Kiel/Berlin. Für den Vorsitz der Grünen ist Robert Habeck bereit, einiges aufzugeben. Die Entscheidung sei ihm schwer gefallen, sagte der Politiker.

Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck will sein Ministeramt für den Grünen-Parteivorsitz aufgeben. „Die Entscheidung ist mir extrem schwer gefallen, weil ich viele Dinge gegeneinander abwägen musste“, sagte der Grünen-Politiker der „taz“. „Jetzt ist für mich der Moment gekommen, um zu sagen: Ich möchte gerne Bundesvorsitzender meiner Partei werden.“

Er werde sich beim Bundesparteitag im Januar zur Wahl stellen und sein Amt als Umwelt- und Agrarminister in Schleswig-Holstein nach einer Übergangszeit aufgeben, wenn er gewählt werde. Diese müsse „pi mal Daumen ein Jahr“ lang sein, sagte er der Zeitung.

Flügelstreit droht

Habeck betonte: „Wir befinden uns in einer definierenden Zeit – gesellschaftlich und als Partei.“ Altbekanntes löse sich auf, viele Menschen seien verunsichert und suchten Halt. „Ich sehe die große Chance, dass die Grünen eine bindende Kraft in der linken Mitte entfalten.“

Auch die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock kündigte am Wochenende an, für den Parteivorsitz zu kandidieren. Aus der bisherigen Doppelspitze will sich Cem Özdemir nach neun Jahren nicht nochmal zur Wahl stellen, Co-Chefin Simone Peter würde gern im Amt bleiben.

Die Kandidatur von Habeck und Baerbock, die beide an den Jamaika-Gesprächen von Union, FDP und Grünen beteiligt waren, könnte aber Ärger vor allem beim linken Parteiflügel auslösen. Den Grünen-Vorsitz teilen sich üblicherweise ein Mann und eine Frau, die normalerweise beide Parteiflügel vertreten - den realpolitischen und den linken. Habeck und Baerbock werden beide zu den Realos gezählt.

Habeck hat in der Partei viele Unterstützer

„Bisher sind wir gut mit der Quotierung nach Geschlechtern und Flügeln gefahren“, sagte Parteichefin Peter der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist gut, dass es uns Grünen nicht an geeignetem Spitzenpersonal mangelt, und auch ich werde mich einer Erneuerung nicht in den Weg stellen.“ Als Parteivorsitzende sei ihr vor allem wichtig, dass die gesamte Partei dabei mitgenommen werde.

Habeck hatte sich bereits als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl beworben und in einer Urwahl nur knapp gegen Parteichef Cem Özdemir verloren. Als möglicher Parteichef ist er schon lange im Gespräch und hat viele Unterstützer, darunter Özdemir.

Cem Özdemir (r) und Robert Habeck sprechen auf dem Parteitag  der Grünen miteinander. Habeck möchte Özdemir an der Parteispitze ablösen.
Cem Özdemir (r) und Robert Habeck sprechen auf dem Parteitag der Grünen miteinander. Habeck möchte Özdemir an der Parteispitze ablösen. © dpa | Ralf Hirschberger

Bei den Gesprächen über eine Jamaika-Koalition in Berlin spielte Habeck für die Grünen eine wichtige Rolle bei den Themen Landwirtschaft, Umwelt und Energie. Er hat Germanistik, Philosophie und Philologie studiert. Seit 2002 ist der gebürtige Lübecker bei den Grünen aktiv. (dpa)