Washington. Robert Mueller bewegt sich trittsicher in Zentrum der Russland-Affäre. Der Ex-FBI-Direktor könnte Trump wirklich gefährlich werden.

Donald Trump wollte den von „korrupten Eliten“ verursachten „Sumpf“ in Washington trockenlegen. Ein Jahr nach der Wahl steckt der amerikanische Präsident selbst tief im Treibsand einer Affäre, die ihn das Amt kosten kann.

Aus der dunklen Gewitterwolke namens Russland-Affäre hat es zum ersten Mal kräftig abgeregnet. Sonderermittler Robert Mueller hat mit der brutal klaren Anklage von zwei hochrangigen Trumpianern und dem sensationellen Schuldeingeständnis eines dritten eindrucksvoll seine Folterwerkzeuge gezeigt.

Persönliche Verstrickung nicht bewiesen

Donald Trumps hartnäckige Beteuerung, die Russland-Affäre sei eine böswillige Erfindung der Demokraten, des „tiefen Staates“ und/oder der „Lügenpresse“, ist endgültig hinfällig. Auch wenn eine persönliche Verstrickung Trumps in die zwischen Sabo­tage und Störmanöver angesiedelten Aktivitäten der Computerkrieger von Wladimir Putin bisher nicht bewiesen ist. Aber der Tag ist noch jung.

Russland-Affäre: Trumps früherer Wahlkampfmanager unter Anklage

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    Mueller bewegt sich von der Peripherie des Skandals trittsicher in Richtung Zentrum. Mit Paul Manafort und Rick Gates hat er zwei Kandidaten von Gewicht am Haken. Schweigen sie, sind für sie bei einer Verurteilung leicht 20 Jahre Gefängnis fällig. Singen sie wie die Kanarienvögel und legen das Innerste des Schurkenstücks frei, das Moskau mit Team Trump inszeniert haben soll, werden wahrscheinlich auch einige Arien auf den Chef gemünzt sein.

    Hauptsache Clinton wird beschädigt

    Mit George Papadopoulos hat Robert Mueller zudem einen Rohdiamanten. Der Mann ist lebender Beweis dafür, dass sich Trumpianer vor der Wahl sehr wohl mit den Russen ins Bett zu legen bereit waren. Hauptsache: Clinton wird dabei beschädigt.

    Dass und wie Mueller die Personalie Papadopoulos öffentlich gemacht hat, ist ein Warnschuss in die Herzkammer von Team Trump: Wir bluffen nicht. Wir haben Fakten. Und wir kommen.

    Carter Page. Michael Flynn. Jared Kushner. Roger Stone. Jeff Sessions. Sie alle müssen sich nun noch wärmer anziehen. Denn viel spricht dafür, dass Mueller und seine Top-Fahnder bereits weit mehr in petto haben, als sie bislang zu erkennen geben.

    Klima wird ruppiger

    Und mit jeder Personalie, die in den kommenden Wochen Schlagzeilen schreibt, wächst im Oval Office der Verdruss. Zumal mehrere Kongress-Ausschüsse die Brotkrumen begierig auflesen und in Anhörungsmaterial verwandeln werden, die aus dem Dunstkreis Muellers herunterfallen.

    Politisch wird die Russland-Affäre damit für Donald Trump eine sich im Zeitlupentempo zuziehende Schlinge. Die ohnehin katastrophalen Umfragewerte werden weiter sinken. Das Klima für dringend benötigte legislative ­Erfolge (Ersatz für die Krankenver­sicherung Obamacare, Verabschiedung der Steuerreform) wird ruppiger.

    Kopflose Entlassungen führten zu Situation

    Die Leidensfähigkeit der Republikaner, den Totengräber ihrer Partei weiter mit der Faust in der Tasche zu ertragen, wird erschöpfen. Und zwar völlig unab­hängig von der Frage, ob Donald Trump persönlich von den klandestinen Machenschaften seiner Strategen wusste.

    Dass Trump diesem Treiben schweigend und diszipliniert zusehen wird, ist kaum vorstellbar. Am Ende könnte ein Szenario stehen, in dem sich Donald Trump, der mit der kopflosen Entlassung von FBI-Chef James Comey die jetzige Situation erst herbeigeführt hat, selbst zu Fall bringt. Dann nämlich, wenn er Sonderermittler Mueller gegen alle Versprechungen vorzeitig feuern würde. Selbst die rückgratlosesten Republikaner im Parlament könnten sich dann einem Amtsenthebungsverfahren wohl nicht verweigern.