Berlin. Viele Schüler haben laut einer Studie „keine Ahnung“, welchen Weg sie nach der Schule gehen sollen. Sie wünschen sich ein neues Fach.

Schüler in Deutschland fühlen sich schlecht auf den Einstieg ins Berufsleben vorbereitet. In einer qualitativen Befragung des Sinus-Instituts für Markt- und Sozialforschung, die unserer Redaktion vorliegt, sagte ein Großteil der Jugendlichen, sie hätten immer noch „keine Ahnung“, für welche Ausbildung sie sich entscheiden sollen. Am liebsten hätten sie ein extra Pflichtfach „Berufsorientierung“ – ohne Benotung zwar, aber mit einem ehrlichen Feedback für jeden persönlich.

Für die Studie im Auftrag des Netzwerkes „Berufswahl Siegel“ sprach das Institut mit 13- bis 18-Jährigen, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, und befragte sie in Einzelgesprächen und Gruppendiskussionen zu ihren Wünschen und Erwartungen.

Nach Abitur muss nicht automatisch Studium folgen

Was sich die Jugendlichen vor allem wünschen ist, dass das Thema Berufseinstieg mehr Raum im Unterricht bekommt. So fehle es an einem strukturierten Überblick über die gesamte Bandbreite der Berufswelt. Zudem gingen die Lehrer zu oft davon aus, dass alle Abiturienten ein Studium anstreben. Dagegen werde nur selten über die persönliche Eignung für bestimmte Berufszweige gesprochen.

Mehr Zeit und Übungen sollen helfen, eigene Interessen, Stärken und Werthaltungen zu entwickeln, wünschen sich die Schüler. Diejenigen, die bereits Erfahrungen mit Übungen zur Selbstreflexion gesammelt haben, legen besonders Wert auf diesen Punkt.

Wie zieht man von zu Hause aus?

Um das Arbeitsleben kennenzulernen, sind aus Sicht der Jugendlichen mindestens zwei berufsorientierte Praktika notwendig. Einwöchige Praktika seien zu kurz, um sich über eigene Interessen und Stärken klar zu werden. Mehr Praxis wünschen sich die Befragten auch für Bewerbungssituationen, die in der Schule selten trainiert werden – und zwar mit einer persönlichen Beratung, die auf Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt werden.

Außerdem fordern die Befragten eine bessere Vorbereitung auf das Leben nach der Schule. Herausforderungen, die nach dem Abschluss auf Schüler zukommen, würden nicht thematisiert, zum Beispiel „von zu Hause ausziehen“. (fkm)