Washington. Steve Bannon hat großen Anteil an dem schnellen Aufstieg von Donald Trump. Nun erlebt der Polit-Stratege seinen eigenen tiefen Fall.

Demnächst jährt sich das Erscheinen eines denkwürdigen Titelbildes: Stephen Bannon in diabolisch-düsterer Denkerpose. Darunter schrieben die Macher des „Time“-Magazins die Zeile: „Der große Manipulator“. Damals, im Februar 2017, galt der 64-Jährige für manche in Washington als der heimliche Präsident Amerikas.

Als der Chefstratege, der Donald Trump seinen Kopf lieh und wie am Fließband jene rechts-nationalistische Politik ausstieß, die zum Markenzeichen des 45. US-Präsidenten geworden ist. Inzwischen ist Bannon seines Kopfes verlustig gegangen.

Schmähungen sind an die Stelle von Unterstützung getreten

Schmähungen gegen die Familie Trump im neuen Skandalbuch von Michael Wolff („Fire and Fury“) – vor allem der älteste Sohn Donald jr., Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner bekommen darin kiloweise ihr Fett weg – ließen den Mann aus Virginia tief in Ungnade fallen. Als er sich mit reichlich Verspätung lauwarm zu entschuldigen versuchte, war der Schaden irreparabel. Dem von Donald Trump öffentlich inszenierten Bruch mit Bannon folgte jetzt die zweite Zündstufe.

Trumps Ex-Berater Bannon rudert nach Kritik zurück

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    Auf Druck der erzkonservativen Milliardärsfamilie Mercer, die einst zehn Millionen Dollar in das Projekt gesteckt hat, verlor Bannon auch seinen Job als Leitwolf des wutbürgerlichen Propaganda-Portals „Breitbart News“, das vor allem als Plattform ul­trarechter Bewegungen („alt-right“) und Kämpfern gegen das politische Establishment Bedeutung erlangt hat.

    Über Nacht steht Bannon vor dem politischen Nichts

    Auch eine von ihm moderierte und millionenfach eingeschaltete Radiosendung wurde abgeschaltet. Beide Instrumente waren für den Rädelsführer der Nationalisten und rechten Globalisierungsgegner in den USA seit seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus im vergangenen Sommer von zentraler Bedeutung, um von außen Trumps „America zuerst“-Politik zu verstärken.

    Trump erklärt Ex-Chefstrategen Bannon für verrückt

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      Über Nacht steht der Mann, der Trump ab Sommer 2016 zielsicher durch die Untiefen des Wahlkampfs zum Sieg über die damals hoch favorisierte Demokratin Hillary Clinton manövrierte, vor dem politischen Nichts. „Steve Bannon hat sich selbst angezündet“, schreibt der Journalist Jonathan Swan süffisant, „und Trump hat ihn ausgelöscht.“

      Bannon hat es nicht geschafft, andere aufzuwiegeln

      Ohne Breitbart und auswärtige Finanzhilfen im Rücken, mutmaßen Analysten, ist der frühere Marinesoldat, Investmentbanker und Filmproduzent wirkungslos geworden. Sein Versuch, mit Blick auf die Kongress-Zwischenwahlen im kommenden November linientreue Republikaner gegen moderat-gemäßigte Amtsinhaber zu installieren, sei „grandios gescheitert“.

      Zuletzt hatte Bannon im Bundesstaat Alabama bei einer Nachwahl zum Senat auf den unter Missbrauchsverdacht stehenden Ex-Richter Roy Moore gesetzt, Trump dabei als Wahlkampfhelfer eingespannt und den Demokraten so zu einem unerwarteten und strategisch wichtigen Erfolg verholfen. Diesen Malus nahm Trump, der über Monate misstrauisch beobachtete, wie Bannon sich als graue Eminenz in Pose warf, sehr übel.

      Die Veröffentlichung des Anti-Trump-Buches von Michael Wolff brachte das Fass zum Überlaufen. Ob mit dem verglühten Kometen Bannon die Anbiederung Trumps an republikanische Extremisten und kompromisslose Wählerschichten vorbei ist, die eine Komplett-Revision der Politik von Vorgänger Obama fordern, ist noch nicht ausgemacht. Führende republikanische Kreise wollen bei Trump nun sogar einen leichten „Zug zur Mitte“ und eine „neue Bereitschaft zur Verständigung“ mit den bislang verfemten Demokraten festgestellt haben. Haltbarkeitsdatum? Unbekannt.