpornografie gemeldet wie 2016. Die meisten Inhalte liegen im Ausland.

Beim Bundeskriminalamt und den Beschwerdestellen sind 2017 mehr als doppelt so viele Hinweise auf kinderpornografische Inhalte im Internet eingegangen wie im Jahr davor. Insgesamt 5977 Hinweise gingen im vergangenen Jahr ein, nach 2721 im Jahr davor.

Das geht aus dem jährlichen Bericht des Bundesjustizministeriums hervor, der an diesem Mittwoch veröffentlicht wird und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die meisten Hinweise kamen von Bürgern, die sich an Beschwerdestellen etwa der Internetwirtschaft wandten.

84 Prozent der Fälle liegen auf Servern im Ausland

Bei einem Teil der Hinweise konnte das BKA nicht handeln, etwa weil Inhalte nicht mehr abrufbar waren, der Standort des Servers nicht ermittelt werden konnte oder es keine ausreichende Kooperation mit einem anderen Land gab. Bei den allermeisten (84 Prozent) der verbleibenden 5938 Fälle ging es um Inhalte auf Servern im Ausland, der Rest lag in Deutschland.

60 Prozent der Inhalte im Inland war dem Bericht zufolge spätestens nach zwei Tagen gelöscht, 97 Prozent binnen einer Woche. Im Schnitt dauerte die Löschung gut zwei Tage, 2016 waren es noch 2,93 Tage gewesen.

Löschquote im Ausland hat sich verschlechtert

Im Ausland dauerte es länger, bis Kinderpornografie aus dem Netz verschwand, was der Bericht mit komplizierteren Verfahren und einer höheren Zahl beteiligter Stellen erklärt. Hier waren innerhalb einer Woche nur 60 Prozent der Inhalte gelöscht, innerhalb von vier Wochen 87 Prozent.

Damit hat sich die Löschquote im Ausland verschlechtert. 2016 waren noch 62 Prozent der Inhalte innerhalb einer Woche gelöscht, 92 Prozent nach vier Wochen. Rund ein Drittel der ausländischen Inhalte wurde an Stellen in den USA gemeldet.

Immer wieder wird im Zusammenhang mit der Verbreitung kinderpornografischen Materials eine Ausweitung der Vorratsdatenspeicherung gefordert. BKA-Chef Holger Münch sprach sich zu Beginn des Jahres erneut für eine Ausdehnung aus. In 8400 mutmaßlichen Fällen von Kinderpornografie hätten im vergangenen Jahr mangels Daten die Täter nicht ermittelt werden können. (dpa/nqq)