Berlin. Merkel will am Sonntag die CDU-Ministernamen verkünden. Derweil stimmten schon über 20 Prozent der SPD-Mitglieder über die GroKo ab.

Angela Merkel ruht dieser Tage wieder in sich. Heftig war die CDU-Vorsitzende nach Abschluss der zähen Koalitionsverhandlungen von den eigenen Leuten gescholten worden. Merkel habe Schlüsselministerien wie Außen, Finanzen und Arbeit an die 20-Prozent-SPD „verschenkt“, dazu bei den Inhalten zu stark nachgegeben. Doch seit der Kanzlerin mit der Berufung der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (Spitzname AKK“ zur künftigen CDU-Generalsekretärin und möglichen „Thronfolgerin“ ein Befreiungsschlag gelang, ist die Kritik zunächst verstummt.

Legt Merkel bei der CDU-Kabinettsliste nun nach und landet den nächsten Personalcoup? Oder setzt die 63-Jährige auf altbewährte CDU-Kräfte und ein „Weiter-so“ in ihrer vierten Regierungsmannschaft? Aus der Union heißt es, Merkel mache es wie im Fall AKK spannend. Selbst gestandene Minister fühlten sich ein bisschen wie Fußballprofis, die auf einen Anruf des Teamchefs warten, ob sie im Kader sind. Am Sonntagnachmittag versammelt Merkel die Gremien in Berlin, um wie von ihr angekündigt Vorschläge für die sechs CDU-Kabinettsplätze zu präsentieren.

Das sind die möglichen neuen Minister

Union und SPD haben sich auf auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Die Sozialdemokraten sollen gleich sechs Ministerien bekommen. Wir stellen die möglichen künftigen Ministerposten der Groko vor. Ursula von der Leyen (CDU) soll Verteidigungsministerin bleiben. Angela Merkel hat sich am 25. Februar auf ihre Kandidaten für ein mögliches neues Kabinett festgelegt.
Union und SPD haben sich auf auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Die Sozialdemokraten sollen gleich sechs Ministerien bekommen. Wir stellen die möglichen künftigen Ministerposten der Groko vor. Ursula von der Leyen (CDU) soll Verteidigungsministerin bleiben. Angela Merkel hat sich am 25. Februar auf ihre Kandidaten für ein mögliches neues Kabinett festgelegt. © REUTERS/ | POOL
Der bisherige Kanzleramtschef Peter Altmaier übernimmt das Wirtschaftsressort.
Der bisherige Kanzleramtschef Peter Altmaier übernimmt das Wirtschaftsressort. © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Für das Ressort Ernährung und Landwirtschaft wurde die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner von Angela Merkel ausgewählt.
Für das Ressort Ernährung und Landwirtschaft wurde die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner von Angela Merkel ausgewählt. © dpa | Kay Nietfeld
Das Amt des Gesundheitsministers wird der bisherige Finanz-Staatssekretär und konservative Merkel-Kritiker Jens Spahn für die CDU übernehmen – sollte es zu einer Neuauflage der großen Koalition kommen.
Das Amt des Gesundheitsministers wird der bisherige Finanz-Staatssekretär und konservative Merkel-Kritiker Jens Spahn für die CDU übernehmen – sollte es zu einer Neuauflage der großen Koalition kommen. © dpa | Michael Kappeler
Die Bundestagsabgeordnete Anja Karliczek (CDU) soll das Ressort Forschung und Bildung übernehmen.
Die Bundestagsabgeordnete Anja Karliczek (CDU) soll das Ressort Forschung und Bildung übernehmen. © dpa | Friso Gentsch
Monika Grütters (CDU), Staatsministerin für Kultur und Medien, dürfte ihren Posten behalten.
Monika Grütters (CDU), Staatsministerin für Kultur und Medien, dürfte ihren Posten behalten. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Helge Braun (CDU) wird Kanzleramtsminister.
Helge Braun (CDU) wird Kanzleramtsminister. © Getty Images | Carsten Koall
Annette Widmann-Mauz soll Staatsministerin für Integration im Kanzleramt werden.
Annette Widmann-Mauz soll Staatsministerin für Integration im Kanzleramt werden. © dpa | Uwe Zucchi
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) könnte in einer möglichen neuen Regierung Finanzminister werden. Er ist auch als Vizekanzler im Gespräch.
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) könnte in einer möglichen neuen Regierung Finanzminister werden. Er ist auch als Vizekanzler im Gespräch. © dpa | Christian Charisius
Als neuer Innenminister könnte CSU-Chef Horst Seehofer nach Berlin wechseln – sein Ressort soll durch die Bereiche Bau und Heimat aufgewertet werden.
Als neuer Innenminister könnte CSU-Chef Horst Seehofer nach Berlin wechseln – sein Ressort soll durch die Bereiche Bau und Heimat aufgewertet werden. © dpa | Kay Nietfeld
Andreas Scheuer (CSU) wird möglicherweise Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Andreas Scheuer (CSU) wird möglicherweise Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur. © dpa | Kay Nietfeld
Heiko Maas (SPD) könnte Justizminister bleiben.
Heiko Maas (SPD) könnte Justizminister bleiben. © Getty Images | Carsten Koall
Wird sie die neue Entwicklungsministerin? Dorothee Bär von der CSU.
Wird sie die neue Entwicklungsministerin? Dorothee Bär von der CSU. © dpa | Matthias Balk
Katarina Barley (SPD) übernimmt möglicherweise das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Katarina Barley (SPD) übernimmt möglicherweise das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. © dpa | Kay Nietfeld
Barbara Hendricks (SPD) könnte Bundesumweltministerin bleiben.
Barbara Hendricks (SPD) könnte Bundesumweltministerin bleiben. © dpa | Britta Pedersen
Die Berliner Abgeordnete Eva Högl (49) könnte das Ministerium Arbeit und Soziales übernehmen. Eigentlich ist sie eine Innenexpertin, die sich im Untersuchungsausschuss zur rechten NSU-Terrorzelle einen Namen machte.
Die Berliner Abgeordnete Eva Högl (49) könnte das Ministerium Arbeit und Soziales übernehmen. Eigentlich ist sie eine Innenexpertin, die sich im Untersuchungsausschuss zur rechten NSU-Terrorzelle einen Namen machte. © dpa | Britta Pedersen
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CDU holt sich das Erbe von Ludwig Erhard zurück

Auf dem Parteitag am Montag werden dann rund 1000 Delegierte über Koalitionsvertrag und potenzielle Minister abstimmen. Als recht sicher gilt, dass der Kanzleramts- und geschäftsführende Finanzminister Peter Altmaier ins Wirtschaftsministerium wechselt. Dort hatten lange FDP und SPD das Sagen. Nun holt sich die CDU das Erbe von Ludwig Erhard zurück. Als kommende Landwirtschaftsministerin gilt Julia Klöckner. Die CDU-Vize zählt zu Merkels Vertrauten.

Ursula von der Leyen hat zwar viel Ärger mit der Bundeswehr, sie dürfte aber Verteidigungsministerin bleiben. Spekulationen, die Niedersächsin könnte perspektivisch in Brüssel bei der Nato anheuern, werden als unrealistisch abgetan. Spannend ist, was Merkel mit ihrem jungen Widersacher Jens Spahn macht. Sie könnte ihn als Gesundheits- oder Bildungsminister in der Hoffnung einbinden, Spahn werde in einem arbeitsreichen Ressort die Lust am Stänkern verlieren. Oder Merkel zeigt nach dem AKK-Coup Härte und lässt Spahn ganz außen vor.

Unklar ist, was aus Hermann Gröhe wird. Der Gesundheitsminister könnte bleiben, was er ist – oder für Merkel das Kanzleramt managen. Gröhe und Spahn kommen aus Nordrhein-Westfalen, den wichtigsten Landesverband muss Merkel berücksichtigen.

Mehr als 20 Prozent der SPD-Mitglieder haben Stimme abgegeben

Im Wahlkampf hatte Merkel angekündigt, die Hälfte der CDU-Ressorts mit Frauen zu besetzen. Verhilft das der Chefin der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, zum Karrieresprung? Die CSU will sich erst am 5. März in die Karten schauen lassen. Als sicher gilt, dass Parteichef Horst Seehofer in das um Heimat und Bauen erweiterte Innenministerium einzieht. Für das Amt des Verkehrs- und Digitalministers läuft sich Generalsekretär Andreas Scheuer warm, im Rennen ist auch Dorothee Bär. Der in der Partei beliebte Gerd Müller kämpft, Entwicklungsminister zu bleiben.

Juso-Chef: SPD-Vorstand fehlt Plan B zur Groko

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    So weit ist die SPD, der sechs Ministerien zustehen, noch nicht. Nichts soll den am 2. März endenden GroKo-Mitgliederentscheid stören. Mehr als 20 Prozent der 464.000 Mitglieder haben ihre Stimme schon abgegeben, wie eine SPD-Sprecherin sagte. Damit ist die Basisbefragung für die Parteispitze verbindlich. Sicher ist nur, dass Olaf Scholz Finanzminister und Vizekanzler werden soll. Sigmar Gabriels Tage als Außenminister könnten wegen seines SPD-internen Sündenregisters gezählt sein. Er könnte durch Heiko Maas oder Katarina Barley ersetzt werden. Auch der Name Thomas Oppermann fällt. Der Ex-Fraktionschef ist Wanderfreund von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. Der kündigte an, sein Land werde im Kabinett gut vertreten sein.