Tokio. Außenminister Maas umwirbt bei seinem Besuch in Japan das Land als neuen „Wertepartner“. Er arbeitet an einer engeren Zusammenarbeit.

Außenminister Heiko Maas und sein japanischer Amtskollege Taro Kono sehen an diesem Mittwoch aus wie Zwillingsbrüder. Beide tragen einen dunklen Anzug mit weißem Hemd, ohne Krawatte.

Sie stehen in einem Anbaugebäude des Außenministeriums in Tokio. Der Deutsche und der Japaner singen ein Loblied auf die „freie Welt“, den „freien Welthandel“, die „regelbasierte internationale Ordnung“. Ein Gegenprogramm zum Bulldozer-Kurs von US-Präsident Donald Trump, der Bündnisse wie die Nato infrage stellt und lange gewachsene Handelsbeziehungen mit Strafzöllen torpediert.

Es ist Maas’ erste Reise nach Japan als Außenminister. Eine Woche nach der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Japan wolle er die Gunst der Stunde nutzen, um die Bande mit der drittstärksten Volkswirtschaft der Welt noch enger zu knüpfen, unterstreicht er. Es ist die größte Freihandelszone der Welt. EU-Unternehmen sparen pro Jahr Zölle in Höhe von einer Milliarde Euro. Ein Drittel der globalen Wirtschaftsleistung wird hier erzeugt.

Heiko Maas und Tara Kono wollen enger zusammenarbeiten

In einer gemeinsamen Erklärung vereinbaren Maas und Kono einen breiten politischen Schulterschluss. Sie bekennen sich zur verstärkten Zusammenarbeit auf internationalen Foren wie den G7- und G20-Gipfeln, wollen Spitzenbeamte austauschen und einen engeren Draht in Sicherheitsfragen installieren. Und sie versprechen, sich bei der Bewerbung um einen permanenten Sitz im UN-Sicherheitsrat zu unterstützen.

Am Nachmittag hält Maas eine Rede am National Graduate Institute for Policy Studies, einer Kaderschmiede für Führungskräfte in Politik und Wirtschaft. „Deutschland und Japan können zum Kern einer Allianz der Multilateralisten werden“, sagt er. Er spricht von einer „Wertepartnerschaft“ auf der Basis von Demokratie, Rechtsstaat und internationalen Regeln.

„Wir wollen einen gemeinsamen Blick auf die regionalen und globalen Probleme entwickeln und dann zusammen Lösungen anpacken.“ Er nennt dabei den Nordkorea-Konflikt sowie die Krisen in Syrien und der Ukraine. An diesem Donnerstag führt Maas die „Mission neue Wertepartner“ nach Südkorea, ebenfalls eine Demokratie und ein aufstrebendes Technologie-Land in Ostasien.

Außenminister arbeitet an neuem internationalen Netzwerk

Nach den politischen Erdbeben in Washington arbeitet Maas an einem neuen internationalen Netzwerk. Es geht um Kooperation und Absprachen in internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen, der Welthandelsorganisation, G7- oder G20-Gipfel. Konflikte sollen nach Regeln und nicht mit Krawallauftritten gelöst werden.

Der Außenminister nennt es eine Initiative, die sich aber zu einem weltumspannenden Club sich koordinierender Länder entwickeln könne. Die Außenministerin vom G7-Mitglied Kanada, Cynthia Freeland, hat er bereits im Boot. Sie wird bei der Botschafterkonferenz im August in Berlin eine Rede halten. Maas nennt zudem Staaten wie Südafrika sowie Lateinamerika. Doch die genaue Agenda dieser Gemeinschaft gegen Trumps Holzhammer-Politik ist noch nebulös.

Am Mittwochnachmittag besucht Maas den Zojoji-Tempel im Schatten des 333 Meter hohen Tokyo Towers. Ein Mönch führt ihn in die Haupthalle. An der Wand steht die Statue eines Buddha. „Er betet für den Frieden in der Welt“, sagt der Mönch. „Das können wir gut gebrauchen“, antwortet Maas.