Essen. Laut Behörden arbeiten Rocker der „Osmanen Germania“ mit dem türkischen Geheimdienst zusammen. Sie gehen offenbar gegen Kritiker vor.

Der erst 2015 gegründete Rocker-Club „Osmanen Germania“ arbeitet offenbar eng mit türkischen Sicherheitsbehörden zusammen. Das berichtet der „Bonner General-Anzeiger“ und bezieht sich dabei auf einen noch unveröffentlichten Bericht des NRW-Innenministeriums für den Landtag, der der Redaktion vorliege.

Hinweise auf Verbindungen zwischen den Osmanen-Rockern und dem türkischen Geheimdienst MIT gab es in der Vergangenheit immer wieder. Bei den „Osmanen Germania“ handelt es sich um eine türkisch-nationalistische, rockerähnliche Bande – es soll sich um eine höchst politische Gruppe handeln, die aggressiv gegen Kurden und Anhänger der Gülen-Bewegung vorgeht.

Osmanen gegen Kurden, Linke und Gülen-Anhänger

Der Club hat nach eigenen Angaben rund 2500 Mitglieder und gilt als die derzeit am schnellsten wachsende Organisation im Rockermilieu. Die Spuren der relativ neuen Gruppe führen in den April 2015 zurück. Da habe sich laut Dietmar Kneib, Dezernatsleiter im Landeskriminalamt (LKA), die Gemeinschaft in Hessen aus den „Turkey Nomads“ gebildet, die einmal Hells Angels waren.

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    Dem Bericht des General-Anzeigers zufolge erklärt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), dass „türkische Behörden die Aktivitäten der Osmanen Germania BC in Deutschland als Terrorbekämpfung bewerten – also gegen die PKK, linksextremistische Türken und die Gülen-Bewegung gerichtet – und diese unterstützt.“

    Türken, Iraker und Deutsche sind Mitglieder

    Manche Experten sehen enge Verbindungen zwischen den „Osmanen“ und der Regierungspartei AKP. Andere erkennen hier keine strukturelle Unterstützung. „Es gibt sicher einzelne Akteure der Rockergruppe ‚Osmanen‘, die politisch aktiv sind und auch klar für Erdogan eintreten“, sagt Oliver Huth, Experte für Rocker-Gruppen und stellvertretender Landesvorsitzender des BDK in Nordrhein-Westfalen, dieser Redaktion noch im März.

    „Doch insgesamt ist diese Gruppe sehr heterogen, nicht nur türkische Staatsbürger mischen dort mit, sondern etwa auch Iraker und Deutsche. Auch viele Kurden konnten wir im Umfeld der ‚Osmanen‘ feststellen.“

    Waffengeschäfte und Erpressung

    In NRW haben sich die Rocker, die nach eigener Aussage ein Boxclub und kein Motorrad-Club sind, unter anderem in Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Köln und Münster niedergelassen. Das Landeskriminalamt habe die „Osmanen Germania“ genau im Blick, teilen die Behörden mit. Einigen Mitglieder sollen kriminelle Machenschaften verstrickt sein.

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      Das Spektrum reiche – wie bei anderen Rockerclubs auch – von Waffen- und Drogengeschäften über Erpressung bis zur Gewalt. Bei einer Razzia im Dezember 2016 in Gelsenkirchen stellten die Beamten drei Schreckschusspistolen, einen Totschläger und ein Einhand-Messer sicher.

      Zusammenstöße mit linken Gruppen

      Laut Innenminister Reul kam es in Deutschland außerdem mehrfach „zu Zusammenstößen der „Osmanen Germania“ mit linksgerichteten türkischen Gruppierungen. Darüber hinaus waren die Rocker auch bei Veranstaltungen, die von regierungsnahen türkischen Organisationen in Deutschland durchgeführt wurden, als Veranstaltungsschutz aktiv. (sat)

      Dieser Text ist zuerst auf waz.de erschienen.