Berlin. „Seehofer kündigt Unionsbündnis mit CDU auf“, meldeten Medien. Doch dahinter steckte ein Redakteur der Satirezeitschrift „Titanic“.

Der Gag eines Redakteurs der Satirezeitschrift „Titanic“ sorgte am Freitagmittag für Wirbel in der Berliner Politik – und in den Medien. Doch die vermeintliche Sensationsmeldung war gar keine.

„CSU-Chef Horst Seehofer hat nach einem Bericht des Hessischen Rundfunks das Unionsbündnis mit der CDU aufgekündigt“, meldete am Freitagmittag die Nachrichtenagentur Reuters um 12.21 Uhr per Eilmeldung. Und weiter: „ Dies berichtete der Sender am Freitag unter Berufung auf eine interne eMail des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU).“

Allerdings: Der Tweet stammt nicht vom Hessischen Rundfunk, sondern vom „Titanic“-Redakteur Moritz Hürtgen. Dennoch fielen zahlreiche Medien auf die vermeintliche Sensationsmeldung herein. Um 12.42 Uhr zog die Agentur dann die Eilmeldung zurück.

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Redakteur Hürtgen hatte bereits in den vergangenen Tagen mit Verlinkungen zu Portalen des Hessischen Rundfunks den Eindruck erweckt, dass es den Twitter-Account „hr Tagesgeschehen“ tatsächlich gebe – und dass dort Meldungen des Hessischen Rundfunks verbreitet würden.

Außerdem vermittelt Hürtgens Twittername „@hrtgn“ den Eindruck, es könne sich um ein Kürzel eines angeblichen „hr tagesgeschehen“ handeln, zumal das Profil einen weißen Haken auf blauem Grund trägt. Damit werden von Twitter geprüfte Accounts gekennzeichnet. Allerdings: Die Verifizierung bezieht sich eben auf Moritz Hürtgen und nicht auf den Hessischen Rundfunk. Das stiftete zusätzlich Verwirrung.

Wegen der Satire-Aktion appelliert der Hessische Rundfunk (HR) nun an Twitter, seine Zertifizierungsprozesse zu überprüfen. „Eine Änderung des Klarnamens führt derzeit nicht zum Verlust der Zertifizierung eines Accounts“, sagte Christoph Hammerschmidt, Leiter HR-Kommunikation, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag.

Bei Twitter stieß der Fall gleich auf große Resonanz. So twitterte ZDF-Moderatorin Dunja Hayali:

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Und auch das „Heimatministerium“ griff die Angelegenheit auf – so satirisch wie der Account an sich:

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Wenig Verständnis für die Satireaktion zeigte der Hessische Rundfunk selbst. Dessen Hörfunkkorrespondent ärgerte sich per Twitter: „Ganz großer Bullshit!“

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Hürtgen selbst schrieb später bei Twitter, die Sache tue ihm leid. Besonders die Tatsache, dass sogar die Börse auf die Falschmeldung reagiert habe:

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Unterdessen veröffentlichte Hürtgen einen Screenshot auf seinem Account, auf dem Twitter als Absender gekennzeichnet ist: Man habe eine Beschwerde wegen des Satire-Tweets erhalten, teilt Twitter darin mit. Man habe den gemeldeten Inhalt untersucht und keinen Verstoß gegen die Twitter-Regeln feststellen können. „Wir sind deswegen dazu nicht aktiv geworden.“

„Bild“ verteidigt Umgang

Erst im Februar hatte die „Titanic“ behauptet, die „Bild“-Zeitung sei einem Fake der Satirezeitschrift aufgesessen. In dem Artikel „Neue Schmutzkampagne bei der SPD“ hatte ein anonymer Informant über eine angebliche Kampagne gegen den Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert berichtet. Kurz darauf reklamierte „Titanic“ die Geschichte für sich und behauptete, der „anonyme Informant“ sei Hürtgen gewesen.

„Bild“ wiederum verteidigte ihren Umgang mit dem Material. Man habe die Echtheit der Informationen immer infrage gestellt und eingeordnet. (W.B./epd)