Berlin. FDP-Chef Lindner kritisiert die GroKo-Beschlüsse scharf, Grünen-Fraktionschefin Göring-Eckardt spricht von „fahrlässigem Nichtstun“.

Der Partei- und Fraktionsvorsitzende der FDP, Christian Lindner, hat die Beschlüsse von Union und SPD scharf kritisiert. „Die Union war bereit, der Sozialdemokratie alles zu geben, um das Kanzleramt zu erhalten: Schlüsselressorts, aber auch wichtige inhaltliche Positionen“, sagte Lindner unserer Redaktion. „Die Erneuerung des Modells Deutschland ist in dieser Wahlperiode, in diesen Konstellationen und mit dieser Kanzlerin offenbar leider nicht möglich.“

Überall stelle man sich darauf ein, dass sich die Welt verändere, nur in Deutschland gelte die Methode „Weiter so“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Rentenpolitik, auf die sich Union und SPD verständigt hätten, belaste die Beitragszahler massiv und bringe den Bundeshaushalt in eine enorme Risikolage, kritisierte Lindner.

In der Europapolitik würden Regeln aufgeweicht und neue Transfers in Schuldenstaaten vorbereitet. „Bildung, Digitalisierung, Einwanderung – alles bleibt hinter dem zurück, was möglich und notwendig wäre“, so der FDP-Chef.

Die Groko-Nachrichten im Überblick gibt es hier

Göring-Eckardt kritisiert „fahrlässiges Nichtstun“ von Union und SPD

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt hat die Einigung von Union und SPD auf einen Koalitionsvertrag scharf kritisiert. „Union und SPD versprühen keinerlei Lust und Elan, um unser Land zu modernisieren“, sagte Göring-Eckardt unserer Redaktion. „Beim Klimaschutz setzen sie ihr fahrlässiges Nichstun fort, bei der Pflege können sie sich gerade mal zu einem Tropfen auf den heißen Stein durchringen und für Kinder und Alleinerziehende gibt es keine wirkliche Hilfe.“

Das sei viel zu wenig, es drohten weitere verlorene Jahre. „Das Einzige was bei dieser GroKo wirklich groß ist, ist die Müdigkeit, mit der sie sich quälen“, so Göring-Eckardt. „ Das ist schade für unser Land.“

Das sind die möglichen neuen Minister

Union und SPD haben sich auf auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Die Sozialdemokraten sollen gleich sechs Ministerien bekommen. Wir stellen die möglichen künftigen Ministerposten der Groko vor. Ursula von der Leyen (CDU) soll Verteidigungsministerin bleiben. Angela Merkel hat sich am 25. Februar auf ihre Kandidaten für ein mögliches neues Kabinett festgelegt.
Union und SPD haben sich auf auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Die Sozialdemokraten sollen gleich sechs Ministerien bekommen. Wir stellen die möglichen künftigen Ministerposten der Groko vor. Ursula von der Leyen (CDU) soll Verteidigungsministerin bleiben. Angela Merkel hat sich am 25. Februar auf ihre Kandidaten für ein mögliches neues Kabinett festgelegt. © REUTERS/ | POOL
Der bisherige Kanzleramtschef Peter Altmaier übernimmt das Wirtschaftsressort.
Der bisherige Kanzleramtschef Peter Altmaier übernimmt das Wirtschaftsressort. © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Für das Ressort Ernährung und Landwirtschaft wurde die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner von Angela Merkel ausgewählt.
Für das Ressort Ernährung und Landwirtschaft wurde die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner von Angela Merkel ausgewählt. © dpa | Kay Nietfeld
Das Amt des Gesundheitsministers wird der bisherige Finanz-Staatssekretär und konservative Merkel-Kritiker Jens Spahn für die CDU übernehmen – sollte es zu einer Neuauflage der großen Koalition kommen.
Das Amt des Gesundheitsministers wird der bisherige Finanz-Staatssekretär und konservative Merkel-Kritiker Jens Spahn für die CDU übernehmen – sollte es zu einer Neuauflage der großen Koalition kommen. © dpa | Michael Kappeler
Die Bundestagsabgeordnete Anja Karliczek (CDU) soll das Ressort Forschung und Bildung übernehmen.
Die Bundestagsabgeordnete Anja Karliczek (CDU) soll das Ressort Forschung und Bildung übernehmen. © dpa | Friso Gentsch
Monika Grütters (CDU), Staatsministerin für Kultur und Medien, dürfte ihren Posten behalten.
Monika Grütters (CDU), Staatsministerin für Kultur und Medien, dürfte ihren Posten behalten. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Helge Braun (CDU) wird Kanzleramtsminister.
Helge Braun (CDU) wird Kanzleramtsminister. © Getty Images | Carsten Koall
Annette Widmann-Mauz soll Staatsministerin für Integration im Kanzleramt werden.
Annette Widmann-Mauz soll Staatsministerin für Integration im Kanzleramt werden. © dpa | Uwe Zucchi
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) könnte in einer möglichen neuen Regierung Finanzminister werden. Er ist auch als Vizekanzler im Gespräch.
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) könnte in einer möglichen neuen Regierung Finanzminister werden. Er ist auch als Vizekanzler im Gespräch. © dpa | Christian Charisius
Als neuer Innenminister könnte CSU-Chef Horst Seehofer nach Berlin wechseln – sein Ressort soll durch die Bereiche Bau und Heimat aufgewertet werden.
Als neuer Innenminister könnte CSU-Chef Horst Seehofer nach Berlin wechseln – sein Ressort soll durch die Bereiche Bau und Heimat aufgewertet werden. © dpa | Kay Nietfeld
Andreas Scheuer (CSU) wird möglicherweise Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Andreas Scheuer (CSU) wird möglicherweise Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur. © dpa | Kay Nietfeld
Heiko Maas (SPD) könnte Justizminister bleiben.
Heiko Maas (SPD) könnte Justizminister bleiben. © Getty Images | Carsten Koall
Wird sie die neue Entwicklungsministerin? Dorothee Bär von der CSU.
Wird sie die neue Entwicklungsministerin? Dorothee Bär von der CSU. © dpa | Matthias Balk
Katarina Barley (SPD) übernimmt möglicherweise das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Katarina Barley (SPD) übernimmt möglicherweise das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. © dpa | Kay Nietfeld
Barbara Hendricks (SPD) könnte Bundesumweltministerin bleiben.
Barbara Hendricks (SPD) könnte Bundesumweltministerin bleiben. © dpa | Britta Pedersen
Die Berliner Abgeordnete Eva Högl (49) könnte das Ministerium Arbeit und Soziales übernehmen. Eigentlich ist sie eine Innenexpertin, die sich im Untersuchungsausschuss zur rechten NSU-Terrorzelle einen Namen machte.
Die Berliner Abgeordnete Eva Högl (49) könnte das Ministerium Arbeit und Soziales übernehmen. Eigentlich ist sie eine Innenexpertin, die sich im Untersuchungsausschuss zur rechten NSU-Terrorzelle einen Namen machte. © dpa | Britta Pedersen
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Linken-Fraktionschefin Wagenknecht: „Kompromisse sind verkorkst“

Linken-Franktionschefin Sahra Wagenknecht betonte gegenüber unserer Redaktion, die Zeiten der Großen Koalition seien vorbei: „In Umfragen kommen Union und SPD auf keine Mehrheit mehr. Die schwarz-roten Kompromisse sind verkorkst und lösen keines der drängenden Probleme“, etwa steigende Mieten, Armutsrenten, Personalnot in Pflege und Bildung und den Waffenexporten in Krisengebiete.

Die Zeiten der Großen Koalition sind vorbei. In Umfragen kommen Union und SPD auf keine Mehrheit mehr. Die schwarz-roten Kompromisse sind verkorkst und lösen keines der drängenden Probleme. Es darf aber nicht so weitergehen - mit steigenden Mieten und Armutsrenten, der Personalnot in Pflege und Bildung, den Waffenexporten in Krisengebiete.

Die Linken-Chefs Katja Kipping und Bernd Riexinger kritisieren: „Die SPD-Spitze steht zwischen Angela Merkel und vielen ihrer eigenen Mitglieder.“ Der Neuauflage der Koalition fehle jede „visionäre Substanz“. Merkel sowie ihre Kollegen von CSU und SPD, Horst Seehofer und Martin Schulz, wollten weitere vier Jahre über die Bedürfnisse und Interessen der Menschen hinweg regieren.

AfD-Chef Gauland: CDU hat sich inhaltlich entleert

Die AfD kritisiert die Christdemokraten angesichts der Koalitionsvereinbarungen mit der SPD. Aus Angst vor dem Mitgliederentscheid der SPD habe sich die CDU ideologisch entleert, sagte AfD-Parteichef Alexander Gauland. „Die CDU ist sozusagen nur noch eine leere Hülle.“

Gauland warf Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Merkel vor, wichtige Ressorts wie das Arbeits-, das Finanz- und das Außenministerium leichtfertig an die SPD abgegeben zu haben. „Damit Merkel ohne Inhalt an der Spitze bleibt und die Sozialdemokraten dem zustimmen, hat man im Grunde genommen die CDU als Partei aufgegeben.“

Kritik auch von Juso-Chef Kevin Kühnert

Nicht nur die Opposition steht der Neuauflage einer großen Koalition kritisch gegenüber, auch die Jungsozialisten, die Jugendorganisation der SPD, machen gegen eine Neuauflage von Schwarz-Rot mobil. Juso-Chef Kevin Kühnert äußerte sich nach Bekanntwerden der SPD-Personalpläne auf Twitter: „#NoGroko bedeutet nicht nur die Ablehnung eines Koalitionsvertrags (über den plötzlich niemand mehr spricht)“, schrieb er. „#NoGroko bedeutet auch die Absage an den politischen Stil, der heute aufgeführt wird.“

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SPD-Basis gespalten zu GroKo

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