Tel Aviv. Israel macht Ernst mit den Abschiebeplänen. Am Sonntag wurden Ausweisungsbescheide an unverheiratete, kinderlose Männer verschickt.

Israel schreitet mit umstrittenen Abschiebeplänen für rund 40.000 afrikanische Flüchtlinge in Drittländer voran. Am Sonntag habe die Einwanderungsbehörde begonnen, Ausweisungsbescheide an Betroffene zu verteilen, berichteten israelische Medien. Eine Sprecherin des Innenministeriums bestätigte die Berichte.

Die Ausweisungsbescheide sollen an unverheiratete, kinderlose Männer übergeben werden, die ihre Aufenthaltsgenehmigung verlängern wollen. In dem Brief werden sie den Angaben zufolge aufgefordert, Israel binnen zwei Monaten zu verlassen, anderenfalls drohe ihnen Gefängnis. Wer bis Ende März freiwillig geht, soll umgerechnet 2800 Euro und ein Flugticket bekommen.

Flüchtlinge aus Eritrea und dem Sudan unerwünscht

Die Zeitung „Times of Israel“ berichtete unter Berufung auf ranghohe Mitarbeiter der Gefängnisbehörde, es gebe nicht genug Zellen für Tausende von Flüchtlingen, die sich der Ausweisung widersetzen könnten.

Israel betrachtet die vor allem aus Eritrea und dem Sudan stammenden Flüchtlinge als illegale Einwanderer. In welche Länder die Flüchtlinge abgeschoben werden sollen, ist allerdings unklar, denn im Sudan und in Eritrea droht ihnen Gefahr für Leib und Leben. Nach Medienberichten hat Israel eine Vereinbarung mit Ruanda und Uganda getroffen, dafür gibt es aber keine Bestätigung.

Widerstand gegen die Abschiebe-Pläne

In Israel hatte sich zuletzt deutlicher Widerstand gegen die Abschiebepläne formiert. Schriftsteller, Holocaust-Überlebende und Akademiker veröffentlichten Protestbriefe.

Bis zum Bau eines Zaunes an der Grenze zu Ägypten sind nach israelischen Angaben rund 60.000 Flüchtlinge aus Afrika nach Israel gekommen. 20.000 seien bereits abgeschoben worden. (dpa)