Berlin. 60 Prozent der Menschen aus Asylherkunftsstaaten, die angestellt sind, arbeiten als qualifizierte Fachkräfte. Dies zeigt eine Studie.

Flüchtlinge stehen dem deutschen Arbeitsmarkt nicht nur als ungelernte Hilfskräfte zur Verfügung. Eine aktuelle Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt, dass Menschen aus Asylherkunftsstaaten (vor allem Syrien, Afghanistan, Irak und Iran) keineswegs nur in Helfertätigkeiten arbeiten: Knapp 60 Prozent sind als qualifizierte Fachkräfte beschäftigt. 40 Prozent arbeiten als Hilfskräfte ohne Bildungsabschluss. 9,4 Prozent üben einen Beruf aus, der ein Diplom oder einen Master erfordert.

Aktuell sind etwa 140.000 Menschen aus den Hauptasylherkunftsländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Hierunter fallen auch Auszubildende und Praktikanten. Grundlage der Untersuchung, die dieser Redaktion exklusiv vorliegt, ist der Datenstand vom 31. März 2017. Die Daten stammen von der Bundesagentur für Arbeit.

In Großbetrieben ist die Quote geringer

Die Zahlen zeigen ein besonderes Engagement von kleinen und mittleren Betrieben bei der Beschäftigung dieser Menschen. Drei Viertel arbeiten in kleinen und mittleren Unternehmen. In Großbetrieben ist der Beschäftigungsanteil hingegen deutlich geringer: Während insgesamt in Deutschland jeder dritte Beschäftigte bei einem Großbetrieb arbeitet, ist es unter den Beschäftigten aus Asylländern nur knapp jeder Vierte.

Fast ein Viertel aller Beschäftigten aus den acht genannten Ländern sind Syrer. Ein weiteres Fünftel sind Afghanen, gefolgt von Irakern (15 Prozent) und Iranern (14 Prozent). Auffällig ist der hohe Anteil von Fachkräften unter den Afghanen mit mehr als 50 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr 2016 ist den Berechnungen zufolge die Beschäftigung mit knapp 47.000 Personen aus den acht Ländern deutlich gestiegen. Allerdings entfiel ein gutes Drittel des Anstiegs auf geringfügig Beschäftigte, Ende März 2017 waren es rund 50.000 der insgesamt 140.000 Beschäftigten.

Großteil der Beschäftigten im Dienstleistungssektor tätig

Am stärksten war der Anstieg bei der Beschäftigung von Syrern, deren Zahl sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt hat. Fast ein Fünftel der Beschäftigten aus Asylherkunftsstaaten ist im Wirtschaftszweig „Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ tätig (21,7 Prozent). Hierzu gehören etwa der Wach- und Sicherheitsdienst, die Gebäudebetreuung sowie der Garten- und Landschaftsbau.

Insgesamt liegt die Beschäftigungsquote aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland in diesem Bereich bei lediglich 7,2 Prozent. Somit seien Menschen aus Asylherkunftsländern hier deutlich überproportional vertreten, schreiben die Autoren.

Insgesamt wenige Menschen aus Asylherkunftsländern auf dem Arbeitsmarkt

Stark und ebenfalls deutlich häufiger als alle Beschäftigten sind Arbeitnehmer aus Asylherkunftsländern im Gastgewerbe tätig (16,9 Prozent zu insgesamt 3,2 Prozent). Am dritthäufigsten arbeiten diese Beschäftigte im Handel (einschließlich der Instandhaltung und Reparatur von Autos) (12,4 Prozent). Knapp jeder zehnte Beschäftigte aus Asylherkunftsstaaten ist im verarbeitenden Gewerbe (11,3 Prozent) oder im Gesundheits- und Sozialwesen (10,1 Prozent) angestellt.

Für die IW-Forscher zeigen die Daten „erste kleinere Erfolge“ bei der Arbeitsmarktintegration von Migranten. Insgesamt seien aber bislang erst wenige Menschen aus Asylherkunftsländern auf dem ersten Arbeitsmarkt und in Ausbildungsverhältnissen angekommen. Die Forscher sprechen sich dafür aus, dass Integrations- und Sprachkurse sowie Fördermaßnahmen nicht an einen Aufenthaltsstatus geknüpft sein sollten, sondern grundsätzlich allen Flüchtlingen zur Verfügung stehen sollten.