Berlin. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer: „Scheitern wäre politisch eine katastrophale Vorstellung für die größte Volkswirtschaft Europas.“

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer fordert die SPD vor ihrem Parteitag auf, in Koalitionsverhandlungen mit der Union einzutreten. Eine große Koalition bedeute zwar Belastungen für die Wirtschaft. „Unter den gegebenen Umständen bin ich aber für eine große Koalition“, sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) unserer Redaktion.

„Wir brauchen eine handlungsfähige Regierung, das hat jetzt hohe Priorität.“ Ein Scheitern der großen Koalition „wäre politisch eine katastrophale Vorstellung für die größte Volkswirtschaft Europas“, sagte der Arbeitgeberpräsident. Eine Minderheitsregierung und Neuwahlen seien keine Option, weil sie keine stabile Mehrheit im Bundestag garantieren würden.

Kramer kritisiert Rentenbeschlüsse in Sondierungspapier

Aus Sicht von Kramer hat die SPD in den Sondierungen mit der Union viel erreicht, es sei in vielen Teilen aber „sozialdemokratische Umverteilungspolitik“. So übte der BDA-Präsident etwa scharfe Kritik an den Rentenbeschlüssen in dem Papier: „Das ist das erste Mal in Deutschland, dass eine Elterngeneration sagt: Die nächste Generation soll mehr für uns tun, als wir für unsere Eltern getan haben. Das ist kurzsichtig und unfair.“

Mit Blick auf den Ausstieg der FDP aus den Jamaika-Verhandlungen warf Kramer der FDP vor, nicht bis zum Ende verhandelt zu haben. Nach dem Abbruch seien „viele Unternehmer enttäuscht von der FDP“ gewesen. Dennoch stehe die Partei für das „klarste Konzept einer sozialen Marktwirtschaft“.

Eine Entfremdung der Wirtschaft sehe er daher nicht. Der BDA-Chef fügte hinzu: „Auf der Tribüne sitzen und warten, dass andere das Spielfeld betreten, ist keine Strategie. Dass verschiedene Parteien, davor zurückschrecken, zu regieren, habe ich zumindest noch nie erlebt. Das empfinde ich als verantwortungslos oder ängstlich.“ (fmg)

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