Berlin. An vielen deutschen Hochschulen arbeiten Menschen bis ins 45. Lebensjahr mit befristeten Arbeitsverträgen. Der DGB will das beenden.

DGB-Chef Reiner Hoffmann hat SPD und Union aufgefordert, befristete Arbeitsverträge im öffentlichen Dienst zu begrenzen. „Wir haben ein großes Problem an den Hochschulen, wo Menschen bis ins 45. Lebensjahr hinein mit befristeten Arbeitsverträgen konfrontiert sind. Die Länder müssen damit Schluss machen und nur noch unbefristete Arbeitsverträge anbieten“, sagte Hoffmann unserer Redaktion.

Der DGB-Chef verglich die Lage an Hochschulen mit denen von Unternehmen in der Privatwirtschaft: „Eine Hochschule weiß auch nicht, ob sie ein neues Projekt bekommt. Aber sie weiß, dass die Forschung weitergehen muss“, sagte er. Befristete Stellen an Hochschulen seien deshalb „einfach nicht sinnvoll.“

Zwar gebe es gute Gründe für Befristungen, so Hoffmann. „Aber Befristungen ohne sachlichen Grund darf es nicht mehr geben.“ Fast die Hälfte aller neuen Arbeitsverträge würden auf Zeit geschlossen. Das treffe vor allem junge Menschen.

Hoffmann zweifelt an Rolle der SPD als Volkspartei

Angesichts sinkender Umfragewerte für die SPD sieht Hoffmann die Rolle der Sozialdemokraten als Volkspartei in Gefahr. „Die SPD ist zwar nicht in ihrem Bestand gefährdet. Die Frage ist aber erlaubt, ob sie mit 20 Prozent oder weniger noch eine Volkspartei ist“, sagte er. Er mache sich große Sorgen: „Die SPD verliert gerade ihr Selbstbewusstsein. Das hat sie nicht verdient.“

Angesichts der bisher erreichten Verhandlungsergebnisse mit der Union empfahl Hoffmann der SPD erneut den Gang in die große Koalition. „Das, was jetzt schon auf dem Tisch liegt, ist mehr wert als die 20,5 Prozent, die die SPD von den Wählern am 24. September erhalten hat“, sagte er. Nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen müsse sich die SPD der Regierungsverantwortung stellen. (FMG)