Oxford. Oxfam-Mitarbeiter sollen in Haiti und im Tschad Prostituierte geladen haben. Die britische Regierung droht mit Streichung von Geldern.

Berichte über Sexpartys in Haiti und im Tschad bringen die Hilfsorganisation Oxfam zunehmend in Erklärungsnot. In beiden Fällen soll die Organisation mit Sitz in Oxford Medienberichten zufolge Ereignisse vertuscht haben. Die britische Ministerin für internationale Zusammenarbeit, Penny Mordaunt, sagte am Sonntag im Sender BBC, die Regierung könne ihre Zuwendungen streichen, wenn Oxfam und andere Hilfsorganisationen Schutzvorkehrungen gegen solche Vorfälle nicht ordentlich umsetzten. Die Organisation teilte am Sonntag mit, sie nehme die Anschuldigungen sehr ernst und prüfe die Vorwürfe gründlich.

Am Sonntag berichtete das britische Wochenblatt „The Oberserver“, im Tschad seien im Jahr 2006 wiederholt mutmaßliche Prostituierte in das Haus des Oxfam-Teams eingeladen worden. Ein leitender Mitarbeiter sei damals wegen seines Verhaltens entlassen worden.

Vertuschungsvorwürfe gegen Oxfam

„Sie luden die Frauen zu den Partys ein. Wir wussten, dass das nicht nur Freundinnen waren, sondern etwas anderes“, zitiert die Zeitung einen Ex-Mitarbeiter. „Sie (Oxfam) leisten großartige Arbeit, aber das ist ein sektorweites Problem.“ Laut „Observer“ leitete damals ein Mitarbeiter die Oxfam-Arbeit im Tschad, der später nach Haiti wechselte. Er verließ die Organisation im Jahr 2011 nach Berichten über Besuche von Prostituierten in seinem Haus.

Oxfam wollte die Vorwürfe zum Tschad am Sonntag weder bestätigen noch dementieren. Man prüfe den Bericht, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Am Freitag hatte die Zeitung „The Times“ berichtet, Oxfam-Mitarbeiter hätten während ihres Einsatzes nach dem schweren Erdbeben in Haiti im Jahr 2010 Sexorgien mit Prostituierten veranstaltet. Dem Artikel zufolge, der sich auf einen internen Oxfam-Untersuchungsbericht aus dem Jahr 2011 berief, sollen die Partys in einer von Oxfam angemieteten Villa stattgefunden haben.

Sieht sich peinlichen Vorwürfen gegenüber ihren Mitarbeitern ausgesetzt: Oxfam-Direktorin Winnie Byanyima.
Sieht sich peinlichen Vorwürfen gegenüber ihren Mitarbeitern ausgesetzt: Oxfam-Direktorin Winnie Byanyima. © REUTERS | ANDREW KELLY

Ministerin für internationale Zusammenarbeit droht Oxfam

Die britische Ministerin Mordaunt sagte in der BBC, sie erwarte eine umfassende Zusammenarbeit von Oxfam mit den Behörden. Die Organisation habe in Bezug auf die „moralische Führung“ versagt. Dies wolle sie, Mordaunt, am Montag mit Oxfam-Vertretern erörtern.

Die für gemeinnützige Organisationen zuständige Regierungskommission erklärte am Samstag, sie habe Oxfam dringend um weitere Informationen zu den Vorfällen in Haiti gebeten. Im vergangenen Fiskaljahr erhielt Oxfam von der britischen Regierung Medienberichten zufolge fast 32 Millionen Pfund (etwa 36 Millionen Euro).

Europäische Kommission droht Oxfam derweil Fördergelder zu streichen. Man erwarte, dass die Anschuldigungen so schnell und transparent wie möglich aufgearbeitet werden, sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde am Montag. Brüssel habe die Arbeit der Hilfsorganisation in Haiti 2011 mit 1,7 Millionen Euro unterstützt. In dem Karibikstaat war es im Jahr zuvor zu einem schweren Erdbeben gekommen.

Oxfam-Leiter Mark Goldring sagte, er sei „tief beschämt“ vom Verhalten des Oxfam-Teams in Haiti. Die Vorfälle seien inakzeptabel und ein gravierender Verstoß gegen den Verhaltenskodex von Oxfam. Der Skandal sei aber nicht vertuscht worden, betonte er. (dpa)