Essen. Der Aufnahmestopp für Ausländer bei der Essener Tafel hat eine bundesweite Diskussion ausgelöst. Ein Ende der Maßnahme ist in Sicht.

Die Essener Tafel wird ihren vorübergehenden Aufnahmestopp für Ausländer auch nach der ersten Sitzung des Runden Tisches aufrechterhalten. Die Teilnehmer verständigten sich jedoch darauf, die derzeitigen Beschränkungen „schnellstmöglich“ aufzuheben. „Ich habe nie etwas anderes gesagt“, erklärte der Vorsitzende der Tafel, Jörg Sartor, der am Samstag für zwei weitere Jahre im Amt bestätigt wurde, im Gespräch mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“.

Die Essener Tafel nimmt seit dem 10. Januar keine Ausländer mehr auf. 75 Prozent der Kunden verfügten seinerzeit nicht über einen deutschen Pass. Mittlerweile liegt das Verhältnis laut Sartor bei 60 : 40. „In drei Wochen ist das in der Waage“, sagte Sartor und stellte damit in Aussicht, dass dann auch wieder bedürftige Ausländer als Neukunden aufgenommen werden. Essens Sozialdezernent Peter Renzel geht nach der Zusammenkunft am Runden Tisch davon aus, dass es „Ende März soweit ist“.

Der Aufnahmestopp der Essener Tafel hatte bundesweit für Diskussionen gesorgt. Zuletzt hatte der künftige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gegenüber unserer Redaktion die Entscheidung verteidigt. Zudem sagte Spahn, dass in Deutschland niemand ohne die Tafeln verhungern würde, weil beispielsweise durch Hartz IV ausreichend Leistungen gezahlt würden.

Unter Renzels Moderation hatten Vertreter der Essener Tafel, der Wohlfahrtsverbände und der Migrantenselbstorganisationen erstmals gemeinsam am vergangenen Freitagnachmittag darüber beraten wie es weitergeht und wie die Tafel jene erreichen kann, die Hilfe besonders nötig haben. Sollte es nach Aufhebung der Beschränkungen zukünftig bei der Aufnahme von Neukunden erneut „zu Kapazitätsengpässen“ kommen, sollen Alleinerziehende, Familien mit minderjährigen Kindern und Senioren bevorzugt aufgenommen werden – egal welcher Herkunft, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Darüber hinaus werde die Tafel ihre Kernzielgruppe um die Gruppe der Alleinstehenden über 50-Jährigen Essener erweitern.

Essener Tafel-Chef registriert hohe Spendenbereitschaft

Alle am Runden Tisch Beteiligten wollen über das Angebot der Essener Tafel informieren. Die wichtigsten Informationen über Ziele und Zweck des Vereins sollen in unterschiedliche Sprachen übersetzt und unter anderem im Rahmen der Integrationskonferenzen der Stadt Essen verteilt werden. Der Verbund der Essener Migrantenselbstorganisationen will die eigenen Mitglieder mobilisieren, sich ehrenamtlich zu engagieren. Der Runde Tisch will sich in regelmäßigen Abständen wieder treffen.

Jörg Sartor war auf der Mitgliederversammlung der Tafel am Samstag mit deutlicher Mehrheit in seiner Funktion bestätigt worden. Der 61-Jährige erhielt nach eigenen Worten 50 Ja-Stimmen – bei nur einer Gegenstimme und vier Enthaltungen. Nicht alle der Anwesenden seien mit der Entscheidung des Vorstandes, einen vorübergehenden Aufnahmestopp für Nicht-Deutsche auszusprechen, einverstanden gewesen, berichtete Sartor, der das Votum der Mitgliederversammlung als Bestätigung wertete. Zuspruch habe die Tafel unter anderem auch vom ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Peer Steinbrück erreicht – verbunden mit einer Spende in Höhe von 1000 Euro.

Dieser Text ist zuerst auf www.waz.de erschienen.