Washington. Steve Bannon will Rechtspopulisten bei der kommenden Europa-Wahl unterstützen. Hinter der Fassade verbirgt sich aber ein Verlierer.

Wäre Steve Bannon wirklich mächtig und einflussreich, er würde seinen jüngsten Ego-Trip – „Wie ich einmal den Trumpismus in die Alte Welt exportierte und Europas Rechtspopulisten einte“ – nicht großspurig in einem Interview ankündigen. Er würde es machen. Strategisch. Mit langem Atem. Hinter den Kulissen. Und dann Ergebnisse vorlegen.

Aber das war nie die Stärke des Mannes, der sich am Hofe Donald Trumps zu oft als Schatten-Kaiser aufgeführt hat und darum konsequenterweise von selbigem gejagt wurde.

Bannon dient sich bei Rechtspopulisten in Europa an

Bannon kann nur mit Pathos und Brechstange Politik machen. Das versucht er in Europa seit einigen Monaten im Stile eines Motivationsredners. Mit zweifelhaftem Erfolg. Wo immer Rechtspopulisten zwischen Berlin, London, Rom, Paris, Budapest, Warschau oder Bern ihre Nasen hervorstrecken oder bei Wahlen reüssieren, dient sich der ehemalige Investmentbanker als Mentor und Ratgeber an.

Mehr noch: Bannon erweckt den Eindruck, als müssten die nationalistischen, teils strikt antikapitalistischen Strömungen von AfD über Ukip bis zum Front National nur durch einen klugen Kopf – ihn selbst – mental fusioniert werden. Danach könnte der alte Kontinent fix aufgemischt und das Establishment (Bannon nennt es „die Globalisten“) von Nordkap bis Mittelmeer außer Gefecht gesetzt werden.

Bannon will Wahl zum Europäischen Parlament attackieren

Mit einer Stiftung, die mit einem Zehn-Mann-Büro aus Brüssel heraus wirken soll, will der frühere Chefstratege des amerikanischen Präsidenten nun offenbar die kommende Wahl zum Europäischen Parlament attackieren. Herbeigezwungen werden soll ein rechtslastiges Abgeordneten-Sammelbecken, das den Tajanis, Junckers und Tusks das Fürchten lehrt. Wie putzig.

Bevor die aufkeimende Nervosität über die Ambitionen des Entwicklungshelfers in Sachen Revolution in Hysterie umkippt: Bannon ist gewiss nicht zu unterschätzen. Er kann Netzwerke mobilisieren, sprich: Geld. Er hat Erfahrung bei der Etablierung einer Propaganda-Dreckschleuder – sprich: Breitbart News. Er weiß, wie man mit Hilfe von Internet und Leichtgläubigkeit Wahlen manipuliert – sprich: Cambridge Analytica. Und er zehrt in rechten Kreisen vom Glanz, dabei mitgeholfen zu haben, Donald Trump ins Weiße Haus bugsiert zu haben.

Hinter der Fassade steht ein großer Verlierer

Aber: Bannon ist ein Möchtegern-Kaiser ohne Kleider. Trump hat mit ihm de facto gebrochen. Wäre es anders, säße der selbst ernannte Systemsprenger längst wieder im Weißen Haus und würde das Vakuum füllen, das durch zig Abgänge wichtiger Stichwortgeber entstanden ist. Auch die Mercer-Familie, die lange an Bannon geglaubt hatte und Millionen-Summen bereitstellte, ließ ihn fallen. Breitbart, sein Ziehkind, hat ihn geschasst, weil sein Name nicht nur auf Werbekunden toxisch wirkte. Republikanische Kongress-Kandidaten wie Roy Moore in Alabama, die Bannon als Heilsbringer anpries, gingen mit Pauken und Trompeten unter.

Kurzum: Hinter der Fassade des energischen Anti-Globalisierungs-Kreuzzüglers steht ein großer Verlierer, der seinen immensen Bedeutungsverfall in Amerika mit einer Auslandstournee wettmachen will. Aber außer Parolen („Macron und Merkel werden fallen wie die Kegel“) hat Bannon nichts zu bieten.

Nichtsdestotrotz muss seine Provokation vor den Wahlen zum Europäischen Parlament für die etablierten Parteien Auftrag sein, den Rechtspopulisten intelligenter und entschiedener entgegenzutreten. Es bleiben dafür zehn Monate Zeit.