Bangkok/Berlin. Die Regierung der Malediven geht massiv gegen die Opposition vor. Das Auswärtige Amt rät nun von Reisen in die Hauptstadt Malé ab.

Smaragdgrünes Wasser, Holzhäuschen auf Stelzen, weißer feinkörniger Sandstrand mitten im Indischen Ozean: Die Malediven sind ein Traum für viele, die mal schnell dem Bürostress entfliehen wollen. Doch nun liegen Schatten auf dem Urlaubsparadies, das vor allem bei Tauchern beliebt ist. Die Regierung der Malediven hatte am Montag für 15 Tage den Ausnahmezustand mit Hinweis auf Unruhen verhängt.

Das Auswärtige Amt riet am Dienstag von Ausflügen in die Hauptstadt Malé ab. „Aufgrund der nicht absehbaren Entwicklung der angespannten politischen Lage wird Reisenden empfohlen, die Medienberichterstattung zu verfolgen, besonders vorsichtig zu sein und von nicht notwendigen Reisen nach Malé derzeit abzusehen“, heißt es auf der Website des Außenministeriums. China und Indien legten ihren Bürgern nahe, die Malediven nicht anzufliegen. 2017 verzeichnete das 400.000 Einwohner zählende Land 1,4 Millionen Besucher.

Mehr als 5000 Deutsche machen gerade hier Urlaub

Derzeit befinden sich rund 5500 Gäste von deutschen Reiseveranstaltern auf den Malediven, teilte der Deutsche Reiseverband (DRV) mit. Der Staat umfasst knapp 1200 Inseln und mehrere Atolle. „Der Flughafen liegt einige Kilometer vor der Hauptstadt auf einer eigenen Insel“, sagte ein DRV-Sprecher.

„Von dort aus geht es für die allermeisten ohne Aufenthalt in der Hauptstadt mit dem Wasserflugzeug oder Boot direkt weiter zu den Resorts auf den weit verstreuten Inseln.“ Ausflüge nach Malé seien allerdings abgesagt worden – etwa bei den Reiseveranstaltern TUI und DER Touristik. Eine Sprecherin von DER Touristik betonte, wer einen Abstecher nach Malé gebucht habe, könne bei einer Reise bis zum 20. Februar gebührenfrei stornieren oder umbuchen.

Richter fordern Freilassung von Parlamentariern

Der maledivische Präsident Abdulla Yameen ließ am Montag zwei Richter des Obersten Gerichtshofs in der Hauptstadt Malé festnehmen. Zuvor hatten Soldaten das Justizgebäude gestürmt. Auch Maumoon Abdul Gayoom, der Halbbruder des Staatschefs und ehemals langjähriger Alleinherrscher des Inselstaats, kam in Polizeigewahrsam. Das vierköpfige Oberste Gericht war seit 2013 konsequent der Linie des Präsidenten gefolgt.

Doch in einer überraschenden Kehrtwende stellte sich das Gericht am vergangenen Donnerstag plötzlich gegen Yameen. Die Obersten Richter ordneten die Freilassung von zwölf einsitzenden Parlamentariern der Opposition an. Diese waren unter fadenscheinigen Gründen verhaftet worden. Würden sie in die Volksvertretung zurückkehren, hätte der Staatschef dort keine Mehrheit mehr.

Gerüchte über Korruption

Außerdem hob das Oberste Gericht den Schuldspruch gegen Yameens ehemaligen Stellvertreter Ahmed Adeeb auf. Dieser hatte angeblich einen Sprengsatz unter dem Sitz der Präsidentengattin auf dem Präsidentenboot platzieren lassen. Die wegen Terror verhängte Strafe gegen den 2012 bei einem Putsch gestürzten ersten frei gewählten Präsidenten Mohamed Na­sheed wurde ebenfalls annulliert. Yameen glaubt an eine Verschwörung. Die Obersten Richter würden gemeinsame Sache mit der Opposition und seinem am Dienstag verhafteten Halbbruder Gayoom machen, lautet sein Vorwurf.

Kritiker sehen dies völlig anders. „Yameen ist völlig isoliert. Er kann sich nur noch auf einige Militärs, einen Teil der Polizei und islamistische Extremisten stützen“, sagte Hamid Abdul Ghafoor, der Sprecher des maledivischen Ex-Präsidenten Mohammed Nasheed, am Telefon dieser Redaktion.

Immer wieder gibt es Gerüchte über Korruption und Vetternwirtschaft. So hatte Präsident Yameen sein Land für Investitionen aus China und Saudi-Arabien geöffnet. Dabei boxte er auch eine Gesetzesänderung durch, nach der einzelne Atolle ohne das früher übliche Bieterverfahren an ausländische Anleger verkauft werden können. Yameens Gegner behaupten, der Präsident habe dabei vor allem eines im Sinn: in die eigene Tasche zu wirtschaften.