Washington. Erst Macron, jetzt Merkel: Binnen weniger Tage sind zwei europäische Staatenlenker bei Trump zu besuch. Doch wie geht man mit ihm um?

Der schwierige Kurzbesuch von Angela Merkel bei US-Präsident Donald Trump hat für die Kanzlerin einen Wert an sich. Sie und damit auch Deutschland ist nach quälenden Monaten der Regierungsbildung zurück auf der Weltbühne. Immerhin.

Der 71-jährige Trump hat, während in Deutschland über die Befristung von Verträgen und den Familiennachzug in Koalitionsverhandlungen diskutiert wurde, damit begonnen, seine Versprechen aus dem Wahlkampf für ein stärkeres Amerika umzusetzen.

Und damit, die Weltordnung derart zu verändern, dass man in Europa im Mai gleich auf zwei Termine starrt, an denen Trump sich anschicken könnte, sowohl einen Handelskrieg mit der EU anzuzetteln als auch die Lage im Nahen Osten durch ein Kündigen des Atom-Abkommens mit dem Iran noch ein Stück explosiver zu machen.

Europäer dürfen sich nicht auseinander reißen lassen

Die Besuche von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Merkel, eine Prunk-Parade auf der einen, eine nüchterne Positionsbestimmung auf der anderen Seite waren daher Feuerwehr-Missionen: der Versuch, einen Unberechenbaren einzufangen.

Merkel zu Besuch bei Donald Trump

Angela Merkel ist zu ihrem Besuch bei Donald Trump am Weißen Haus angekommen. Zur Begrüßung gibt es erstmal Küsschen.
Angela Merkel ist zu ihrem Besuch bei Donald Trump am Weißen Haus angekommen. Zur Begrüßung gibt es erstmal Küsschen. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Bei ihrem Gespräch geht es auch um die drohenden US-Zölle auf Stahl und Aluminium gehen.
Bei ihrem Gespräch geht es auch um die drohenden US-Zölle auf Stahl und Aluminium gehen. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Merkel reicht Trump die Hand – eine Anspielung auf die Posse beim letzten Treffen, als Trump der Kanzlerin den Handschlag verweigerte?
Merkel reicht Trump die Hand – eine Anspielung auf die Posse beim letzten Treffen, als Trump der Kanzlerin den Handschlag verweigerte? © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Das lässt sich der US-Präsident dieses Mal nicht zwei Mal sagen.
Das lässt sich der US-Präsident dieses Mal nicht zwei Mal sagen. © dpa | Kay Nietfeld
Loslassen will er aber auch nicht mehr.
Loslassen will er aber auch nicht mehr. © dpa | Evan Vucci
Interessanter Blick auf die Hände der beiden: Trump macht die Raute – Merkel nicht.
Interessanter Blick auf die Hände der beiden: Trump macht die Raute – Merkel nicht. © dpa | Kay Nietfeld
Merkel und Trump gehen betont entspannt miteinander um.
Merkel und Trump gehen betont entspannt miteinander um. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Die Kanzlerin hatte auch ein Geschenk dabei: eine historische Karte von Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 1705.
Die Kanzlerin hatte auch ein Geschenk dabei: eine historische Karte von Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 1705. © REUTERS | BPA
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz erzählen sie, worüber sie geredet haben.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz erzählen sie, worüber sie geredet haben. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Und wieder ...
Und wieder ... © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
...  wird fleißig Hände geschüttelt.
... wird fleißig Hände geschüttelt. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
So viel traute Zweisamkeit war selten zwischen den beiden – wobei Donald Trump die treibende Kraft bei all der körperlichen Annäherung war.
So viel traute Zweisamkeit war selten zwischen den beiden – wobei Donald Trump die treibende Kraft bei all der körperlichen Annäherung war. © dpa | Kay Nietfeld
Die Atmosphäre war jedenfalls deutlich besser als beim letzten Treffen im März 2017. Merkel hatte Trump damals kurz nach seinem Amtsantritt besucht. Die Beziehung der beiden wirkte ein bisschen frostig, kommentierten viele.
Die Atmosphäre war jedenfalls deutlich besser als beim letzten Treffen im März 2017. Merkel hatte Trump damals kurz nach seinem Amtsantritt besucht. Die Beziehung der beiden wirkte ein bisschen frostig, kommentierten viele. © REUTERS | Jonathan Ernst
Am Abend vor dem zweiten Treffen am Freitag hatte es eine kleine Stärkung für die Kanzlerin gegeben: Nach einem Burger mit anschließendem Spaziergang ging die Kanzlerin am Donnerstag zurück in ihr Hotel in Washington.
Am Abend vor dem zweiten Treffen am Freitag hatte es eine kleine Stärkung für die Kanzlerin gegeben: Nach einem Burger mit anschließendem Spaziergang ging die Kanzlerin am Donnerstag zurück in ihr Hotel in Washington. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Es war ein sehr kurzer Trip für die Kanzlerin. Nach 22 Stunden stieg sie wieder ins Flugzeug zurück nach Berlin.
Es war ein sehr kurzer Trip für die Kanzlerin. Nach 22 Stunden stieg sie wieder ins Flugzeug zurück nach Berlin. © dpa | Kay Nietfeld
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Am Ende kann man sagen, dass man es zumindest versucht hat. Gut so. Ob Trump sich von den Argumenten der Europäer beeindrucken lässt oder nicht, wird man wahrscheinlich in einem Tweet erfahren, der einen Tag später einer anderen Einsicht weichen könnte. Wichtig ist: Man muss Trumps Administration deutlich machen, dass sich die Europäer nicht auseinanderdividieren lassen.

Hier liegt auch der Schlüssel für den drohenden Handelskrieg. Denn obwohl die EU Zölle nur gemeinsam verhandeln kann, sind Länder unterschiedlich betroffen. Die Franzosen würden Strafzölle auf Pkw – im Gegensatz zu Deutschland – verkraften. Es fahren einfach zu wenige französische Marken auf amerikanischen Highways.

Unterschiedliche Folgen von Zöllen

Dafür wären die Franzosen von Strafzöllen auf Agrarprodukte empfindlich getroffen. Die letzten Tage zeigten, dass man sich innerhalb der EU schwertut, eine gemeinsame Strategie in der Auseinandersetzung mit den USA zu erarbeiten. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström kommt kaum nach, die auseinanderdriftenden Positionen unter einen Hut zu bringen.

Mit einem solchen Zwist öffnet man Trumps Strategie, einen Keil zwischen die Europäer zu treiben, Tür und Tor. Es ist fahrlässig und nicht zu begreifen. Da nützen auch angedrohte Schutzzölle auf US-Produkte wie Whisky und Jeans nichts.

Macron bei Trump zum Staatsbesuch

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf Staatsbesuch bei US-Präsident Trump: Drei Tage ist Macron in Washington, und der 40-jährige Franzose scheint den 71-jährigen Amerikaner mit seiner ungewöhnlichen Art besser zu nehmen zu wissen als viele andere Staats- und Regierungschefs. Manchen sprechen gar von einer „Bromance“, einer Männer-Freundschaft.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf Staatsbesuch bei US-Präsident Trump: Drei Tage ist Macron in Washington, und der 40-jährige Franzose scheint den 71-jährigen Amerikaner mit seiner ungewöhnlichen Art besser zu nehmen zu wissen als viele andere Staats- und Regierungschefs. Manchen sprechen gar von einer „Bromance“, einer Männer-Freundschaft. © dpa | Andrew Harnik
Jedenfalls scheint es mehr Körperkontakt unter den beiden zu geben als sonst bei solchen Anlässen üblich. Neben Händeschütteln gibt es Hände-Tätscheln, ...
Jedenfalls scheint es mehr Körperkontakt unter den beiden zu geben als sonst bei solchen Anlässen üblich. Neben Händeschütteln gibt es Hände-Tätscheln, ... © REUTERS | JONATHAN ERNST
... die kombinierte Halb-Umarmung mit Luftkuss, ...
... die kombinierte Halb-Umarmung mit Luftkuss, ... © dpa | Carolyn Kaster
... die zu interessanten Perspektiven führt, ...
... die zu interessanten Perspektiven führt, ... © REUTERS | JIM BOURG
... das simultane Schulter- und Brustkorb-Klopfen, oder ...
... das simultane Schulter- und Brustkorb-Klopfen, oder ... © REUTERS | JONATHAN ERNST
... die relativ simple Hand auf der Schulter.
... die relativ simple Hand auf der Schulter. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Cheers! Trump und Macron stießen beim Staatsbankett im Weißen Haus an. Es ist das erste, das die Trumps ausrichten, denn Macrons Visite ist der erste offizielle Staatsbesuch in Trumps Amtszeit.
Cheers! Trump und Macron stießen beim Staatsbankett im Weißen Haus an. Es ist das erste, das die Trumps ausrichten, denn Macrons Visite ist der erste offizielle Staatsbesuch in Trumps Amtszeit. © dpa | Susan Walsh
Große Robe zum Bankett: Frankreichs Première Dame Brigitte Macron, Präsident Macron, Präsident Trump und First Lady Melania Trump (v.l.) posierten vor dem Dinner für Fotos.
Große Robe zum Bankett: Frankreichs Première Dame Brigitte Macron, Präsident Macron, Präsident Trump und First Lady Melania Trump (v.l.) posierten vor dem Dinner für Fotos. © dpa | Andrew Harnik
Zum Bankett kamen natürlich viele Gäste, darunter Ivanka Trump und Jared Kushner, Tochter und Schwiegersohn von Donald Trump und dazu Berater des Präsidenten.
Zum Bankett kamen natürlich viele Gäste, darunter Ivanka Trump und Jared Kushner, Tochter und Schwiegersohn von Donald Trump und dazu Berater des Präsidenten. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Henry Kissinger, ehemaliger US-Außenminister, und seine Frau Nancy.
Henry Kissinger, ehemaliger US-Außenminister, und seine Frau Nancy. © dpa | Alex Brandon
Medien-Mogul Rupert Murdoch und seine Frau Jerry Hall.
Medien-Mogul Rupert Murdoch und seine Frau Jerry Hall. © dpa | Alex Brandon
John Kelly, Stabschef im Weißen Haus, mit seiner Frau Karen Hernest.
John Kelly, Stabschef im Weißen Haus, mit seiner Frau Karen Hernest. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Vorher am Tag hatte Präsident Trump wieder mal kollektives Fremdschämen ausgelöst, als er beim Fototermin im Oval Office vor versammelter Presse Macron „eine kleine Schuppe“ vom Revers wischte.
Vorher am Tag hatte Präsident Trump wieder mal kollektives Fremdschämen ausgelöst, als er beim Fototermin im Oval Office vor versammelter Presse Macron „eine kleine Schuppe“ vom Revers wischte. © dpa | Pablo Martinez
Was die Siegerpose auslöste, ist nicht überliefert: die Präsidenten mit ihren Frauen auf dem Balkon des Weißen Hauses.
Was die Siegerpose auslöste, ist nicht überliefert: die Präsidenten mit ihren Frauen auf dem Balkon des Weißen Hauses. © dpa | Evan Vucci
Benimm der alten Schule: Macron begrüßte Melania Trump am Tag zwei seines Besuchs mit Handkuss.
Benimm der alten Schule: Macron begrüßte Melania Trump am Tag zwei seines Besuchs mit Handkuss. © dpa | Evan Vucci
Brigitte Macron und Melania Trump (r.) beim Damenprogramm: Beim Besuch der Washingtoner Nationalgalerie sahen sie sich auch Gemälde des französischen Künstlers Cezanne an.
Brigitte Macron und Melania Trump (r.) beim Damenprogramm: Beim Besuch der Washingtoner Nationalgalerie sahen sie sich auch Gemälde des französischen Künstlers Cezanne an. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Am Montag waren die Macrons in Washington gelandet.
Am Montag waren die Macrons in Washington gelandet. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Zu den Stationen zählte ein Besuch in Mount Vernon, dem ehemaligen Landsitz von George Washington, dem ersten amerikanischen Präsidenten.
Zu den Stationen zählte ein Besuch in Mount Vernon, dem ehemaligen Landsitz von George Washington, dem ersten amerikanischen Präsidenten. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Mit Golf-Caddys ließen sich die beiden Präsidenten über das Anwesen chauffieren. Abends richteten die Trumps für die Gäste ein Dinner auf dem Anwesen im Kolonialstil aus.
Mit Golf-Caddys ließen sich die beiden Präsidenten über das Anwesen chauffieren. Abends richteten die Trumps für die Gäste ein Dinner auf dem Anwesen im Kolonialstil aus. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Zuvor waren die Präsidenten-Paare durch den Garten des Weißen Hauses gegangen. „Frankreich ist ein ganz besonderes Land. Es ist eine große Ehre“, sagte Trump zu Beginn des Macron-Besuchs.
Zuvor waren die Präsidenten-Paare durch den Garten des Weißen Hauses gegangen. „Frankreich ist ein ganz besonderes Land. Es ist eine große Ehre“, sagte Trump zu Beginn des Macron-Besuchs. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Symbolischer Akt: Die beiden Staatschefs pflanzten mit ihren Frauen eine junge Eiche, die Macron mitgebracht hatte.
Symbolischer Akt: Die beiden Staatschefs pflanzten mit ihren Frauen eine junge Eiche, die Macron mitgebracht hatte. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Donald und Melania Trump mit den Macrons auf dem Weg zum für den Präsidenten reservierten Marine-Hubschrauber.
Donald und Melania Trump mit den Macrons auf dem Weg zum für den Präsidenten reservierten Marine-Hubschrauber. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Kurz nach der Ankunft: Donald Trump mit Melania, Emmanuel Macron mit Brigitte. „Dieser Besuch ist sehr wichtig in unserem heutigen Kontext – mit vielen Unsicherheiten, vielen Sorgen und manchmal vielen Bedrohungen“, sagte Macron nach seiner Ankunft.
Kurz nach der Ankunft: Donald Trump mit Melania, Emmanuel Macron mit Brigitte. „Dieser Besuch ist sehr wichtig in unserem heutigen Kontext – mit vielen Unsicherheiten, vielen Sorgen und manchmal vielen Bedrohungen“, sagte Macron nach seiner Ankunft. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Emmanuel Macron und seine Ehefrau Brigitte waren auf dem Militärflughafen Joint Base Andrews in Maryland gelandet.
Emmanuel Macron und seine Ehefrau Brigitte waren auf dem Militärflughafen Joint Base Andrews in Maryland gelandet. © REUTERS | BRIAN SNYDER
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Es ist eine europäische Strategie für die Beziehungen zu den USA unter einem Präsidenten Trump erforderlich. Egal, ob er nun vier oder acht Jahre im Amt ist. Darauf zu hoffen, dass es mit der Amtszeit aufgrund der vielen Skandale früher ein Ende haben wird, hilft nicht. Es hilft auch nicht mehr, sich an den Kopf zu greifen oder sich beschämt abzuwenden.

„Good cop, bad cop“-Ansatz vielleicht der richtige Ansatz

Auch eine Physikerin wie Merkel, pragmatisch und unprätentiös, wird lernen müssen, sich auf Trump einzulassen, notfalls auch auf seine Attitüde, dass man bei ihm nur mit Schmeicheleien weiterkommt – und dennoch das nötige Selbstbewusstsein an den Tag legt, damit einen der Präsident auf Augenhöhe akzeptiert.

Möglicherweise ist da der „Good cop, bad cop“-Ansatz des Duos „Mercron“ der richtige für die kommenden Jahre. Ein französischer Präsident, der es fertigbringt, sich lächelnd und voller Contenance auf Trumps männliche Machtspiele einzulassen.

Und eine deutsche Bundeskanzlerin, die als kühle und sachliche Gesprächspartnerin agiert. Idealerweise mit der Unterstützung der anderen europäischen Länder. Egal wie, es bedarf eines neuen Umgangs mit Trump. Auch wenn es schmerzt.