Zur Fußball-WM will die Regierung den strengen Lärmschutz lockern. Übertragungen auf Großleinwänden sind dann auch nach 22 Uhr erlaubt.

Fußball-Fans in Deutschland können sich auf nächtliches Public Viewing in Kneipen und Biergärten während der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland freuen. Die Bundesregierung will mit einer Sonderverordnung den strengen Lärmschutz vorübergehend lockern, damit auch am späten Abend nach Abpfiff noch ausgelassen im Freien gefeiert werden kann. Die WM in Russland beginnt am 14. Juni, das Finale wird am 15. Juli gespielt.

Mit der Regelung, die am Mittwoch kommender Woche im Bundeskabinett beschlossen werden soll, werden Übertragungen auf Großleinwänden nach 22 Uhr erlaubt. An der Durchführung der Veranstaltungen bestehe „ein erhebliches öffentliches Interesse“, da dank des Public Viewings viele Fußball-Fans, die sich eine Reise nach Russland nicht leisten könnten, live die Spiele zusammen mit vielen anderen auf Großleinwänden verfolgen könnten, schreibt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) zur Begründung der Verordnung, die dieser Redaktion vorliegt.

Die für den Lärmschutz zuständige SPD-Politikerin will vor allem Eventveranstaltern und Gastronomen Rechts- und Planungssicherheit verschaffen. Da der mit dem Public Viewing „verbundene Lärm in Abhängigkeit von den örtlichen Verhältnissen vor allem in den Abend- und Nachtstunden (...) ein Problem darstellen kann, bedarf die Durchführung dieser Veranstaltungen besonderer Vorschriften“, heißt es.

Bundesrat muss noch zustimmen

Das Bundesimmissionsschutzgesetz legt fest, dass bei öffentlichen Veranstaltungen nach 22 Uhr in allgemeinen Wohngebieten der Geräuschpegel 40 Dezibel dB(A) nicht überschreiten darf. Beim Public Viewing wird es in der Regel deutlich lauter.

Nun müssen die Länder im Bundesrat noch zustimmen. Dies gilt aber als Formsache, weil Städte und Kommunen großes Interesse haben, ihren Bürgern spannende WM-Momente bei möglichst gutem Wetter unter freiem Himmel zu präsentieren.

Bereits bei den Weltmeisterschaften 2006, 2010 und 2014 sowie bei den Europameisterschaften 2008 und 2016 hatte es vergleichbare Verordnungen gegeben. Von den 48 Gruppenspielen der Vorrunde fangen zehn Spiele um 17 Uhr deutscher Zeit an, ein Spiel um 18 Uhr, 17 Spiele um 20 Uhr und ein Spiel um 21 Uhr.

Von den 16 Spielen der Finalrunde beginnt die Hälfte um 20 Uhr. Ab dem Achtelfinale kann es nach Ablauf der regulären Spielzeit von 90 Minuten zu einer Verlängerung von zweimal 15 Minuten (mit einer Pause von fünf Minuten) sowie zu einem möglichen Elfmeterschießen kommen.

Deutschlands erstes Spiel am 17. Juni

Titelverteidiger Deutschland steigt am 17. Juni um 17 Uhr in Moskau gegen Mexiko ins Turnier ein. Am 23. Juni trifft die DFB-Elf in Sotschi (20 Uhr) auf Schweden. Am 27. Juni findet das letzte Vorrundenspiel für Deutschland in Kasan gegen Südkorea statt (16 Uhr).

„Selbst wenn Spiele, die um 20 Uhr beginnen, bis 22 Uhr beendet sein sollten, ist davon auszugehen, dass sich Teilnehmer von Public-Viewing-Veranstaltungen auch nach 22 Uhr noch im Freien aufhalten, um sich über das Gesehene auszutauschen“, erklärt Hendricks. Auch werde es dauern, bis Besucher von Großveranstaltungen mit ihren Autos von Parkplätzen nach Hause aufbrechen.