Berlin. Die FDP ist ein Männerklub. Die Partei, die so dramatisch wenige Frauen anspricht, ist irgendwo im Erneuerungsprozess falsch abgebogen.

Die Liberalen haben ein Frauenproblem. Das sehen sie inzwischen auch selbst so. Der Frauenanteil bei den FDP-Mitgliedern ist so klein wie nie zuvor in den letzten 30 Jahren.

Auch bei den Wählerinnen sieht es schlecht aus: Während bei der letzten Bundestagswahl im September 2017 bei Union und den Grünen mehr Frauen als Männer ihr Kreuz machten und bei SPD und Linken die Lage immerhin ausgeglichen ist, wird die FDP deutlich öfter von Männern als von Frauen gewählt.

Das Bild von der Männertruppe bestätigt sich auch im Parlament: In der neuen Bundestagsfraktion sitzt nur auf jedem vierten Stuhl eine Frau, bei den Delegierten des Parteitags an diesem Wochenende in Berlin sieht es ähnlich aus.

Neuer Anstrich, aber noch viel unsortiert

Ist halt so, könnte man nun sagen. Und hinzufügen: Ist es nicht am Ende vollkommen egal, ob ein Mann oder eine Frau Politik macht, Hauptsache, es kommt Gutes dabei heraus? Doch im Fall der FDP ist die Frauenfrage ein Teil der Identitätsfrage. Und diese Frage ist nach wie vor unbeantwortet.

Die Liberalen haben sich einen neuen Anstrich verpasst, aber innendrin ist noch vieles unsortiert: Christian Lindners Truppe will die Partei der Deutschland-Erneuerer sein, wird aber ihr Image als Klientelpartei für Besserverdiener nicht los. Sie will Vordenker sein, kommt aber oft nur als Sprücheklopfer rüber. Und sie ist in weiten Teilen immer noch der Männerklub, bei dem im Kaminzimmer nachts um drei Uhr die Parteikarrieren verhandelt werden, wie es die wenigen Frauen beklagen, die trotzdem der FDP die Treue halten.

Wer so dramatisch wenige Frauen anspricht, ist irgendwo im Erneuerungsprozess falsch abgebogen. Das haben sie nun auch an der Parteispitze erkannt. „Ein sinkender Frauenanteil ist für die Marke der neuen FDP nicht förderlich“, heißt es im Gründungspapier einer neuen Taskforce, die bis zum Herbst Antworten auf das Frauenproblem liefern soll.

Frauen gaben der FDP wieder Hoffnung

Der Satz ist dabei durchaus Teil des Problems: Es geht den Liberalen allzu oft um die Marke, um Image und Performance. Ein sinkender Frauenanteil ist jedoch nicht nur für die Marke hinderlich, sondern auch klares Zeichen dafür, dass die neue FDP schlicht und einfach an den meisten Frauen vorbeiredet. Sichtbarstes Zeichen: Unter den Neumitgliedern des letzten Jahres war nicht mal mehr jedes fünfte eine Frau.

Die Sache ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Freien Demokraten für kurze Zeit so aussahen wie die neue Partei der starken Frauen: Nachdem die FDP bei der Bundestagswahl im Herbst 2013 aus dem Parlament geflogen war, war es eine Handvoll Frauen, die der am Boden zerstörten Truppe wieder Hoffnung gab. Trümmerfrauen, sozusagen.

Katja Suding in Hamburg und Lencke Steiner in Bremen holten bei den Bürgerschaftswahlen genug Stimmen, um zu beweisen: Die FDP ist nicht tot. Generalsekretärin Nicola Beer redete sich zur gleichen Zeit die Stimme heiser, um für ein neues liberales Projekt zu werben. Doch keine dieser Frauen wurde je so sichtbar wie die beiden Alphamänner der FDP: Parteichef Lindner und sein Vize Wolfgang Kubicki.

Sicher, nicht nur die FDP hat ein Frauenproblem. Gerade erst haben die Unionsfrauen beklagt, dass es nicht vorangeht mit der innerparteilichen Frauenförderung. Wie sehr aber bei der FDP die Alarmglocken schrillen, erkennt man an einem Detail: Die ersten Liberalen nehmen jetzt das Wort „Frauenquote“ in den Mund – ohne sich danach gleich die Zähne putzen zu wollen.