Berlin. Immer mehr Menschen in Deutschland haben keine eigene Wohnung. Caritas und Wohnungslosenhilfe fordern ein Gipfeltreffen im Kanzleramt.

  • Immer mehr Menschen in Deutschland haben keine eigene Wohnung
  • Die Zahl wohnungsloser Menschen ist im Jahr 2016 auf 860.000 gestiegen
  • Caritas und Wohnungslosenhilfe fordern ein Gipfeltreffen im Kanzleramt

Die Zahl wohnungsloser Menschen ist im Jahr 2016 auf 860.000 gestiegen. Darunter fallen auch 440.000 anerkannte Asylbewerber. Im Vergleich zum Jahr 2014 ist das ein Anstieg von 150 Prozent. Diese Angaben beruhen auf Schätzungen der BAG Wohnungslosenhilfe (BAG W), die am Dienstag ihre aktuellen Daten vorgelegt hat.

Offiziell gibt es keine genauen Angaben, wie viele Menschen in Deutschland keine eigene Wohnung besitzen. Die BAG W bezieht sich in ihren Schätzungen auf Angaben von Hilfseinrichtungen in Deutschland. Bis 2018 rechnet man mit einem weiteren Anstieg um 350.000 auf insgesamt 1,2 Millionen.

Obdachlosigkeit ist nur ein Teil von Wohnungslosigkeit

Als wohnungslos werden Menschen bezeichnet, die über keinen eigenen Wohnraum verfügen. Sie leben meistens in kommunalen Notunterkünften oder anderen stationären Einrichtungen. Obdachlose hingegen leben auf der Straße, übernachten in selbst errichteten Zelten im Park, schlafen in U-Bahn-Stationen oder unter der Brücke. Obdachlosigkeit ist deswegen nur ein Teil von Wohnungslosigkeit.

Von Obdachlosigkeit sind nach Angaben der BAG W heute etwa 52.000 Menschen betroffen. Seit 2014 (circa 39.000) ist dies ein Anstieg um 33 Prozent, wobei die Zahl anerkannter Flüchtlinge nicht miteingerechnet wurde.

Mehr Aufmerksamkeit gefordert

Die Vorsitzende der BAG W, Karin Kühn appellierte an die Parteien, die eine neue Bundesregierung bilden wollen, die Lebenslagen von verarmten und wohnungslosen Menschen zur Kenntnis zu nehmen: „Sofort-Maßnahmen gegen den weiteren Anstieg der Wohnungslosigkeit gehören in einen Koalitionsvertrag.“

Vor dem Hintergrund der steigenden Zahl der Wohnungslosen, forderte Caritas-Direktorin Ulrike Kostka bereits vor einigen Tagen, dass der wachsenden Problematik mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse: „Wir wollen ein Gipfeltreffen zur Wohnungslosigkeit bei der Bundeskanzlerin. Ich erwarte, dass die Bundesebene das Thema als ihres wahrnimmt und anerkennt.“