Washington. US-Senatorin Tammy Duckworth war die erste Behinderte, die in den Kongress gewählt wurde. Die nächste Premiere: Sie wird im Amt Mutter.

Einsame Premieren gehören zum Leben dieser Frau, deren Herzlichkeit in unmittelbarer Nähe erlebt noch entwaffnender ist als auf dem Fernsehschirm: Erste Abgeordnete des US-Bundesstaates Illinois mit asiatischen Wurzeln im Kongress von Washington. Erste geborene Thailänderin ebendort. Erste weibliche beidseitig Beinamputierte in der Herzkammer der amerikanischen Demokratie. Tammy Duckworth hat so oft Geschichten geschrieben, die mit „zum ersten Mal“ beginnen, dass es manchen bereits unheimlich wurde.

Das kommende „first“ treibt dagegen vielen Zeitgenossen im oft unmenschlich harten Politik-Getriebe der Hauptstadt Freudentränen in die Augen. Im Alter von dann 50 Jahren wird die Demokratin im April als erste Senatorin in der Geschichte der Vereinigten Staaten während ihrer Amtszeit Mutter. Mit Hilfe künstlicher Befruchtung (IVF) wird Duckworth nach der bereits dreijährigen Abigail wieder ein Mädchen bekommen.

Tammy Duckworth verlor ihrer Beine im Irak-Krieg

Die erste Nachricht vom bevorstehenden Mutterglück stand in ihrer Heimatzeitung „Chicago Sun-Times“. In der Metropole, in der auch Präsident Barack Obama seine Laufbahn gestartet hatte, machte Tammy Duckworth 2006 ebenfalls die ersten – landesweit beobachteten – Gehversuche auf dem politischen Parkett. Sie versuchte, ins Repräsentantenhaus einzuziehen.

Tammy Duckworth ist die Amerikanerin mit asiatischen Wurzeln, die in den Kongress gewählt wurde.
Tammy Duckworth ist die Amerikanerin mit asiatischen Wurzeln, die in den Kongress gewählt wurde. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS

Nach mehr als 20 Jahren im Militärdienst war die lebenslustige Frau im November 2004 im Irak-Krieg in der Nähe von Bagdad als Co-Pilotin eines Blackhawk-Kampfhubschraubers auf Patrouillen-Flug. Aufständische lenkten eine Rakete auf den Helikopter. Das Geschoss explodierte unterhalb von Duckworths Sitz. Beide Beine mussten ihr in einer Notoperaion abgenommen werden. Auch der rechte Arm trug schwerste Verletzungen davon.

Senatorin kämpft für eine „friedlichere Welt“

Nach einem Jahr im Militärkrankenhaus und Dutzenden Operationen kehrte Tammy Duckworth auf glitzernden Hightech-Prothesen ins Leben zurück. Und wie. „Ich habe meine Beine im Irak verloren. Und weil ich meine Beine im Irak verloren habe, hören mir die Leute zu. Ich werde meine Beine nicht zurückbekommen, und das ist so in Ordnung. Aber wenn mir das die Gelegenheit gibt, über die Dinge zu reden, die mir wichtig sind, Bildung zum Beispiel oder Arbeitsplätze, dann ist das wunderbar.“

Damals schwor sie sich, „ab jetzt jeden Tag meines Lebens dafür einzusetzen, dass wir alle in einer besseren, friedlicheren Welt leben können“. Demokratische Spitzenpolitiker und Medien wurden schnell auf die seinerzeit mit dem Verdienstorden „Purple Heart“ ausgezeichnete Majorin aufmerksam. Duckworth konnte neben ihrer Redegewandtheit und Fachkunde (Uni-Abschluss in internationalen Beziehungen) ein rares Gut in die Waagschale werfen, wenn sie über Krieg und Frieden sprach: Glaubwürdigkeit.

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Demokratin ist eine unnachgiebige Kritikerin Trumps

2012 gelang ihr der Sprung ins Parlament, vier Jahre später wechselte sie in „Oberhaus“, den Senat. Hier hat sie sich zuletzt mehrfach als unnachgiebige Kritikerin von Präsident Donald Trump einen Namen gemacht, der sich regelmäßig Autorität bei Top-Militärs wie Verteidigungsminister James Mattis borgt. Dass sich Trump zu Zeiten des Vietnam-Krieges wegen eines Fersensporns dem Militärdienst entzog, fehlt in fast keiner Rede der leidenschaftlichen Politikerin.

Als der Präsident im vergangenen März erstmals vor dem Kongress sprach, wenige Woche nach dem von ihm verhängten Einreiseverbot für Menschen aus islamisch geprägten Ländern, nahm Tammy Duckworth demonstrativ einen irakischen Dolmetscher als Gast mit ins Kapitol. Ehemann Bryan Bowlsbey war stolz wie Oskar.